Energieeffiziente Gebäude spielen eine zentrale Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045. Der Gebäudesektor verursacht ein Drittel der CO2-Emissionen, was eine nachhaltige Transformation unumgänglich macht. Wohngebäude stehen oft im Fokus. Doch auch Büros, Gewerbehallen oder Schulen weisen einen hohen Sanierungsbedarf auf und stellen aufgrund ihrer Vielfalt und Nutzung eigene Herausforderungen.
Der KfW-Förderstandard Effizienzhaus 40 (EH 40) schafft Anreize für anspruchsvolle Sanierungen im Bestand. Er markiert einen Paradigmenwechsel mit Blick auf eine effiziente Bestandsumwandlung und klare Ziele für Primärenergieverbrauch und CO2-Bilanz. Energiebilanz, Lebenszyklusnachhaltigkeit und Nutzung erneuerbarer Energien stehen im Mittelpunkt.
Das EH-40-Level verlangt 40 Prozent des Primärenergiebedarfs und 55 Prozent des Transmissionswärmeverlusts des Referenzgebäudes nach Gebäudeenergiegesetz (GEG). Teamleiter Jonathan Flesch von der Deutschen Energie-Agentur (Dena) verweist auf zwei Studien, die zeigen, dass der Verbrauch an Raumwärme und Trinkwarmwasser bis 2045 mehr als halbiert und Nutzerstrom um ein Drittel reduziert werden müssen [1][2]. Der Standard EH 55 reicht dafür nicht aus, erst mit dem EH-40-Level werden die nötigen Einsparungen erreicht.
Der EH-40-Standard setzt Maßstäbe für künftige Gebäudesanierungen mit hoher Energieeffizienz, verlangt aber planungsintensive Investitionen. So analysiert die zweite Studie den Investitionsbedarf bei öffentlichen Nichtwohngebäuden auf EH-40-Niveau. Ergebnis: Die Investitionen sind hoch, aber Betriebskosten sinken deutlich. In manchen Szenarien ergeben sich zwar höhere Kosten als bei einer Sanierung auf das GEG-Mindestniveau, sie werden jedoch durch energiebedingte Einsparungen kompensiert. Laut Flesch tragen die Kosten für eine gedämmte Gebäudehülle und insbesondere für die erforderliche Lüftung mit Wärmerückgewinnung wesentlich zum finanziellen Mehraufwand bei.
Die strengen Vorgaben bieten Kreditinstituten und Bauherren Sicherheit, machen die Umsetzung aber teurer. Flesch schlägt deshalb vor, für Nichtwohngebäude statt strenger Dämmvorgaben maximale Verbrauchsgarantien nach Maßnahmenumsetzung zu nutzen, wie es beim Energiespar-Contracting üblich ist.
Wie Bafa und KfW fördern
Die KfW-Programme bieten vielfältige Fördermöglichkeiten für die energetische Sanierung von Nichtwohngebäuden. Hierbei stehen Kredite mit beachtlichen Tilgungszuschüssen bereit, die sich an den ambitionierten Effizienzhausstufen EH 40, 55, 70 und 85 orientieren. Für Neubauten ist ausschließlich der EH-40-Standard mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) relevant, während für Sanierungen weiterhin eine Staffelung gilt.
Gefördert werden beim EH 40 sowohl reine Sanierungen als auch Varianten mit Erneuerbare-Energien-Bonus, Nachhaltigkeitszertifikaten oder serieller Sanierung. Die Anforderungen sind spürbar strenger als beim EH 55 oder EH 70, die Förderquoten steigen mit sinkender Kennziffer. Fossile Brennstoffe sind weitgehend ausgeschlossen, digitale sowie nachhaltigkeitsbezogene Lösungen werden zunehmend Pflicht. So setzt EH 40 neue Maßstäbe für klimafreundliches Bauen und bietet attraktive Förderanreize für Vorreiter der Sanierungswende.
Mandy Pastohr, Präsidentin des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa), verweist auf die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) als passendes Instrument für die Sanierung von Nichtwohngebäuden. Die Umsetzung erfolgt gemeinsam durch Bafa und KfW. Es umfasst vier Teilprogramme: Einzelmaßnahmen (BEG EM), Wohngebäude (BEG WG), Nichtwohngebäude (BEG NWG) und klimafreundlicher Neubau (BEG KfW).
