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Nachhaltigkeitsberichte in der Wohnungswirtschaft

Energiemanagement wird für Wohnbauunternehmen zur Pflicht

Rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland entstehen durch Gebäude. Bis 2045 sollen sie nahezu klimaneutral sein. Besonders im veralteten Gebäudebestand zeigen sich hohe Energieverbräuche, CO2-Emissionen und Kosten. Nachhaltige Sanierungen und effiziente Bauweisen bieten großes Einsparpotenzial und reduzieren den Ressourcenverbrauch ­deutlich.

Während die Non-Financial Reporting Directive (NFRD) große, kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden betroffen hat, gilt die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für alle großen Unternehmen, die mindestens zwei der drei Kriterien erfüllen: 250 Mitarbeitende, über 50 Millionen Euro Umsatz oder mehr als 25 Millionen Euro Bilanzsumme.

Auch kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind künftig berichtspflichtig. Große Nicht-EU-Unternehmen mit relevanter Geschäftstätigkeit in der EU sind künftig ebenfalls einbezogen. Die Zahl der betroffenen Unternehmen steigt EU-weit von rund 11.700 auf etwa 50.000.

Ein zentraler Unterschied der CSRD zur NFRD ist die verpflichtende Anwendung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Sie liefern einheitliche und detaillierte Vorgaben für die Berichterstattung. Nachhaltigkeitsberichte müssen extern geprüft werden und sowohl die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft als auch die Relevanz von Nachhaltigkeitsfaktoren für das eigene Geschäftsmodell offenlegen. Die Einführung erfolgt gestaffelt:

  • ab 2024 für Unternehmen, die bereits unter die NFRD ­fielen,
  • ab 2025 für weitere große Unternehmen und
  • ab 2026 für kapitalmarktorientierte KMU.
  • Die CSRD ist eng mit den ESG-Kriterien Environment, Social, Governance verknüpft. Die ESRS decken alle drei Dimensionen ab: von Energieverbrauch und Emissionen über soziale Aspekte bis hin zur Unternehmensführung. Nachhaltigkeitsberichterstattung wird damit zum strategischen Kernelement der Unternehmensführung und schafft neue Transparenz für Investoren, Behörden und die Öffentlichkeit.

    Herausforderungen im Gebäudebestand und Energie­management als Schlüssel zur CSRD-Compliance

    Besonders herausfordernd ist die Umsetzung im Bestandsmanagement. Viele ältere Gebäude verfügen über keine vollständigen, digital zugänglichen Verbrauchsdaten. Fragmentierte Archivbestände erschweren die Datenerfassung. Digitale Systeme zur automatisierten Messung und zentralen Auswertung sind daher unverzichtbar für eine konsistente und prüffähige Berichterstattung.

    Im Portfolio-Management müssen Daten aller Liegenschaften harmonisiert und vergleichbar gemacht werden – unabhängig von Baujahr, Nutzungstyp oder technischer Ausstattung. Die Integration heterogener Informationen aus verschiedenen Quellen stellt eine große organisatorische Herausforderung dar. Auch Leistungen von Zulieferern und externen Dienstleistern fließen zunehmend in die Berichte ein.

    Die CSRD verlangt eine strategische Neuausrichtung im Gebäudemanagement. Umweltrelevante Daten müssen strukturiert und digital erfasst werden. Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Emissionsreduktion sind nicht nur zu entwickeln, sondern auch messbar umzusetzen.

    Ein strukturierter Ansatz im Energiemanagement ermöglicht die systematische Erfassung und Auswertung umfangreicher Daten. Digitale Tools und spezialisierte Energiemanagementsysteme spielen dabei eine zentrale Rolle – von der intelligenten Sensorik über die automatisierte Datenerfassung bis zur integrierten Plattform, die Berichte gemäß ESRS erstellt.

    Praxisbeispiele für Effizienzsteigerung und ­Emissionsminderung

    Konkrete Maßnahmen, um die Umweltbilanz zu verbessern und die Betriebskosten zu senken, sind der Austausch ineffizienter Heizsysteme, die Verbesserung der Wärmedämmung und der Einsatz von Gebäudeautomation, um Heizung, Lüftung und Klimatisierung bedarfsgerecht zu steuern. Ein Energiemanagementsystem unterstützt die kontinuierliche Optimierung: Energieverbrauch und -effizienz werden fortlaufend überwacht, Schwachstellen erkannt und Einsparpotenziale erschlossen. Unternehmen, die frühzeitig auf digitale Lösungen setzen, erfüllen nicht nur die CSRD-Anforderungen, sondern gewinnen auch strategische Vorteile durch mehr Transparenz und Effizienz. Beispielhaft werden vier Systeme vorgestellt.

    „Wer Energieverbräuche senken und berichten will, muss sie präzise erfassen“, erklärt Teamleiterin Miriam Klein bei Bosch Building Technologies. Eine moderne Gebäudeautomationslösung bringe die dafür benötigte Intelligenz in kommerzielle Gebäude und liefert Transparenz hinsichtlich der Leistung der Gebäudetechnik. Die gewonnenen Energiedaten werden schließlich zentral erfasst, verarbeitet und ausgewertet. Nutzer können relevante Kennzahlen wie CO₂-Emissionen, Effizienzdaten oder Energieverbräuche in anpassbaren Dashboards überwachen und in standardisierte Reports überführen.

