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Agri-PV braucht neue Geschäftsmodelle

Die ausstehende Genehmigung der Förderung für besondere Solaranlagen und hofnahe Agri-PV durch die Europäische Kommission sowie die Verschiebung der Einspeisevergütung bei negativen Strompreisen sorgen für Verunsicherung bei den Investor:innen in Agri-PV-Anlagen. Um hier Abhilfe zu schaffen, sind neue Geschäftsmodelle notwendig. Der Systemanbieter Gridparity schlägt dazu eine Kombination aus Agri-PV, Co-Location-Speicher und Plattformvermarktung des Stroms vor.

Abgeregelten Strom nutzbar machen

Denn diese Kombination ermöglicht die gezielte Einspeisung des Solarstroms in Zeiten hoher Nachfrage. In diesen Zeiten sind auch die Preise an den Strombörsen (Day-Ahead und Intraday) sowie an den Regelenergiemärkten und bei den Flexibilitätsauktionen hoch. Durch diese Art des Handels wird auch abgeregelter Strom wirtschaftlich nutzbar. „Batterien sind der Türöffner für eine aktive, gewinnorientierte Marktteilnahme“, erklärt Erich Merkle, Vorstand von Gridparity. „Mit der richtigen Technik und Anbindung können Betreiber nicht nur volatile Börsenpreise nutzen, sondern auch systemdienliche Leistungen erbringen – etwa Lastspitzen kappen oder Frequenzschwankungen ausgleichen.“

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Daten sind der Schlüssel

Die professionelle Vermarktung des Solarstroms verlangt jedoch belastbare Daten. Diese müssen strukturiert, in Echtzeit und automatisiert abrufbar sein. Dazu gehören unter anderem Echtzeitdaten zum Ladezustand des Speichers, dem sogenannten State of Charge (SoC), sowie zur Ein-- und Ausspeiseleistung und zur verfügbaren Kapazität der Batterien. Außerdem müssen Daten zur Prognose der Erzeugung von Solarstrom und des Verbrauchs am Standort vorhanden sein. Diese müssen mit geplanten Fahrplänen abgeglichen werden. Für die hohe Verfügbarkeit des gesamten Systems müssen die Betreiber die Betriebsdaten im Blick behalten. Hier spielen von allen die Zahl der Ladezyklen des Speichers und Daten zur Effizienz und Lebensdauer des Batteriesystems eine wichtige Rolle.

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Überdies müssen die Systeme für eine gelungene Marktintegration Preissignale von Strombörsen sowie aus Regel- und Flexibilitätsmärkten abrufen und verarbeiten können. Für alle diese Anforderungen ist ein zertifiziertes Energiemanagementsystem (EMS) mit offenen Schnittstellen notwendig. Dazu gehören beispielsweise Modbus, REST API, IEC 61850 oder Sunspec. Nur damit wird eine Teilnahme an digitalen Strommärkten möglich.

Direktvermarktung allein reicht nicht

Denn klar ist, dass die Direktvermarktung allein nicht mehr ausreicht, um größere Agri-PV-Anlagen wirtschaftlich zu betreiben – auch wenn dies bisher noch Standard ist. Denn die tatsächlichen Ertragschancen entstehen durch weiterführende Modelle. Erich Merkle von Gridparity nennt hier unter anderem den Arbitragehandel mit der Batterie, die Vermarktung von Regelenergie in Form von Bereitstellung von Leistungsreserven sowie Netzdienstleistungen. Hier ist unter anderem das Abschneiden von Einspeise- und Leistungsspitzen eine Möglichkeit. Zudem sollten die Betreiber an lokalen Ausschreibungen an den Flexibilitätsmärkten teilnehmen.

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Mit Dienstleistern kooperieren

Da die Landwirte als Betreiber der Anlagen in der Regel diesen Aufwand nicht allein stemmen können, bietet sich die Kooperation mit einem Plattformanbieter an. Dieser übernimmt die gesamte Vermarktung des Systems aus Agri-PV und Speicher. Dazu bündelt er den Zugang zum Markt mit dem zur Technik. Doch die Unterschiede bei Gebühren, Automatisierungstiefe und Performance seien erheblich. Laut Gridparity liegen marktübliche Mehrerlöse zwischen zwei und drei Cent pro Kilowattstunde. Innovative Anbieter mit KI-gestützter Steuerung würden allerdings teilweise deutlich mehr erzielen.

Konditionen genau prüfen

Deshalb rät Erich Merkle dazu, sich die Konditionen genau anzuschauen und auf deren Transparenz zu achten. Denn die Wirtschaftlichkeit hängt stark von der Gebührenstruktur, den Schnittstellen, den Erlösmodellen und den Vertragsdetails ab. „Achten Sie auf nachvollziehbare Angebote, transparente Kommunikation und kompetente Beratung“, rät der Gridparity-Chef. Zudem sollten standardisierte Technik und Systeme mit offenen Protokollen genutzt werden. Hier sollten auch immer die aktuellen Updates aufgespielt sein. Erich Merkle warnt vor proprietären Lösungen.

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Vermarktungsergebnisse prüfen

Außerdem rät er dazu, die Marktperformance des Plattformanbieters regelmäßig zu prüfen. Dazu sollten diese wöchentlich oder monatlich Berichte vorlegen müssen. Betreiber sollten die Ergebnisse analysieren und gegebenenfalls nachverhandeln. Sie sollten sich aber auch selbst mit der Materie vertraut machen. Die Teilnahme an Schulungen, Webinaren oder Branchenforen stärke das Verständnis für dynamische Märkte, rät Erich Merkle. „Die Verbindung von Technik, Plattform und Speicher schafft eine neue Qualität von Wirtschaftlichkeit – auch ohne zusätzliche EEG-Anreize“, weiß er. Gridparity hat dazu im Rahmen des Konzepts Farumhub ein standardisiertes System aus einer Agri-PV und Batteriespeicher entwickelt.