Während das Bafa Einzelmaßnahmen an Gebäudehüllen, an Anlagentechnik sowie Heizungsoptimierungen bei Bestandsgebäuden fördert, ist die KfW für systemische Maßnahmen bei Neubau und Sanierung zuständig, also wenn Gebäude von Anfang an auf einen Effizienzstandard wie EH 40 geplant werden. Außerdem unterstützt die KfW klimafreundliche Heizungen mit Zuschüssen. Das Bafa betreut ausschließlich einzelne Maßnahmen bei Bestandsgebäuden, sodass eine Sanierung schrittweise erfolgen kann und es keine Pflicht ist, sofort einen Effizienzstandard zu erreichen. Eine doppelte Antragstellung für ein und dieselbe Investition bei Bafa und KfW ist ausgeschlossen, die Teilprogramme können aber kombiniert werden.
Diese Förderstrukturen ermöglichen es Bauherren und Investoren, Sanierungsmaßnahmen flexibel und zielgerichtet umzusetzen – von der einfachen Dämmung bis hin zur umfassenden Sanierung zum Effizienzgebäude 40.
Nachhaltig sanieren
Die neue Förderlandschaft für das EH-40-Nichtwohngebäude kombiniert technische Sanierungen, erneuerbare Energien und eine umfassende Nachhaltigkeitsbewertung, etwa durch das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). Sanierungsvorhaben profitieren von Zusatzboni für die Erneuerbare-Energien-Klasse, serielle Sanierung oder „Worst Performing Buildings“, wodurch die Zuschüsse bis zu 45 Prozent der Investitionskosten ausmachen können.
Für Planung und Baubegleitung gibt es zusätzliche Anreize: Die KfW fördert Energieeffizienzexperten mit einem Zuschuss von bis zu 50 Prozent, und auch die QNG-Zertifizierung mit hohen Nachhaltigkeitsansprüchen kann gefördert werden. Das QNG ist seit 2025 für Neubauten verpflichtend und bewertet Umweltwirkung, Ressourcenverbrauch und soziale Aspekte über den gesamten Lebenszyklus. Bei Sanierungen ist das Zertifikat freiwillig, aber attraktiv für eine maximale Förderung.
„Innerhalb der BEG ist die fachkundige Begleitung der Sanierungsmaßnahmen entscheidend für die Qualität der Umsetzung“, erklärt Bafa-Präsidentin Mandy Pastohr. Das Bafa fördert die energetische Fachplanung und Baubegleitung von Einzelmaßnahmen mit Zuschüssen von bis zu 50 Prozent. Darüber hinaus unterstützt es die Energieberatung für Nichtwohngebäude im Bestand und Neubau.
Für das Effizienzgebäude 40 sind mehrere technische Maßnahmen entscheidend, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, um energetische Schwächen zu beheben und Zukunftsfähigkeit zu gewährleisten. Dazu gehören:
Kosten senken und Werte steigern
Der Effizienzhaus-40-Standard eröffnet Planern, Betreibern und Investoren bedeutende wirtschaftliche Vorteile. Umfangreiche Fördermittel, darunter zinsgünstige Kredite, Tilgungszuschüsse und Boni, mindern die Investitionskosten für energieeffiziente Sanierungen und Neubauten deutlich. Gleichzeitig senkt der niedrigere Energiebedarf dauerhaft die Betriebskosten, was Budgets entlastet und langfristige Planungssicherheit schafft.
Nach EH-40-Standard sanierte Gebäude überzeugen durch bessere Bauqualität, höheren Nutzerkomfort und steigende Marktwerte. Die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien macht sie zu attraktiven Anlagen für Investoren und Betreiber. Außerdem bereiten sie sich mit dem Standard auf verschärfte gesetzliche Vorgaben vor, etwa bei der Energiegesetzgebung oder CO₂-Bepreisung. Fördermittel werden so zum Wettbewerbsfaktor, unterstreichen die Nachhaltigkeit der Gebäude und mindern Risiken durch Energiepreisschwankungen.
Die KfW-Förderstandards für das Effizienzhaus 40 treiben Innovation und Nachhaltigkeit in der Gebäudebranche voran. Für eine erfolgreiche Planung und Umsetzung energetischer Sanierungen empfiehlt sich die frühzeitige Einbindung von Förderexperten sowie die Berücksichtigung technischer und regulatorischer Vorgaben. Digitale Tools und Gebäudeautomation sind dabei zentral, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen und die Förderquote zu maximieren.
Die Orientierung an den EH-40-Standards, verbunden mit Nachhaltigkeitskriterien, sichert Zukunftsfähigkeit und wirtschaftliche Attraktivität von Nichtwohngebäuden. Dena-Mitarbeiter Flesch verweist als Best-Practice-Beispiel auf die serielle Sanierung einer Schulturnhalle in der Südeifel. Das 1971 erbaute Gebäude wurde durch Vorfertigung hochgedämmter Holzfassadenelemente, Dachbegrünung, Photovoltaik und LED-Technik auf den EH-40-Standard gebracht. Die Sanierung erzielt eine Primärenergieeinsparung von 94 Prozent.
