Springe zum Hauptinhalt Skip to main navigation Skip to site search

Uni Hohenheim forscht an zehn Meter hoher Agri-PV-Anlage

Wie lassen sich Stromerzeugung und Landwirtschaft in Einklang bringen? Dieser Frage gehen die Wissenschaftler:innen der Universität Hohenheim mit einer neuen Agri-PV-Anlage nach. Das Besondere: Die Module der 3.600 Quadratmeter großen Forschungsanlage wurden auf einer Stahlkonstruktion in einer Höhe von bis zu zehn Metern montiert.

Die Forschungsanlage auf dem Ihinger Hof in Renningen, westlich von Stuttgart, hat eine Leistung von 218 Kilowatt. Die eingesetzten bifazialen Doppelglasmodule liefern voraussichtlich einen jährlichen Stromertrag von rund 200.000 Kilowattstunden pro Jahr. Die hohe Aufständerung wirkt sich hier förderlich aus. Denn durch den großen Abstand zwischen Boden und Modul steigen die Erträge aufgrund der Bifazialität der Module.

Wollen Sie über die Energiewende auf dem Laufenden bleiben? Dann abonnieren Sie einfach den kostenlosen Newsletter von ERNEUERBARE ENERGIEN – dem größten verbandsunabhängigen Magazin für erneuerbare Energien in Deutschland!

Bodenschonende Montage

Durch die immense Höhe der Anlage wird es möglich sein, dass die Landwirt:innen mit ihren Traktoren und anderen Landmaschinen problemlos unter den Modulen arbeiten können. Der Bau der Stelzenkonstruktion war aber eine Herausforderung. Denn der wertvolle Boden der Versuchsfläche auf dem Ihinger Hof durfte keinen Schaden nehmen. Deshalb haben die Installateure bei der Errichtung keine schweren Baumaschinen eingesetzt.

Die Anlage wurde mit einem Baukran sowie verschiedenen mobilen Kränen und Hebebühnen mit bodenschonender Bereifung errichtet. „Unser Ziel war es, die Qualität des Bodens durch die Bauarbeiten nicht zu beeinträchtigen. Ein lockeres Erdreich ist wichtig, damit der Boden Wasser, Sauerstoff und Nährstoffe aufnehmen kann. Jede Verdichtung hat negative Folgen für Bodenlebewesen und Ackerpflanzen. Das wollen wir minimieren“, begründet Andreas Schweiger, Leiter des Fachgebiets Pflanzenökologie der Universität Hohenheim, das Vorgehen.

Solartechnik für Landwirte – Technologien und Regeln auf einen Blick im Spezial

Verschiedene Pflanzen parallel anbauen

Die Auswirkungen auf die Bodenqualität sind nur einer von zahlreichen Aspekten, die die Forscher:innen mit der neuen Anlage untersuchen wollen. Auf 13 mal 14 Meter großen Parzellen werden dazu künftig unterschiedliche Kulturen und Sorten parallel angebaut und miteinander verglichen. Darunter sind auch wirtschaftlich bedeutende Arten wie Weizen und Gerste, aber auch neue, innovative Anbaupflanzen.

Effekte der verschiedenen Lichtverhältnisse untersuchen

Um ausreichend Licht für die Pflanzen übrig zu lassen, haben die Projektierer semitransparente Module eingesetzt. Diese beschatten die Anbaufläche nur zu rund 30 Prozent, wobei der Verschattungsgrad je nach Standort leicht variiert. Dadurch können die Forscher:innen auch Effekte unterschiedlicher Lichtverhältnisse gezielt analysieren. „Unter anderem ermöglicht uns die Forschungsanlage ein hochauflösendes Monitoring des Mikroklimas – von Bodenfeuchtigkeit und Lufttemperatur über Sonneneinstrahlung bis hin zur Blatttemperatur“, erklärt Andreas Schweiger. „Alle Daten stehen in Echtzeit in einer Cloud zur Verfügung und können von allen Mitgliedern unseres interdisziplinären Forschungsbereichs abgerufen werden.“

Agri-PV: Trackersteuerung balanciert Agrar- und Solarerträge aus

Solarmodule sorgen für stabile Ernteerträge

Besonders interessiert die Wissenschaftler:innen, wie sich die Ackerpflanzen an veränderte Lichtbedingungen anpassen und wie sich die Beschattung auf Ertragsmenge und -qualität auswirkt. „Vorangegangene Versuche auf einer Pilotanlage haben bereits gezeigt: Die Ernteeinbußen fallen in der Regel gering aus“, sagt Andreas Schweiger. „Gleichzeitig können die Photovoltaikmodule sogar für stabilere Erträge sorgen. Denn in Hitze- und Trockenperioden, die klimabedingt zunehmen, profitieren die Pflanzen von der reduzierten Sonneneinstrahlung. Darüber hinaus bieten die Module Schutz vor Extremwetterereignissen wie Starkregen oder Hagel“, betont der Forschungsleiter.

Angepasste Sorten finden

Ein Ziel der wissenschaftlichen Arbeit ist es, angepasste Sorten für den Anbau unter Agri-PV-Anlagen zu finden und entsprechende Fruchtfolgen zu optimieren. Die Forscher:innen wollen mit ihrer Untersuchung der Anlage auch praktische Empfehlungen für die Planung und den Bau von Agri-PV-Anlagen erarbeiten.

Vortragsreihe für die Umsetzung in die Praxis

Damit diese Erkenntnisse der Solarwirtschaft und den Landwirten zugänglich gemacht werden, organisiert die Universität Hohenheim im Dezember 2025 und im Januar 2026 öffentliche Vortragsreihen. Die ersten Vortragstermine widmen sich den praktischen und rechtlichen Aspekten der Planung und Bewirtschaftung von Agri-PV-Anlagen. Im zweiten Teil der Reihe präsentieren Forschende neue Aspekte aus der Wissenschaft. Die Vorträge sind kostenfrei und werden auch online übertragen. Das Programm und einen Link zur Anmeldung finden Sie auf der Webseite der Universität Hohenheim.