Es gibt eine Reihe verschiedener Gründe für eine Innendämmung – zum Beispiel, wenn eine Außendämmung aus bau- oder denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht möglich ist. Oder wenn ein bisher ungenutzter Keller zu einem beheizten Hobbyraum oder Gästezimmer umfunktioniert werden soll. Dann stellt sich die Frage: Welches Dämmsystem ist geeignet, um sowohl Energieeffizienz als auch Bauschadensfreiheit zu gewährleisten?
Dabei gibt es grundsätzlich die Wahl zwischen zwei Ansätzen bei der Innendämmung, wie Uwe Lutterbeck, Anwendungstechniker bei Xella im Podcast berichtet. Das sind zum einen dampfdichte Systeme mit Dampfsperre und zum anderen diffusionsoffene, kapillaraktive Systeme. Erstere funktionieren durch das vollständige Abdichten der Wand von innen, meist mit Dampfsperrfolien in Kombination mit Mineralwolle. Damit wird verhindert, dass feuchtwarme Raumluft in die Wandkonstruktion eindringt und dort kondensiert – ein häufiges Schimmelrisiko. Das Problem: Schon kleinste Undichtigkeiten können zu Feuchteschäden führen.
Demgegenüber steht die kapillaraktive Innendämmung. Die hierfür verwendeten Platten sind diffusionsoffen und nehmen mögliche Feuchtigkeit auf. Diese wird quasi zwischengelagert und später wieder an die Raumluft abgeben. „Die kapillaraktiven Systeme arbeiten mit Kapillarporen und lassen sehr schön Feuchtetransport zu“, sagt Lutterbeck. Es entsteht somit ein dynamisches Feuchtemanagement, das ohne Folien auskommt.
Lutterbeck empfiehlt dafür Mineralschaumplatten, die aus natürlichen Rohstoffen wie Sand, Kalk, Zement, Wasser und einem Porenbildner bestehen. Diese bieten dank ihrer feinen Porenstruktur ein hohes Maß an Feuchtetransportfähigkeit. Im Vergleich zu klassischen Kalziumsilikatplatten weisen sie eine bessere Wärmedämmleistung auf – mit einer Wärmeleitfähigkeit von etwa 0,042 W/mK gegenüber 0,060 W/mK bei anderen Systemen, so Lutterbeck.
Die Platten werden vollflächig mit einem systemzugehörigen Klebemörtel auf die Innenwand geklebt, armiert und abschließend verputzt. Wichtig ist laut Lutterbeck die vollflächige Verklebung, um Hohlräume zu vermeiden, die als Feuchtenester wirken könnten. Geeignete Untergründe sind ebenflächige Wände mit intaktem Putz – bei Bedarf muss dieser zuvor erneuert werden.
Auf diese Weise lässt sich laut Lutterbeck in den allermeisten Fällen eine Innendämmung umsetzen. „Kapillaraktive Systeme sind nicht unbedingt für alles und überall einsetzbar – aber rund 90 Prozent der Anwendungsfälle lassen sich damit gut abdecken“, so der Experte. Einschränkungen gebe es etwa in Bereichen mit dauerhaft hoher Luftfeuchtigkeit wie zum Beispiel Schwimmbädern, Großküchen oder Kühlhäusern. Hier sind dampfdichte Systeme geeigneter, da die Feuchtebelastung die kapillaraktiven Materialien überfordern könnte.
Gestalterisch bieten kapillaraktive Systeme laut Lutterbeck vielfältige Möglichkeiten: von mineralischen Oberputzen bis hin zu Lehmputz. Wichtig ist dabei, auf diffusionsoffene Materialien zu achten – dampfdichte Farben oder harte Zementputze sind ungeeignet.
Wer sich für eine kapillaraktive Innendämmung entscheidet, muss mit Kosten rechnen, die im Bereich von etwa 110 Euro pro Quadratmeter liegen. Es gibt allerdings verschiedene Möglichkeiten, sich finanzielle Unterstützung zu holen. So fördern Kommunen wie zum Beispiel Köln umweltfreundliche Dämmstoffe. Daneben kann man auch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) nutzen. Und zusätzlich gibt es die Möglichkeit, die Sanierungskosten von der Einkommenssteuer abzusetzen.
GEB Podcast
Im Podcast GEBäudewende diskutieren GEB-Redakteurin Pia Grund-Ludwig und GEB-Redakteur Markus Strehlitz mit Gästen aus der Forschung, Politik und Wirtschaft über Aktuelles beim energieeffizienten Bauen und Sanieren. Dazu gehören beispielsweise Lowtech-Konzepte für Gebäude und Innovationen bei der Anlagentechnik. Auch die Aufgaben der Energieberatung, die Chancen von Wasserstoff in Quartierskonzepten und die Notwendigkeit der Effizienz zum Erreichen der Klimaziele sowie die serielle Sanierung waren bereits Themen. Alle mittlerweile 37 Episoden finden Sie im Überblick unter www.geb-info.de/podcast und auf allen gängigen Podcast-Plattformen unter dem Stichwort „Gebäudewende“.