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Neuheiten von der BAU 2023

Im Zeichen der Nachhaltigkeit

Nachdem die BAU 2021 eine reine Online-Veranstaltung gewesen war, bot die sehnsüchtig erwartete Ausgabe 2023 endlich wieder live und zum Anfassen das komplette Leistungsspektrum der Branche, in 19 Hallen und auf 200 000 Quadratmetern. Um Struktur in die Überfülle zu bringen, hatten die Organisatoren fünf Leitthemen vorgeschlagen, die, so darf man wohl sagen, hier und da fließend ineinander übergingen: Herausforderung Klimawandel, Digitale Transformation, Zukunft des Wohnens, Ressourcen + Recycling sowie Modulares, serielles, vorgefertigtes Bauen. Gerade im Bereich der Gebäudehülle, ob es nun Dämmstoffe, Baustoffe oder Bauteile betraf, stieß man überall auf diese fließenden Übergänge.

Gut auf den Punkt brachte das Kommunikationsleiter Jürgen Benitz-Wildenburg vom ift Rosenheim am Beispiel der Fenster. In Sachen Wärmeschutz hätte man viel erreicht, dank U-Werten von 0,8 W/(m²K) sorgten Fenster heute auf den Ost-, Süd- und Westseiten während der Heizperiode für Energiegewinne. In Anbetracht des Klimawandels jedoch, der lebensbedrohliche Hitzeperioden mit sich bringe, werde in Zukunft eine wirksame Verschattung immer wichtiger, auch eine höhere Windlast müsse mit einkalkuliert werden. Außerdem müsse stärker auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft hingearbeitet werden, durch Verringerung des Anteils an Grauer Energie in den Endprodukten, auch durch nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen, durch mehr Recycling.

Beim Glas sei das schwierig, da die Produktion von Floatglas hochreine Ausgangsstoffe erfordere. Flachglas aus Altfenstern sei zu stark verunreinigt, erfülle derzeit die hohen Anforderungen nicht. Besser stehe es um die Rahmen, zumindest was Aluminium und Kunststoff angehe. Aluminium sei in dieser Hinsicht unkompliziert, „da es sich ohne Qualitätsverlust beliebig oft recyceln lässt“, so Benitz-Wildenburg.

Hueck System, Produzent von Fenster-, Türen- und Fassadensystemen aus Aluminium, arbeitet gemeinsam mit Saint Gobain und Semperit an einem Pilotprojekt. Ziel ist es, das komplette Produkt in den Kreislauf zurückbringen zu können, erklärte Rainer Walloner, zuständig für Vertrieb.

Bei PVC erhöhen die Hersteller den Anteil an Recyclaten stetig. Holzprofile hingegen sind derzeit noch eher schwer wiederzuverwerten, aufgrund der Lacke und Grundierungen, doch setzt hier ein Umdenken ein.

Die Organisatoren der BAU, die ein wichtiger Treffpunkt für Architekten, Handwerker, Planer, ebenso wie für Hersteller und Energieberater ist, sind zufrieden: Nach dem Ausfall der 2021er-Ausgabe als Präsenzveranstaltung verzeichnete die diesjährige Messe vom 17. bis zum 22. April 190 000 Besucher. 2260 Aussteller aus 49 Ländern stellten Produkte und Dienstleistungen vor, Vorträge auf Foren und Kongressen drehten sich um Digitalisierung, modulares und serielles Bauen, nicht zuletzt aber immer wieder um Nachhaltigkeit, in all ihren Aspekten.

Bild: Fabian Kauschke

Die Organisatoren der BAU, die ein wichtiger Treffpunkt für Architekten, Handwerker, Planer, ebenso wie für Hersteller und Energieberater ist, sind zufrieden: Nach dem Ausfall der 2021er-Ausgabe als Präsenzveranstaltung verzeichnete die diesjährige Messe vom 17. bis zum 22. April 190 000 Besucher. 2260 Aussteller aus 49 Ländern stellten Produkte und Dienstleistungen vor, Vorträge auf Foren und Kongressen drehten sich um Digitalisierung, modulares und serielles Bauen, nicht zuletzt aber immer wieder um Nachhaltigkeit, in all ihren Aspekten.

