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Komplexe Klimatechnik im Braukeller

Reinheitsgebot fürs Raumklima

„Älteste Brauerei der Welt“ und „älteste noch bestehende Braustätte der Welt“ – die Klosterbrauerei Weihenstephan ist stolz auf ihre wechselvolle Geschichte, ihre Brautradition und besonders auf ihre verschiedenen Biersorten. Damit die rund 1.000-jährige Braukunst für die Zukunft gut aufgestellt ist, saniert und erweitert die Brauerei in Zusammenarbeit mit dem Technischen Büro Weihenstephan ihre Liegenschaft nach einem umfassenden Masterplan, der sukzessive umgesetzt wird. Neben einem neuen Logistikzentrum, einer neuen Entalkoholisierungsanlage und einer neuen Filtration ging vergangenes Jahr auch ein neuer Braukeller in Betrieb.

Die Gründe hierfür waren vielfältig: Wegen der vor allem im Sommer steigenden Nachfrage nach untergärigen Bieren wie Hellem, Pils oder Festbier war der bisherige Keller an seine Kapazitätsgrenze gekommen. Denn für diese Spezialitäten benötigt man niedrigere Temperaturen sowie längere Gär- und Lagerzeiten. Als ursprünglich auf obergäriges Weißbier spezialisierte Brauerei waren die alten Tanks dafür weder volumentechnisch noch wirtschaftlich ausgelegt. Die Auslagerung des neuen Logistikzentrums schaffte wiederum freie Flächen, sodass der neue Keller direkt an die noch genutzten historischen Gebäude angebaut werden konnte.

Hochsensibler Produktionsbereich: der neue Braukeller

Bereits im Juli 2024 feierte die Brauerei die Eröffnung des neuen Kombikellers – und Staatsminister Markus Blume ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich das erste Bier aus den neuen Tanks zu zapfen. Insgesamt bietet der Keller Platz für 24 Biertanks, davon wurden in der ersten Ausbaustufe drei kleine und vier große Drucktanks, vier Kombitanks sowie ein Althefetank installiert. Die zwölf bis 13 Meter hohen Tanks mit einem Durchmesser zwischen 2,90 und 3,90 Meter fassen ein Volumen zwischen 680 und 1.040 Hektoliter. Damit kann künftig sehr flexibel auf die Nachfrage nach ober- und untergärigen Bieren reagiert werden.

Vorangegangen war dem Projekt eine ausführliche einjährige Planungsphase. Denn vor allem bei der Klimatechnik galt es, besondere Anforderungen zu berücksichtigen. Ein Bierkeller ist ein hygienisch hochsensibler Produktionsbereich mit klaren Vorgaben an Temperatur, Feuchte und maximale Kohlendioxidwerte, Hygiene und Raumluftströmung. In der Konsequenz mussten alle Einbauteile aus Edelstahl bestehen, um der regelmäßigen Reinigung mit Säuren und Laugen sowie der Korrosion standzuhalten.

Neben der Hygiene ist vor allem die Wärme- und Feuchteabfuhr entscheidend. Hierfür holte sich die technische Leitung der Brauerei Weihenstephan mit der Firma Kiefer Klimatechnik aus Stuttgart erfahrene Experten an die Seite. Seit über 140 Jahren plant und realisiert das Unternehmen moderne raumluft- und klimatechnische Anlagen und hat sich dabei unter anderem auf die Getränkeindustrie und insbesondere auf Brauanlagen spezialisiert.

Exakte Vorgaben fürs Raumklima

Neben vielen weiteren Projekten bei anderen renommierten Brauereien war Kiefer schon einmal von der Brauerei Weihenstephan beauftragt worden, um für einen bestehenden Lagerkeller eine Sorptions-Entfeuchtungsanlage zu planen und umzusetzen. Thomas Sigle, Leiter Anlagenbau bei Kiefer Klimatechnik, verantwortete beim neuen Kombikeller im Vorfeld die Abstimmung mit den Architekten und der technischen Leitung – er koordinierte auch die anschließende Umsetzung und wusste sehr genau, was auf ihn zukam: „Beim neuen Kombikeller galt es, die Planungen, technischen Randbedingungen und Schnittstellen zu überprüfen sowie Einbau, Inbetriebnahme, Wartung und Inspektion sicherzustellen.“

