Derzeit können sich Installateure und Hersteller vor Anfragen nach Holzheizkesseln kaum retten. Sie sind so gefragt wie nie zuvor: In den vergangenen zwei Jahren haben sich die Verkaufszahlen in Deutschland mehr als verdreifacht. Für 2021 meldete der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie 76 500 installierte Biomassekessel, die mit 41 Prozent den größten Zuwachs zu verzeichnen hatten – und damit noch mehr Wachstum als bei Wärmepumpen. Besonders stark legten Pellets- und Scheitholz/Pellets-Kombikessel zu. Zu beachten ist, dass bei den Zahlen die jüngsten Schockwellen aus Energiepreisexplosion und Ukrainekrieg noch gar keine Rolle spielten.
Unter diesen Vorzeichen fand Ende April die IFH/Intherm 2022 in Nürnberg statt – die erste große Sanitär- und Heizungsmesse in Deutschland nach der Corona-Pandemie. So gut gefüllt wie die Auftragsbücher waren dann auch die Messehallen: Anstatt der erwarteten 20 000 kamen 29 600 Besucherinnen und Besucher zu den 340 Ausstellern. Auf den Ständen mit Holzheizkesseln herrschte großer Andrang.

Bild: Christian Dany

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60 Kilowatt Wärmepower.
Förderung pusht Biomasseheizungen
Die hohen Verkaufszahlen 2020 und 2021 sind auch auf die Förderung über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) zurückzuführen, die sich seit dem vergangenen Jahr nach der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) richtet. Mit ihr wurde das Fördersystem von festen Zuschüssen für Biomassekessel auf eine prozentuale Investitionsförderung umgestellt. Mit ihr lässt sich das gesamte Heizsystem fördern, inklusive Brennstofflager und Pufferspeicher.
Wird beispielsweise ein Ölkessel ausgetauscht, steigt der Fördersatz auf 45 Prozent. Kann ein Feinstaubwert unter 2,5 Milligramm pro Kubikmeter eingehalten werden, kommt ein Innovationsbonus von fünf Prozent oben drauf. Liegt dann noch ein individueller Sanierungsfahrplan (iSFP) vor, können weitere fünf Prozent gewährt werden, sodass in Summe bis zu 55 Prozent Förderung möglich sind.
Während früher Partikelabscheider und Brennwerttechnik separat gefördert wurden, gibt es für Letztere jetzt keinen spezifischen Förderanreiz mehr. Auf dem Rückzug ist die Brennwerttechnik deshalb aber keinesfalls: Zum einen lohnt sich der Effizienzgewinn von rund zehn Prozent bei hohen Brennstoffpreisen umso mehr. Zum anderen war an vielen Ständen die Prognose zu hören, die Brennwerttechnik könnte irgendwann zur Förderbedingung werden.
Eine weitere Vorgabe der BEG verlangt, automatisch beschickte Kessel mit ausreichend dimensionierten Wärmespeichern zu kombinieren: mindestens 30 Liter pro Kilowatt Kesselleistung, bei Scheitholzkesseln mindestens 55 Liter pro Kilowatt.
Pelletskesselhersteller Ökofen hadert mit der Anforderung. Sein kompakter Pelletskessel Smart XS vereint Brennwerttechnik, eine Heizkreisgruppe und ein Frischwassermodul mit einen 335-Liter-Pufferspeicher in einem Gerät. Wegen der sauberen Verbrennungstechnik und der Modulierfähigkeit des Kessels reicht das Pufferspeichervolumen laut Ökofen völlig aus. Jedoch sei es zu klein für die Förderung, weshalb der Kessel nur in der Variante bis zehn Kilowatt einen Zuschuss bekomme.
Der Smart XS benötigt nur 0,9 Quadratmeter Stellfläche. Inklusive Gewebetank genügen sechs bis sieben Quadratmeter für das Gesamtsystem, womit der Kessel mit Leistungen von zehn bis 18 Kilowatt bei beengten Platzverhältnissen gerade im Neubau punkten kann.
Angetrieben von der Bonusförderung verstärken die Hersteller ihre Bemühungen um Emissionsminderungen. Dazu trägt auch die Feinstaubdiskussion bei – nach in den Medien zum Teil provokant wiedergegebenen Aussagen von Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes. Ökofen schafft es mit seiner neuen Feuerung „Zero Flame“, den Innovationsbonus ohne Sekundärmaßnahme zu bekommen. Eine spezielle Luftstromführung und eine besondere Brennkammerkonstruktion senken die Partikelemissionen. Die Technologie bietet das Unternehmen seit einem Jahr in der Brennwert-Baureihe bis 18 Kilowatt an. Auf der IFH/Intherm stellte es zusätzliche Modelle mit Leistungsgrößen von 22 bis 32 Kilowatt vor – sowohl für die Brennwert- als auch die Heizwertserie.