Wärmeschutz perfektionieren

Abgehakt ist der Punkt Wärmeschutz selbstverständlich nicht, zumal bezogen auf die Gebäudehülle insgesamt. Auch in diesem Bereich, dem der Produzenten von Dämmlösungen, bekam man Innovationen zu sehen, wobei jedoch von einem echten Überblick nicht die Rede sein konnte, waren doch Big Player wie Saint Gobain Weber und Sto nicht erschienen.

Die letzten Wärmelecks zu schließen, das hat sich das Unternehmen Schöck auf die Fahnen geschrieben, Erfinder des Isokorbs, der tragenden Dämmung zwischen Balkon und Gebäude. Mit der Produktlinie Sconnex bietet Schöck darüber hinaus eine Lösung zur tragenden Wärmedämmung für Stahlbetonstützen und Stahlbetonwände. Auf eine Flankendämmung könne verzichtet werden, was schlanke Konstruktionen ermögliche. Eigens für Stützen wurde Sconnex P entwickelt. Die jüngst erweiterte allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ/aBG) des DIBt schaffe mehr Gestaltungsfreiräume für Architekten und Tragwerksplaner. „Durch diese erweiterte Zulassung erhöht sich die mögliche Traglastübertragung über den Stützenanschluss auf bis zu 3750 Kilo-Newton – das ist das Dreifache der bisher erreichbaren Werte …“, heißt es in einer aktuellen Pressemeldung des Unternehmens.

In Zusammenarbeit mit der Deutschen Rockwool hat das Baden-Badener Unternehmen ein System zur nachträglichen Fassadendämmung erdacht, mit dem sich noch intakte, aber zu dünne Wärmedämm-Verbundsysteme aufdoppeln lassen, und zwar brandschutztechnisch einwandfrei, für die Gebäudeklassen 1 bis 5. Von Rockwool kommt die Dämmung, das Produkt Fixrock, von Schöck der isolierende Fassadenanker, der unter anderem aus Glasfaserverbundstoff besteht. Unterschiedliche Fassadenverkleidungen sollen möglich sein. Die Variante mit vorgehängter, hinterlüfteter Fassade verfügt über eine Bauartgenehmigung des DIBt (Z-10.3-909). Die Wärmeleitfähigkeit der Halterungen sei um den Faktor von beinahe 300 geringer als die von Aluminium-Halterungen, infolgedessen könne die Dämmstärke um 50 Prozent reduziert werden.

Härter im Nehmen

Klimarobustheit ist Teil des nachhaltigen Bauens, und vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel und anderen Herausforderungen sind in diesem Zusammenhang auch die offenen Baustellen, die vorübergehenden Baustopps, die längeren Zwangspausen auf dem Bau zu nennen. Ärgerlich vor allem, wenn witterungsbedingt die halbfertige Bausubstanz gefährdet ist. Die Firma Pro Clima, Anbieter von Lösungen im Bereich Bauwerksabdichtung, hat hier zum Beispiel die Unterdeckbahn Solitex Mento 3000 im Programm, die vier Monate Freibewitterung anstandslos wegstecken und auch in Sachen Alterungs- und Hitzebeständigkeit höchsten Ansprüchen genügen soll. Gerade vor dem Hintergrund der heißeren Sommer und der zu erwartenden längeren Hitzeperioden sicher eine wünschenswerte Eigenschaft. Jetzt neu ist laut Unternehmen ebenfalls eine transparente Folie zum Bauzeitenschutz, Solitex Adhero, interessant nicht zuletzt für den Holzbau.

Tragendes Wärmedämmelement für Stahlbetonstützen, zugelassen für den Einsatz am Stützenkopf

Bild: Schöck

Tragendes Wärmedämmelement für Stahlbetonstützen, zugelassen für den Einsatz am Stützenkopf

Mehr Kreislauf wagen

Welch unterschiedliche Ansatzpunkte es in puncto Nachhaltigkeit gibt, zeigt eine Initiative des Dämmstoffherstellers Gutex. Seit Jahresbeginn würden sämtliche Produkte nur noch auf Retour-Paletten ausgeliefert. „Mit der Rückführung und Wiederverwendung vermeiden wir pro 100 000 Retour-Paletten im Durchschnitt 1700 Tonnen CO2“, erklärt Geschäftsführer Claudio Thoma. Ein Kooperationspartner hole die Paletten bei Händlern und auf Baustellen kostenlos wieder ab.