Bei der Planung gab es verschiedene Vorgaben zu beachten: So durfte im Kombikeller die relative Luftfeuchte maximal 70 Prozent betragen. Diese Vorgabe war unbedingt zu einzuhalten – auch im Zusammenspiel mit den sich einstellenden Oberflächentemperaturen an den raumumschließenden Flächen wie Boden, Decke, Wände und an Teilen der Brauanlage. Da Medienleitungen mit zugehörigen Einbauteilen teilweise Oberflächentemperaturen unter null Grad Celsius aufweisen, musste die Kondensatmenge auf diesen Installationen weitgehend reduziert werden. Das wurde unter anderem durch eine gleichmäßige Luftverteilung im Raum erreicht.

2 Die Bayerische Staats­brauerei Weihenstephan investierte 2024 in einen hochmodernen neuen Braukeller am Standort Freising, der direkt an die historischen Gebäude grenzt und von dem Stuttgarter Unternehmen Kiefer Klimatechnik mit moderner Lüftungstechnik ausgestattet worden ist.

Bild: Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan

2 Die Bayerische Staats­brauerei Weihenstephan investierte 2024 in einen hochmodernen neuen Braukeller am Standort Freising, der direkt an die historischen Gebäude grenzt und von dem Stuttgarter Unternehmen Kiefer Klimatechnik mit moderner Lüftungstechnik ausgestattet worden ist.

Auf die Entfeuchtung kommt’s an

Darüber hinaus galt es, die relative Raumluftfeuchte zu begrenzen, damit sich kein Schimmel bilden kann. Dafür war an den kalten Gebäudeoberflächen die Taupunkttemperatur in Schach zu halten. Aufgrund teilweise nasser Bodenflächen in den Kellerräumen und der Infiltration von Außenluft mit hoher absoluter Feuchte war daher vor allem deren Entfeuchtung ein wichtiger Punkt. Diese erfolgt nun sowohl im Lüftungszentralgerät bei hohen Außenluftfeuchten durch Kondensation in der Wärmerückgewinnungseinheit als auch am Luftkühler der folgenden Nachbehandlungseinheit. Dies ermöglicht Zuluftfeuchten von 6,1 Gramm Wasser pro Kilogramm trockener Luft (g/kg) entsprechend einer Taupunkttemperatur von 6,5 Grad. Sollten die Betriebserfahrungen zeigen, dass noch weiter entfeuchtet werden muss, können Sorptionselemente nachgerüstet werden. Dies erlaubt absolute Zuluftfeuchten von 1,8 g/kg entsprechend einem Taupunkt von -3 Grad. Zusätzlich sind Tanks und Anlagentechnik wohl überlegt verrohrt, damit möglichst kein Bier auslaufen kann, das anschließend mit Wasser weggespritzt werden müsste.

Da Kohlendioxid schwerer ist als Luft, besteht die Gefahr, dass es sich in geschlossenen Räumen oder tieferliegenden Bereichen wie Kellern leicht ansammeln kann. Eine solche Anhäufung oder auch das Abströmen in weitere Räume musste grundsätzlich vermieden werden. Auch in solchen Fällen wird die nachzuführende Außenluft entfeuchtet und das bei der Gärung entstehende Kohlendioxid abgesaugt. Im Havariefall strömt die Außenluft direkt über die in der Außenwand integrierte Jalousieklappe nach.

Visuell ansprechende Technik

Für Touristen, Besucher und Kunden veranstaltet die Brauerei des Öfteren verschiedene Events, Feiern und Führungen. Da im neuen Keller direkt Bier gezapft werden kann, sollte der Raum bei Bedarf durch eine LED-Showbeleuchtung entsprechend in Szene gesetzt werden können, weshalb neben der Anlagenplanung auch die Raumgestaltung die eine oder andere Herausforderung barg. Beispielsweise sollten sich die klimatechnischen Bauteile optisch ansprechend in den Raum integrieren. Unter anderem wurden die an der Wand angebrachten CO₂-Erfassungseinrichtungen und die Außenluftnachströmeinheiten aus Edelstahl in enger Abstimmung mit dem Architekten gestaltet.