Hightech für Low Emissions
Auch Windhager erreicht mit seinem neuen Pelletskessel Purowin den Innovationsbonus mit ausgefeilter Verbrennungstechnik. Wie Claus Dierberger vom Vertrieb Südwest schilderte, hat der Hersteller seine patentierte Gegenstromvergasung für Hackschnitzelkessel an Pellets adaptiert. Das Prinzip macht sich die Filterwirkung des Brennstoffs zunutze: „Nach der Zündung der Pellets entsteht im untersten Bereich des Brennraums ein Glutbett. Darüber verkohlen die Pellets und bilden eine Art Aktivkohleschicht“, erklärt Dierberger.
Die aus dem Glutbett aufsteigenden Holzgase werden von der Kohleschicht und den darüber liegenden, frischen Pellets gefiltert, bevor sie verbrennen. Dadurch lassen sich die Emissionen auf ein Minimum reduzieren. Der Purowin Pellets ist in vier Größen mit Nennleistungen von 60 bis 100 Kilowatt lieferbar. Der kleinste Kessel kann bis 16 Kilowatt herunter modulieren. Kaskadenlösungen sind bis 400 Kilowatt möglich. Außerdem hat Windhager seine bisherige Biowin XL-Baureihe von Pelletskesseln überarbeitet. Sie firmiert jetzt als Biowin2-Serie (38 bis 63 Kilowatt).
Bei Herz Energietechnik schafft ein Hackschnitzelkessel die Innovationsförderung ohne Partikelabscheider – dafür mit in das Kesselgehäuse integrierter Brennwerttechnik. Durch die Rauchgaskondensation im Brennwert-Wärmetauscher werden so viele Staubpartikel abgeschieden, dass der Kessel die Emissionsanforderungen für den Innovationsbonus erfüllt. Der Firematic Condensation ist in der Größe bis 40 Kilowatt lieferbar, wo er einen Wirkungsgrad von 106 Prozent erzielt.
Ansonsten setzen die Kesselbauer zur Feinstaubreduzierung meist auf elektrostatische Partikelabscheider, die entweder schon werksseitig am Abgasauslass an den Kessel angeflanscht oder in ihn integriert sind. Vorteil von integrierten Partikelabscheidern ist, dass der Kunde den Abscheider nicht eigens entaschen oder gar händisch reinigen muss, sondern die Reinigung und Entaschung gemeinsam mit dem Aschesystem des Kessels erfolgt, gegebenenfalls in eine eigene Aschelade. Die oftmals kurz, aber fachlich nicht ganz richtig Elektrofilter genannten Abscheider können auch von spezialisierten Herstellern bezogen und im Kaminrohr installiert werden.
Die Unternehmen Oekosolve aus der Schweiz und Kutzner + Weber aus Maisach bei München präsentierten ihre Lösungen zur Montage im Rauchgassystem. Der Airjekt von Kutzner + Weber zum Beispiel ist für die Montage in einem Rauchgasrohr im Innenbereich, im doppelwandigen Außenkamin, an der Schornsteinmündung oder in der Reinigungstür von gemauerten Kaminen lieferbar. Über einen Temperaturfühler wird der Betrieb automatisch gesteuert. Die an der Innenseite des Rauchrohrs angelagerte Staubschicht können die Kaminkehrer:innen entfernen. Mit einer neuen Biomasseheizung kombiniert, fördert das Bafa die bis zu 2000 Euro teuren Partikelabscheider mit dem Innovationsbonus.

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Small is beautiful
Neben der Feinstaubreduzierung war bei der Messe der Trend zu immer kleineren Pelletskesseln für den Neubau zu entdecken. Modernste Pelletskessel modulieren im Teillastbetrieb heute schon im unteren einstelligen Leistungsbereich und können auch kleine Lastnachfragen bedienen. Pelletskessel sollen aber auch bei den Aufstellmaßen klein sein, um Platz zu sparen, denn gerade im Neubau ist Fläche teuer und der Technikraum häufig knapp geplant.
Klein und doch alles drin ist beim neuen Pelletskessel ePE BW von ETA Heiztechnik: Auf einer Stellfläche von nur 0,5 Quadratmetern integriert er einen Brennwert-Wärmetauscher sowie optional einen Partikelabscheider in sein Rauchgassystem. Es gibt ihn in zwei Baugrößen mit Leistungen von acht bis 14 sowie von 16 bis 22 Kilowatt. Die Anschlüsse für Hydraulik, Kondensat, Rauchrohr und Zuluft lassen sich flexibel nutzen, sodass der Kessel auch in einer Ecke stehen kann.
