Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen in Europa wird im Jahr 2025 um 1,4 Prozent zurückgehen. Dies ist nicht viel. Doch ist es der erste Rückgang innerhalb von zehn Jahren. Denn seit 2015 ist die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen auf dem gesamteuropäischen Markt stetig gewachsen. In den Jahren 2022 und 2023 hatte sich der Markt mit 47 beziehungsweise 51 Prozent Steigerung hervorragend entwickelt. Doch schon im vergangenen Jahr lag das Wachstum nur noch bei schmalen 3,3 Prozent.
Weniger Nachfrage durch sinkende Strompreise
Dies ist das Ergebnis der ersten Bestandsaufnahme und Prognose durch den europäischen Verband Solarpower Europe (SPE). Die Analyst:innen führen dies unter anderem auf den Rückgang der Nachfrage im Segment der privaten Aufdachanlagen zurück. Hier spielen mehrere Faktoren zusammen. Einerseits ist die Energiekrise vorbei, die in den Jahren 2022 bis 2024 die Nachfrage in diesem Segment angetrieben hat. Die Strompreise sinken wieder und die Hauseigentümer sehen keinen dringenden Handlungsbedarf mehr, um ihre Stromkosten im Zaum zu halten.
Fatale politische Entscheidungen
Diese Entwicklung wird durch politische Entscheidungen noch verschärft, etwa durch fehlende Unterstützung in Österreich, der Tschechischen Republik, den Niederlanden, Belgien, Italien und Ungarn. Hier erwarten die Expert:innen von SPE einen Rückgang um satte 60 Prozent im Bereich der privaten Dachanlagen. Doch auch in anderen Ländern wird aktive Politik gegen den Ausbau von Solaranlagen betrieben. Deshalb geht SPE für Polen, Spanien und Deutschland von einem Rückgang um 40 Prozent in diesem Segment aus.
Weniger PPA im Gewerbe
Doch auch im Segment der Großanlagen läuft es nicht mehr so rund wie bisher. So beklagt SPE den Rückgang der direkten Stromlieferverträge zwischen Unternehmen und Betreibern von Solaranlagen. Diese sogenannten Corporate Power Purchase Agreements (CPPA) sind derzeit weniger nachgefragt. So erwartet SPE, dass die Abschlüsse solcher CPPA zwischen dem ersten und zweiten Quartal 2025 um satte 41 Prozent zurückgehen. Dies schlägt sich dann natürlich in den Ausbauzahlen nieder.
Weltweit 600 Gigawatt Solarleistung neu installiert
Stabilität auf dem Freiland
Relativ stabil bleibt hingegen der Markt für große Solarkraftwerke. Denn dieser wird angetrieben von etablierten Ausschreibungssystemen und Anreizen für flexible Solarprojekte in Verbindung mit Speichern oder Windkraftanlagen. Dieses Segment wird allein für die Hälfte des Zubaus in Europa verantwortlich sein – eigentlich das Gegenteil von dem, was viele Politiker sehen wollen, wenn sie den Schwerpunkt auf die Nutzung von Dächern propagieren.
Ziel für 2030 steht auf der Kippe
Trotz des leichten Rückgangs sehen die Analyst:innen von SPE die Ausbauziele im Rahmen der Strategie Repower EU 2025 bisher nicht in Gefahr. Laut Prognosen wird das Ausbauziel von 400 Gigawatt am Jahresende trotz Marktrückgang erreicht. SPE rechnet mit einer bis dahin installierten Leistung von 402 Gigawatt.
Speicher: Schlüssel für die Stabilisierung des europäischen Stromnetzes
Insgesamt erwartet SPE die Installation von 64,2 Gigawatt neuer Solarstromleistung in der EU. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag die Leistung der neu installierten Anlagen noch bei 65,1 Gigawatt. Damit die EU ihr Ziel schafft, bis 2030 750 Gigawatt Solarstromleistung im Bestand zu haben, müssten aber jährlich etwa 70 Gigawatt hinzukommen. Bei der jetzigen Entwicklung sind laut Berechnungen von SPE nur 723 Gigawatt zu schaffen.
Preiswerter Strom mit der Sonne
Diese Zielverfehlung würde sich auf die europäische Wirtschaft niederschlagen. Die SPE-Expert:innen verweisen auf einen UN-Bericht, wonach die erneuerbaren Energien ein Drittel des Wachstums in der EU ausmachen. Die internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) hat ausgerechnet, dass der Solarstrom inzwischen 41 Prozent preiswerter ist als der billigste Fossilstrom. Das sind nicht Gaskraftwerke, sondern die schmutzigen Kohlekraftwerke. „Die Zahl mag zwar klein sein, aber die Symbolik ist groß“, warnt Dries Acke, stellvertretender Geschäftsführer von SPE, mit Blick auf den Rückgang um 1,4 Prozent.
Wien will Einspeisen von Solarstrom bestrafen
Politik muss dringend handeln
Er fordert, dass die Entwicklung der Solarenergie mehr Aufmerksamkeit durch die europäischen Spitzenpolitiker verdient – gerade in Zeiten, in denen sie eigentlich an Fahrt gewinnen sollte. „Europa benötigt wettbewerbsfähigen Strom, Energiesicherheit und Klimaschutzlösungen“, sagt er mit Blick auf die Kosten und die weltpolitische Lage. „Die Solarenergie erfüllt all diese Anforderungen. Jetzt müssen die politischen Entscheidungsträger die Rahmenbedingungen für Elektrifizierung, Flexibilität und Energiespeicherung schaffen, die den Erfolg der Solarenergie für den Rest des Jahrzehnts vorantreiben werden“, betont er.
Sie finden den kompletten Bericht „EU Market Outlook for Solar Power: 225 Mid-Year Analysis“ auf der Webseite von SPE zum Download.