Elf Millionen Euro für moderne Brauereitechnik

Insgesamt 28 Firmen waren am Bau des neuen Kombikellers beteiligt, der insgesamt rund elf Millionen Euro gekostet hat. Im Keller ist genug Platz, damit die Anlage mit ihren aktuell elf Tanks bei Bedarf um 13 zusätzliche Tanks erweitert werden kann. Bei voller Ausbaustufe liegt die Brauereikapazität dann bei rund 650.000 Hektoliter. Zum Vergleich: Derzeit liegt der Jahresausstoß bei 450.000 Hektolitern.

Dass sich der neue Kombikeller wie gewünscht bestens auch für große Feierlichkeiten eignet, zeigte sich bereits bei der Einweihung – alle Projektbeteiligten waren begeistert und sehr zufrieden mit dem Ergebnis. So kann in Weihenstephan weiterhin auf technisch höchstem Niveau Bier gebraut werden – idealerweise noch weitere 1.000 Jahre.

3 Bei Brauanlagen stellen sich hohe Anforderungen an die Klima- und Lüftungstechnik bezüglich der Raumentfeuchtung in Kombination mit dem Zuluftkonzept.

Bild: Christian Schranner

3 Bei Brauanlagen stellen sich hohe Anforderungen an die Klima- und Lüftungstechnik bezüglich der Raumentfeuchtung in Kombination mit dem Zuluftkonzept.
4 Die Tanks mit Umschaltventilen werden an der Decke in unterschiedlichen Farben illuminiert, die sich jeweils auf die darin gelagerten Biere beziehen (untergärig, obergärig und alkoholfrei).

Bild: Christian Schranner

4 Die Tanks mit Umschaltventilen werden an der Decke in unterschiedlichen Farben illuminiert, die sich jeweils auf die darin gelagerten Biere beziehen (untergärig, obergärig und alkoholfrei).
5 Damit der Keller auch für Veranstaltungen und Feierlichkeiten genutzt werden kann, wurden eine Verkostungsanlage und eine LED-Showbeleuchtung installiert.

Bild: Christian Schranner

5 Damit der Keller auch für Veranstaltungen und Feierlichkeiten genutzt werden kann, wurden eine Verkostungsanlage und eine LED-Showbeleuchtung installiert.
6 In enger Abstimmung mit den Architekten plante Kiefer Klimatechnik die Außenluftnachströmung mit wärmegedämmter Jalousieklappe und vertikalen Lamellen für einen CO2-Havariefall analog den Bullaugenfenstern in der Außenwand.

Bild: Christian Schranner

6 In enger Abstimmung mit den Architekten plante Kiefer Klimatechnik die Außenluftnachströmung mit wärmegedämmter Jalousieklappe und vertikalen Lamellen für einen CO2-Havariefall analog den Bullaugenfenstern in der Außenwand.

Kiefer Klimatechnik: Komplettlösungen für Raumkomfort und Anlagentechnik

Seit fast 150 Jahren zählt Kiefer Klimatechnik aus Stuttgart zu den führenden Anbietern im Bereich Luft- und Klimatechnik und ist spezialisiert auf anspruchsvolle Branchen wie der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Das Unternehmen vertreibt hochwertige Komponenten wie Schlitz-, Wand-, Boden- und Quell-Luftdurchlässe, Licht- und Akustiksegel, Kühldeckenpaneele und Systeme zur Betonkerntemperierung. Kiefer plant die gesamte luft- und klimatechnische Auslegung von Gebäuden, entwickelt selbst Produkte und führt im eigenen Labor präzise Raumströmungsanalysen durch. Des Weiteren plant, installiert und wartet das Unternehmen komplette Anlagen für Komfort- und Industrieklimatisierung, die individuell auf Produktionsprozesse, Energieeffizienz und Mitarbeiterkomfort abgestimmt sind. Weitere Informationen unter: www.kieferklima.de/anlagenbau

GEB Podcast Gebäudewende

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