Flesch weist außerdem auf die kurzfristig auslaufende Innovationsklausel (§103 (3) GEG) hin, die bei der EH-40-Sanierung erlaubte, die zulässigen Wärmedurchgangskoeffizienten um bis zu 40 Prozent zu überschreiten, sofern die Anforderung an den Primärenergiebedarf erfüllt wird. Dies bietet Chancen, dort zu dämmen, wo der größte Energieeinspareffekt erzielt wird.
Insgesamt bieten die KfW-EH-40-Standards eine zukunftsfähige Grundlage für eine klimafreundliche, nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Gebäudetransformation. Planer, Investoren und Eigentümer sind gut beraten, diese Standards konsequent zu verfolgen und frühzeitig Fördermittel sowie innovative Konzepte zu nutzen, um sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile zu realisieren.
Literatur
[1] Deutsche Energie-Agentur: Fit für 2045 – Zielparameter für Nichtwohngebäude im Bestand, https://t1p.de/GEB250865
[2] Deutsche Energie-Agentur: Fit für 2045 (Teil 2) – Investitionsbedarf für die Transformation öffentlicher Nichtwohngebäude, https://t1p.de/GEB250866



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Was bedeutet Effizienzhaus 40?
Ein Effizienzhaus 40 (EH 40) ist ein energetischer Standard, bei dem der Jahres-Primärenergiebedarf höchstens 40 Prozent des zulässigen Referenzgebäudes nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) beträgt. Das heißt, es verbraucht 60 Prozent weniger Energie für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Kühlung als ein Neubau nach Mindeststandards.
Der Transmissionswärmeverlust darf maximal 55 Prozent des GEG-Grenzwerts betragen. Zusätzlich sind erneuerbare Energien und nachhaltige Baustoffe vorgegeben. Der EH 40-Standard gilt für Neubauten und Sanierungen und ist KfW-Förderstandard. Fachkundige Energieberatung ist Pflicht. Zudem gibt es folgende Unterklassen:
Förderübersicht KfW für Nichtwohngebäude
Die KfW bietet mehrere Förderprogramme für energetische Sanierung, klimafreundlichen Neubau und Heizungsmodernisierung bei Nichtwohngebäuden. Die Programme bieten zinsgünstige Kredite, Tilgungszuschüsse und Zuschüsse zur Verbesserung der Energieeffizienz und CO2-Reduktion in Nichtwohngebäuden.
Bonusprogramme bei der KfW-Förderung 2025
Diese Bonusprogramme erhöhen den Förderanteil und setzen gezielte Anreize zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie innovativer Sanierungsmethoden.
Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG)
Das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) ist ein staatliches Gütesiegel, das nachhaltiges Bauen fördert und eine transparente Bewertung von ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Qualität bietet. Es wurde vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen entwickelt, um einheitliche Standards für nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben zu schaffen.
Zur Vergabe des QNG müssen Gebäude bestimmte Anforderungen in Bereichen wie Umweltwirkungen, Lebenszykluskosten, Nutzerkomfort, Ressourceneffizienz, Barrierefreiheit und Bauprozessqualität erfüllen. Die Zertifizierung erfolgt durch akkreditierte Stellen auf Basis registrierter nachhaltiger Bewertungssysteme.
Das Siegel wird in zwei Qualitätsniveaus vergeben:
Das QNG ist in der Neubauförderung seit 2025 verpflichtend und gilt auch für umfassende Sanierungen. Es motiviert Bauherren, Fördermittel zu beantragen und schafft Mehrwert durch verbesserte Transparenz und Wertbeständigkeit am Immobilienmarkt.
Paradigmenwechsel durch den neuen KfW-Förderstandard EH 40
Der Effizienzhaus-40-Standard markiert einen grundlegenden Wandel im Gebäudesektor. Er setzt starke Impulse zur umfassenden energetischen Transformation des Bestands und fördert nicht mehr nur Neubauten, sondern vor allem ambitionierte Sanierungen mit anspruchsvollen Anforderungen an Primärenergiebedarf und CO2-Bilanz. Wichtige Erkenntnisse:
Dieser neue Förderstandard macht Investitionen in energieeffiziente und nachhaltige Gebäude finanziell attraktiver und ist ein entscheidender Treiber für die Erreichung der Klimaziele bis 2045.
GEB Dossier
Grundlegende Informationen zum Thema finden Sie auch in unserem Dossier Nichtwohnungsbau mit Beiträgen und News aus dem GEB:
www.geb-info.de/nichtwohnungsbau