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Bauwerksbegrünung – Advanced Building Skins

Forschung im grünen Bereich

Die Advanced Building Skins Conference vom 28. bis zum 29. Oktober in Bern beschäftigte sich, wie der Name schon andeutet, nicht einfach nur mit Gebäudehüllen oder Fassaden, sondern mit Entwicklungen und innovativen Lösungen für eine klimatisch ungemütlicher, vor allem aber heißer werdende Welt. Bauweisen und Techniken wurden vorgestellt, die Raum- und Stadtplaner:innen ebenso wie Architekt:innen und Ingenieur:innen interessieren müssen, die Städte und Gebäude an die neuen Verhältnisse anpassen müssen.

Eine der Ideen besteht aus kleinen Betonblöcken mit minutiös geplanter Porenstruktur. Die Aufnahme und anschließende Verdunstung von Niederschlagswasser bringt teils beachtliche Kühleffekte, und das ohne technische Unterstützung [1]. Das Kühlen der Gebäude und der Umgebung wird eine der zentralen Anforderungen in den Städten der Zukunft sein, die sich zunehmend zu Hitzeinseln entwickeln und durch Starkregenereignisse unter Stress geraten werden. Ein Grund mehr, sie konsequent zu Schwammstädten umzubauen und die Gebäude, Plätze und Straßenzüge zu begrünen. Daher waren in Bern auch die systematisch begrünten Dächer und Fassaden ein Thema, ebenso Green BIM als Antwort auf die Frage: Wie kann man Building Information Modeling einsetzen, um grüne Gebäude, aber ebenso größere Grünzonen zu projektieren?

Die Vortragenden arbeiten fast sämtlich in Österreich, genauer in Wien, was vielleicht kein Zufall ist. Denn dort macht man sich berechtigterweise schon sehr lange und detailliert Gedanken über die Stadtklimaverhältnisse der kommenden 20 bis 50 Jahre. Eine wichtige Aufgabe, denn für vulnerable Gruppen kann die Entwicklung lebensgefährlich werden, wenn nicht vorgesorgt wird [2].

In Bern wurde aber neben den digitalen Planungsinstrumenten der Stand der Forschung im Bereich Stadt- und Gebäudebegrünung thematisiert. Und der sei nicht wirklich zufriedenstellend, urteilte unter anderen Professorin Rosemarie Stangl von der Universität für Bodenkultur in Wien. Eine der Möglichkeiten, wie man Abhilfe schaffen könnte, stellte Rudolf Bintinger vom Österreichischen Institut für Baubiologie und Ökologie vor. Ziel des Projekts ist es, die Bauphysik begrünter Fassaden besser zu verstehen, die Vorgänge in Echtzeit zu verfolgen und die Messmethoden zu verfeinern.

Zum Versuchsaufbau gehört eine Fassadenprüfbox, die der Sonne nachgeführt werden kann. Mit einem Pyranometer kann ermittelt werden, wieviel Sonnenlicht durch die Begrünung auf die Fassade trifft beziehungswiese in das Innere der Box gelangt. Auch das Verhalten von nach modernem Standard gedämmten Gebäudehüllen mit Begrünung kann durchgetestet werden. Bintinger und sein Team versprechen sich von den Untersuchungen Erkenntnisse über das Verhalten grüner Fassaden, die deren Planung vereinfachen sollte. Susanne Formanek, Geschäftsführerin des Thinktanks Grünstattgrau Research [3], lieferte einen Überblick über die Begrünungsobjekte in Österreich sowie die Auswirkungen der EU-Gebäuderichtlinie und der EU-Taxonomie.

Aufwand bei Planung und Pflege berücksichtigen

Welche Probleme es im Zusammenhang mit einem extremen Klima in Zukunft für die Gebäudebegrünung geben könnte, davon vermittelte Chris Allison vom Unternehmen City Forest in Sydney einen Eindruck. Australien hat bereits heute mit einem für europäische Verhältnisse extremen Klima zu tun, sodass er sich der Aufmerksamkeit des Publikums sicher sein konnte. Eine der eher alltäglichen Herausforderungen, mit der man es vielerorts auf der Welt zu tun hat, ist der Fachkräftemangel. Auch auf der anderen Seite des Globus ist er eines der Haupthemmnisse für Wirtschaft und Entwicklung. Die Probleme, mit denen Allison ansonsten in seiner Berufspraxis konfrontiert ist, könnten unmittelbar damit zusammenhängen: Es fängt bei der Auswahl der Pflanzen an, die häufig nicht zur Lage und zum Klima vor Ort passen, setzt sich mit der nicht ausreichenden Bewässerung fort und endet bei generell mangelhafter Pflege.

Oft würden die laufenden Kosten und der Wartungsaufwand unterschätzt, die eine Gebäudebegrünung mit sich bringen kann. Zur Planung gehört die Suche nach dem passenden Substrat und den richtigen Befestigungselementen. Das Aussuchen der Bepflanzung ist eine der zentralen Aufgaben im Zuge der Vorbereitung. Da der Klimawandel weiter fortschreite, werde man auch bei der Zusammenstellung allmählich zu resilienteren, robusteren Sorten greifen müssen. Wo generell die Bepflanzung nicht zum Gebäude und zum lokalen Klima passt, so Allisons Erfahrung, hätten in der Regel ästhetische Gesichtspunkte den Ausschlag gegeben. Die Ergebnisse dieser Fehlplanungen, die er zeigen konnte, sahen deprimierend genug aus.

Zum Abschluss der Session im Berner Kursaal rollte Rosemarie Stangl eine Liste an Wünschen und Ideen aus, die aus ihrer Sicht die Gebäudebegrünung voranbringen würden. Die Entwicklung von modularen Systemen zur Bauwerksbegrünung müsste vorangetrieben werden, auch die von Halterungen für Kletterpflanzen. Eine Idee adressierte einen Punkt, den bereits Allison angesprochen hatte: den Fachkräftemangel. Es müssten mehr Menschen gezielt für dieses Tätigkeitsfeld ausgebildet werden, zu Gebäude-Gärtnerinnen und Gebäude-Gärtnern. Mit Sicherheit ein Beruf mit Zukunft.

Quellen/Literatur

[1] Solar Cool Facades, https://t1p.de/GEB241048

[2] Ranking European capitals by exposure to heat waves and cold waves,
https://t1p.de/GEB241049

[3] www.gruenstattgrau.at

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