Die Bundesnetzagentur hat neue Zahlen zu Unterbrechungen der Stromversorgung im Jahr 2024 veröffentlicht. Die durchschnittliche Nichtverfügbarkeit von Elektrizität je Letztverbraucher lag bei 11,7 Minuten.
Im Jahr 2023 lag sie noch bei 12,8 Minuten. „Die Stromversorgungsqualität in Deutschland ist weiterhin sehr zuverlässig“, resümiert Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur.. „Die Energiewende kommt voran ohne Einbußen bei der sicheren Stromversorgung."
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Neue Gaskraftwerke überflüssig
Damit bestätigt Müller einen Trend, der seit Jahren anhält. Denn die dezentrale Einspeisung von Strom aus Windkraft, Photovoltaik und Speichern stützt die Netze auf allen Spannungsebenen. Seine Aussage steht im Widerspruch zu Ankündigungen von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), dass neue Gaskraftwerke gebraucht würden, um die Netzversorgung zu sichern. Schuld sei der zu schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien.
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Die Kennzahlen der Bundesnetzagentur weisen keine negativen Tendenzen in Bezug auf Langzeitunterbrechungen auf. Dass mehr erneuerbare Energien die Risiken für das Netz erhöhen, ist nicht nachweisbar – im Gegenteil.
Der aktuelle Wert liegt unter dem Niveau des zehnjährigen Mittels der Unterbrechungsdauer von 12,7 Minuten je Letztverbraucher. Ein Vergleich mit den Nachbarländern zeigt zudem, dass das deutsche Stromnetz im europäischen Vergleich nach wie vor zu den zuverlässigsten zählt.
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Die Lehren des Blackouts in Spanien
Im Frühjahr hatte ein Blackout in Spanien die Debatte um die Netzstabilität neu angefacht. Nun liegen die ersten Gutachten vor, warum in Spanien die Lichter ausgingen. Offensichtlich waren die Steuerungssysteme durch kurzzeitige, sehr heftige Schwankungen in der Frequenz und der Spannung überfordert. Mehr Gaskraftwerke hätten den spanischen Blackout nicht verhindern können.
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Denn neben veralteter Netzsteuerung wurden die Reserveleitungen zum französischen Netz ungenügend ausgebaut. Der französische Energieversorger EDF versucht seit Jahren, die Anbindung an den europäischen Verbund zu hintertreiben. Er fürchtet, das preiswerter Ökostrom aus dem Ausland sein Monopol durch Atomstrom aus französischen Meilern aushöhlen könnte.
Jährliche Meldungen der Netzbetreiber
In Deutschland sind die Netzbetreiber verpflichtet, alle Unterbrechungen an die Bundesnetzagentur zu melden, die länger als drei Minuten dauern. Der jährliche Bericht enthält Zeitpunkt, Dauer, Ausmaß und Ursache der Versorgungsunterbrechungen.
Für das Jahr 2024 haben 830 Netzbetreiber insgesamt 164.645 Unterbrechungen in der Nieder- und Mittelspannung übermittelt. Damit stieg die Zahl der Störungsmeldungen gegenüber dem Vorjahr um etwa 6.300 Meldungen. Trotzdem sank die durchschnittliche Unterbrechungsdauer je Letztverbraucher. Denn die Unterbrechungen wurden schnell behoben. (HS)