Gutex, seit je engagiert im Bereich der Holzfaserdämmung, zeigte auf seinem Stand mehrere Lösungen für Dämmung in Neubau und im Bestand. Hervor stach insbesondere die laut Unternehmen unter anderem dank einer patentierten Nut-und-Feder-Verbindung regensichere Unterdeckplatte Ultratherm, die einerseits isoliert, andererseits die Dachkonstruktion bei Bauunterbrechungen vor Nässe schützt, auch vor starken Niederschlägen, und die ab einer Dachneigung von 15 Grad zugelassen ist. Demnächst soll dieses Produkt eine Cradle-to-Cradle-Zertifizierung erhalten, wann genau, stand zum Zeitpunkt der Messe noch nicht fest.

Bei Steico stand das Thema Verarbeitungsgeschwindigkeit im Mittelpunkt. Das Einblasmaterial Steicozell lasse sich in Kombination mit der neuen G4 Easyfloc Einblasplatte viel schneller einbringen, schreibt das Unternehmen.

Hersteller Puren zeigte mit G Purenit einen Funktionswerkstoff aus Polyurethan, der mit Holzbearbeitungsmaschinen bearbeitet werden kann und recycelbar ist. Außerdem im Programm: die Fassadendämmstoffe Purenotherm WDVS, die laut dem Unternehmen seit neuestem auch mit Hartbelägen kombiniert werden können, also etwa mit Klinkerriemchen oder keramischen Fliesen.

Mineralisch und nachhaltig

Was fast alle Aussteller umtreibt, zumal die im Bereich Zement, Beton und Stahlbeton, ist ihr CO2-Fußabdruck. Der Baustoffproduzent Holcim bietet schon länger Carbon Prestressed Concrete oder CPC an, Betonelemente mit vorgespannter Carbonbewehrung, dazu Recyclingbeton, unter dem Markennamen R-Pact. Neu seien Umweltproduktdeklarationen, die die CO2-Reduzierung im Herstellungsprozess bescheinigen: sämtliche Zemente verfügten jetzt über entsprechende EPDs.

Aber auch über den Ausgangsmaterial von Dach- und Mauerziegeln oder Klinkern muss man sich Gedanken machen: über Ton. Tonziegel werden darüber hinaus unter hohem Energieeinsatz gebrannt. Die Firma Leipfinger Bader mit Sitz im bayrischen Vatersdorf will nun mit ihrem „Kaltziegel“ diese zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie sammelt über ein Rücknahmesystem Ziegelreste, lässt sie im Werk vermahlen, setzt ein Bindemittel hinzu und formt neue Ziegel, die sie energiesparend an der Luft trocknen lässt. Die seien zur Erstellung von Innenwänden geeignet und erzielten dank ihrer hohen Rohdichte sehr gute Schalldämmwerte.

Aluminium dekarbonisieren

Der Fenster- und Fassadenhersteller Schüco bietet mit Carbon Control eine Kombination aus Produkten und Planungshilfen an, mit der zum Beispiel Architekturbüros von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zum Rückbau die CO2-Emissionen beziehungsweise den CO2-Fußabdruck ihres Projektes im Griff haben, von Vorteil, wenn sie etwa Zertifikate wie QNG oder ein DGNB-Zertifikat beziehungsweise Zertifikate gemäß LEED oder BREEAM anstreben. Förderlich wäre etwa die Wahl Cradle-to-Cradle-zertifizierter Produkte beziehungsweise von Produkten der beiden neuen Aluminiumgüten Low Carbon (LC) und Ultra Low Carbon (ULC).

Wicona, Tochter des Aluminiumherstellers Hydro, hat Fenster-, Tür- und Fassadensysteme aus einer zu 100 Prozent aus End-of-Life-Aluminium bestehenden Legierung im Angebot, die den Namen Hydro CIRCAL 100R trägt. So wird der an sich CO2-intensiven Aluminium-Produktion ein Schnippchen geschlagen: pro Kilogramm sollen lediglich 0,5 Kilogramm Kohlendioxid anfallen. Primäraluminium sei nicht enthalten.