    Klein verweist auf den Nexospace Energy Manager von Bosch, eine cloudbasierte Softwarelösung für das digitale Energiemanagement. Über offene Schnittstellen kommuniziert sie mit vorhandenen Systemen, sodass sie Energiedaten aus verschiedenen Quellen zentral erfassen und analysieren kann. Übersichtliche Visualisierungen lassen Emissionen, Verbrauch und Einsparpotenziale schnell erkennen. CO2-Daten werden nach Standorten und Energiearten aufgeschlüsselt, was gezielte Maßnahmen zur Reduktion ermöglicht. Die Lösung ist bereits in tausenden Gebäuden im Einsatz und erzielt nachweislich Einsparungen von bis zu 15 Prozent. So hat die Supermarkt-
    kette Rewe beispielsweise durch datenbasierte Optimierungen in über 2.000 Märkten deutliche Effizienzgewinne erreicht.

    Neben Bosch bietet auch Neuberger eine Lösung für das technische Gebäudemanagement, die gezielt auf die Anforderungen komplexer Infrastrukturen ausgerichtet ist. Das Gebäudeleit- und Managementsystem Pro Graf NT dokumentiert sämtliche Aktivitäten und Ereignisse, Clients und Server kommunizieren verschlüsselt. Web-Funktionalitäten vereinfachen den Zugriff und die Bedienung. Erweiterte Programmoptionen erlauben Alarm- und Nachrichtenmeldungen per E-Mail, SMS oder Telegram.

    Mit der Energiemanagementsoftware Pro Energie bietet Neuberger ein Werkzeug, um Energieverbräuche zu visualisieren, analysieren und optimieren. Diagrammoptionen zeigen aktuelle Werte im Live-Modus, modernisierte Berichte und Farbschemen erleichtern die Auswertung. Die gewonnenen Erkenntnisse unterstützen nicht nur bei der Energieeinsparung, sondern auch bei der Zertifizierung nachhaltiger Gebäude nach Standards wie DGNB und LEED.

    Dass die Anforderungen der CSRD nicht so schwer zu erfüllen sind, erklärt Bereichsleiter Björn Brecht von Kieback & Peter. So liefert die Software Qanteon die für die Berichtspflicht nötige Datengrundlage. Sie vereint Gebäudeautomation und Energiemanagement in einer Plattform. Das Building Energy Management System (BEMS) ist sowohl als stationäre Lösung als auch als cloudbasierte Variante verfügbar und lässt sich über alle gängigen Browser bedienen – unabhängig vom Betriebssystem.

    Qanteon erfasst Energie- und Anlagendaten in Echtzeit und wertet sie aus. So lassen sich Einsparpotenziale identifizieren, Maßnahmen zur Betriebsoptimierung ableiten und direkt über die integrierte Anlagensteuerung umsetzen. Die Plattform ist auf den PDCA-Zyklus (plan-do-check-act, planen-durchführen-prüfen-verbessern) gemäß ISO 50001 ausgerichtet. Qanteon lässt sich über Schnittstellen in bestehende Systemlandschaften integrieren. Die cloudbasierte Variante Qanteon CS bietet zusätzlich automatisierte Backups und flexible Abrechnungsmodelle.

    Energiemanagement als strategischer Hebel

    Energiemanagement hat sich von einer rein technischen Disziplin zu einem zentralen strategischen Instrument entwickelt, das weit über die Optimierung von Verbrauchswerten hinausgeht. Im Kontext der CSRD-Richtlinie und von ESG-Kriterien übernimmt es eine Schlüsselrolle – sowohl für die gesetzeskonforme Berichterstattung als auch für die aktive Steuerung nachhaltiger Immobilienstrategien. Moderne Energiemanagementsysteme ermöglichen die automatisierte Erfassung, Auswertung und Visualisierung von Energie- und Betriebsdaten. Diese Daten bilden die Grundlage für eine standardisierte, prüfbare und belastbare Berichterstattung, wie sie von der CSRD gefordert wird. Gleichzeitig schaffen sie die nötige Transparenz, um Dekarbonisierungspläne zu entwickeln und Effizienzpotenziale systematisch zu heben.

    Besonders die Fähigkeit der Systeme, Bestandsgebäude in die digitale Infrastruktur zu integrieren, gilt es hervorzuheben. Durch modulare Messtechnik, cloudbasierte Plattformlösungen und offene Schnittstellen werden Interoperabilität und Skalierbarkeit sichergestellt, was eine flächendeckende Umsetzung über ganze Portfolios hinweg ermöglicht. Energiemanagement trägt damit nicht nur dazu bei, regulatorische Anforderungen erfüllen zu können, sondern den Wert von Immobilien zu steigern sowie das Risiko von Energiepreiserhöhungen und CO2-Kosten zu minimieren und die Resilienz gegenüber zukünftigen gesetzlichen Entwicklungen zu erhöhen. Es ist ein entscheidender Hebel, um ökologische Verantwortung mit wirtschaftlicher Vernunft zu verbinden.

    Hertha-Margarethe Kerz
    arbeitet seit 2004 als freie Industrie-Journalistin. Sie beschäftigt sich mit Themen aus der Automation und Prozesstechnik.

    Bild: privat

    GEB Podcast Gebäude­wende

    Hören Sie zum Thema auch unseren Podcast Gebäude-wende #17: Gebäude-automation – kann sie Energieeinsparung bringen?

    https://t1p.de/GEB250765

    GEB Dossier

    Grundlegende Informationen zum -Thema -finden Sie auch in -unserem Dossier Energiemanagement mit -Beiträgen und News aus dem GEB:

    www.geb-info.de/-energiemanagement

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