Auch der Pelletskessel BPH von Brunner lässt sich als Platzwunder bezeichnen. 0,53 Quadratmeter Stellfläche genügen ihm. Den Kessel gibt es als Heizwertmodell mit vier bis 15 Kilowatt und als Brennwertversion mit vier bis 17 Kilowatt. Laut Auskunft des Kachelofen- und Heizkesselherstellers aus dem niederbayerischen Eggenfelden passen sie ihre Leistung automatisch dem Wärmebedarf an und erfüllen somit die Anforderungen eines Altbaus wie eines hochgedämmten Neubaus. Nano, der kleinste Pelletskessel von Hargassner, ist mit einem Brennwertmodul erhältlich. Beim Nano Plus mit vier bis 17 Kilowatt ist es seitlich angebracht und an das Kesseldesign angepasst.
Groß im Kommen
Bei Fröling neu ist dagegen eine Reihe mit eher großen Pelletskesseln: der PE1e von 45 bis 60 Kilowatt. Ein Partikelabscheider kann hier auf Wunsch im Kesselgehäuse eingebaut und ein Brennwert-Wärmetauscher auf der Kesselrückseite angeflanscht werden.
Für noch größere Leistungsbereiche gab es zwar weniger Ausstellungsobjekte in Nürnberg zu sehen, dafür viele Informationen auf Bildschirmen und Papier abzulesen. So hat Kessel- und Kollektorhersteller Solarfocus mittlerweile eine große Anlage für Hackgut, Miscanthus oder Pellets im Programm. Die Kesselreihe von 150 bis 300 Kilowatt ist mit einer Brennraum-Temperaturüberwachung und einer Abgasrezirkulation ausgestattet. Bei hohen Temperaturen schaltet sie die integrierte Rezirkulation zu, um den Brennraum zu kühlen. Die Feuerungstechnik funktioniert mit einem beweglichen Vorschubrost. Je nach Brennstoff und Leistung bewegt er sich in unterschiedlicher Geschwindigkeit, sodass sich keine Schlacke bilden kann. Ein Partikelabscheider ist serienmäßig integriert.
ETA hat einen vorkonfektionierten Energiecontainer für große Pellets- oder Hackschnitzelanlagen entwickelt. Die Leistung reicht bis zu 260 Kilowatt. Das Heizhaus lässt sich mit Betonfertigteilen ein- oder zweistöckig errichten. Bei der Doppelstockvariante ist das Brennstofflager oben angeordnet.
Eine ähnliche standardisierte Heizhauslösung bietet Hargassner. Die Oberösterreicher haben seit der Übernahme der Firma Gilles auch Industriekessel mit verschiedenen Verbrennungstechniken im Programm: eine Unterschub-Feuermulde und einen Ausbrandrost bis 550 Kilowatt, einen Flachbett-Vorschubrost bis 600 Kilowatt und einen Stufen-Vorschubrost bis 2500 Kilowatt. Die Kesseltypen mit Vorschubrost eignen sich ebenso für Sonderbrennstoffe mit einem niedrigen Ascheschmelzpunkt, wie Miscanthus, und für Wassergehalte bis 60 Prozent.
Kombi für Komfort und Kostensenkung
Ein weiterer Trend sind Kombikessel für Pellets und Scheitholz. Praktisch alle renommierten Hersteller bieten die Kombination aus kostengünstiger (Eigen-)Versorgung und Komfort durch automatischen Pelletsbetrieb an. Hargassner bietet vier verschiedene Kombimöglichkeiten. Der Clou: Die Kessel heizen durch intelligente Steuerung bei Wärmebedarf automatisch mit Pellets weiter, sobald das Scheitholz abgebrannt ist und nicht nachgelegt wird.
Für alle Interessenten, die im Moment nur Scheitholz verfeuern wollen, heißt die flexible Lösung für die Zukunft: Pelletsflansch! Sie sollten darauf achten, dass der Stückholzkessel über einen Flansch verfügt, mit dem nachträglich eine Pelletsbrenneinheit nachgerüstet werden kann. Bei der „Hochzeit“ von Stückholz- und Pelletskessel erhält die Kombination dann eine gemeinsame Steuerung und Rauchgasanschluss. Während praktisch alle Hersteller die Kombi mit zwei getrennten Brennräumen realisieren, liefert Solarfocus mit dem Therminator II Kombi einen Kessel mit einer gemeinsamen Brennkammer für Stückholz und Pellets.