Ähnlich wie Aluminium lässt sich PVC recht einfach wiederverwerten. Ein entsprechendes Produkt hat unter anderem Salamander Windows im Portfolio, das Greta-Fenster, mit einem Rahmenprofil, das zu 100 Prozent aus Altfenstern und Produktionsresten hergestellt wird und Dämmwerte auf Passiv-
hausniveau bieten soll. Es soll in Kürze eine eigene Verschattungslösung erhalten, die zur BAU 2023 noch nicht präsentationsreif war. Als Prototyp wurde ein Fenster gezeigt, dem Gerstenspelzen beigemischt wurden, um den PVC-Anteil zu reduzieren.

Soll Dekarbonisierung erfolgreich sein, muss sie über alle vier Phasen geführt werden, von der Planung (Design) über den Bau (Build) und die Nutzung (Operate) bis zum Rückbau (Recycle).

Bild: Schüco

Soll Dekarbonisierung erfolgreich sein, muss sie über alle vier Phasen geführt werden, von der Planung (Design) über den Bau (Build) und die Nutzung (Operate) bis zum Rückbau (Recycle).

Aktive Gebäudehülle

Gut gedämmte, gut abgedichtete Gebäudehüllen sind die stillen, besser: die stummen Helden der Energiewende. Es brummt, summt und blinkt nichts, sie tun im eigentlichen Sinne nichts. Aber sie bremsen Wärmeflüsse, in Form von Konvektion und von Transmission, und tragen damit ganz wesentlich zur Senkung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen von Gebäuden bei.

Doch einzelne dieser sogenannten passiven Bauteile können durchaus eine aktive Rolle in der Nutzungsphase spielen, sowohl die Energiebilanz des Gebäudes verbessern, indem sie sommerliche Wärmeeinträge und den zur Kühlung notwendigen Energieaufwand vermindern, als auch das Innenraumklima optimieren. Beispielsweise Fenster und Verglasungen, sofern sie mit smarter Verschattungstechnik ausgerüstet werden.

Warema, Anbieter von Sonnenschutzlösungen, hat seine Steuerung Omnexo für größere Gebäude jetzt so erweitert, dass sie von jedem browserfähigen Endgerät aus zu bedienen ist, also auch per Smartphone oder Tablet. Am Warema-Stand wurde die dazugehörige Wetterstation gezeigt, die ohne verschleißanfällige, bewegliche Teile auskommt, zum Beispiel die Windgeschwindigkeit mittels Ultraschallsensor misst. Um auch bei starkem Wind Verschattung gewährleisten und Überhitzung vorbeugen zu können, empfiehlt Warema seine Flachlamelle Windra 80 WF, die Windgeschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometer pro Stunde standhalten können soll.

22. April – Tag der Erde

Zufall oder nicht, durch die Verschiebung der BAU in die Aprilmitte fiel der letzte Tag, der Samstag, auf den 22.04., den „Earth Day“, den „Tag der Erde“. 1970 in den USA ins Leben gerufen, soll der Aktionstag im Zeichen der Nachhaltigkeit das Bewusstsein für die Bedrohung des Planeten durch Umweltverschmutzung und übermäßigen Ressourcenverbrauch fördern. Nicht zu verwechseln mit dem „Earth Overshoot Day“, dem „Erdüberlastungstag“, dem Tag, an dem die Menschheit die sich im Laufe eines Jahres regenerierenden biologischen Ressourcen verbraucht hat, der Tag, ab dem sie über ihre Verhältnisse lebt. 2022 wurde der 28. Juli errechnet, dieses Jahr dürfte er früher fällig sein. Nicht nur so betrachtet hat „Ressourcen + Recycling“, das vierte der fünf Leitthemen der BAU, die breite Beachtung, die es fand, durchaus ­verdient.

GEB Dossier

Grundlegende Informationen zum -Thema -finden Sie auch in unserem Dossier Dämmung mit -Beiträgen und News aus dem GEB:
www.geb-info.de/daemmung

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