„Möglich macht das die Sturzbrandtechnik, die bei beiden Brennstoffen angewandt wird“, erklärt Vertriebsmitarbeiter Jürgen Müller. Bei der Sturzbrandtechnik erfolgt der Abbrand nach unten. Dabei fallen die Pellets von oben auf das kühlere Brennstoffbett, sodass das heiße Glutbett nicht zerstört wird. Das gelöste Holzgas wird durch den Brennrost gesaugt und in der Brennkammer mit einer Flammenspitzentemperatur von circa 1200 °C restlos verbrannt. Der Therminator II Kombi verfügt über einen Edelstahlfüllraum, der für Halbmeter-Scheite ausgelegt ist. Optional ist eine automatische Umschaltung lieferbar, die nach Ende des Stückholz-Abbrands auf automatischen Pelletsbetrieb umschaltet.
Einige Neuerungen, mit denen Holzheizkessel bei Heizungsbaufirmen attraktiver sowie Beratung und Planung vereinfacht werden sollen, hat HDG Bavaria aus dem niederbayerischen Massing in den vergangenen Monaten eingeführt. Laut Marketingmitarbeiter Felix Gschwandtner ist der neue Internetauftritt mit Mobilgeräten noch leichter zu bedienen. Mehrere neue Fachbereiche seien integriert worden, wie ein Expertennetz für Ausführungsbetriebe oder der Hydraulikfinder, der auf eine Datenbank mit über 3000 Hydraulikschemen zugreift, was die Planung erheblich vereinfacht.
Mit einem neuen 3D-Planer lassen sich mit wenigen Klicks ganze Räume aufreißen – auch mehrere, falls ein Brennstofflager mit geplant werden muss. „Durch eine hochauflösende 3D-Ansicht gewinnt man einen wirklichen Eindruck vom späteren Heizsystem“, erläuterte Gschwandtner. Außerdem hat HDG mit dem Pellet-Leitfaden eine 40-seitige Broschüre für das Heizungsfachwerk erstellt, die alles Wissenswerte rund um Planung, Förderung und Verkauf von Pellets-Heizsystemen zusammenfasst. Mit ihm können sie ihre Kundschaft sachkundig und bündig informieren. Keine schlechte Idee bei der hohen Nachfrage nach Holzheizkesseln.

Bild: Christian Dany
Messesplitter
Wärmepumpen-Kombination: Für die Heizungsmodernisierung und für Anlagen, bei denen ein monoenergetischer Betrieb nicht effizient und wirtschaftlich ist, kombiniert Windhager die Luft-Wärmepumpe Aerowin mit einem Pelletskessel zu einer Hybrid-Variante. Bei milden Außentemperaturen bezieht die Wärmepumpe kostenlose Heizenergie aus der Umgebungsluft. Sobald der Wärmebedarf über ein definiertes Maß steigt, aktiviert der Hybrid-Manager den Pelletskessel. Dies ist vor allem bei Heizsystemen hilfreich, die höhere Vorlauftemperaturen benötigen, wozu Radiatoren oder Fußbodenheizungen mit großen Rohrabständen gehören.
Kette spart Energie: Heizomat zeigte seine patentierte Kettenaustragung für den Lagerraum. Laut Vertriebsleiter Gerd Christ funktioniert das Zuführsystem leise, verschleißarm und robuster als ein Schneckenförderer und verbraucht nur etwa die Hälfte der Energie. Auf bis zu 20 Meter Länge kann die über Gelenkarme bediente Kettenaustragung sowohl Hackgut als auch Pellets transportieren,
ohne sie zu zermahlen.
Smarthome für Pelletsheizer: Der Agrar- und Energiekonzern Baywa hat ein Gerät entwickelt, das dank moderner Radartechnologie den Füllstand eines Pelletslagerraums erkennt und die Daten via W-LAN auf das Smartphone übermittelt. Der Pellet Tracker informiert mit der zugehörigen App jederzeit über den aktuellen Lagerstand. Ist er niedrig erhält der Kunde eine Nachricht und kann zum für ihn idealen Zeitpunkt mit einem Klick Holzpellets nachbestellen.
Maulwurf im Lagerraum: Bei den Transportsystemen vom Pelletsbunker zum Kessel verbreiten sich Saugsysteme immer mehr: Die Pellets werden entweder über fest im Boden des Lagerraums installierte Saugsonden oder mit einem sogenannten Maulwurf – einem Gerät, das Pellets von oben ansaugt – bis zu 25 Meter weit zum Kessel transportiert. Die Maulwurfaustragung eignet sich für diejenigen, die große Brennstoffmengen auf kleinstem Raum lagern wollen. Entwickelt hat das System der Pelletsproduzent und Lagertechnikhersteller Schellinger. Der Maulwurf E3 kann Pelletslager bis zu 100 Kubikmeter und mit einer Fläche von 36 Quadratmetern entleeren. Bei der Messe präsentierte er den kleineren Maulwurf E2, der voraussichtlich im kommenden Jahr auf den Markt kommt.

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