Drei Viertel der deutschen Wohngebäude können mit einer elektrischen Wärmepumpe beheizt werden. Das ist das Ergebnis eines Projekts der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE). Mithilfe von Algorithmen ermittelten die Forschenden das Potenzial für die Heiztechnologie in Bestandsgebäuden. Rund 17 Millionen der insgesamt 19 Millionen Wohngebäude in Deutschland haben sie auf diese Weise analysiert.
Doch abzuschätzen, ob ein Haus zu den 75 Prozent zählt, ist komplex. Wie sinnvoll die Installation einer Wärmepumpe ist, hängt von verschiedenen Kriterien ab. Für Hauseigentümer ist das kein einfaches Unterfangen. Doch es gibt Unterstützung aus dem Internet. Mittlerweile stehen eine ganze Reihe von Online-Tools zur Verfügung, die beim Check helfen. Sie setzen unterschiedliche Schwerpunkte und liefern mehr oder weniger detaillierte Informationen.
Algorithmen unterstützen
So können Immobilienbesitzer zum Beispiel die Algorithmen des FfE für sich arbeiten lassen. Im Rahmen seines Projekts hat das Wissenschaftsteam nämlich das Web-Tool Wärmepumpen-Ampel entwickelt, das allen Interessierten kostenlos zur Verfügung steht. Für jedes Einzelgebäude lässt sich damit prüfen, ob das auf dem Grundstück erschließbare Angebot an Umweltwärme - aus Erde, Luft oder Sonne - ausreicht, um den Wärmebedarf zu decken.
„Relevante Kriterien sind dabei unter anderem der Abstand zwischen potenziellen Aufstellorten von Luftwärmepumpen und benachbarten Wohngebäuden, um den Schallschutz zu wahren, sowie die verfügbare Grünfläche im Garten, um Erdwärme zu nutzen“, erklärt Timo Limmer, der als Geodata Scientist zur Projektleitung gehört. In einer interaktiven Karte werden die Gebäude dann in Ampelfarben dargestellt, um deren Eignung für Erdkollektoren-, Erdsonden-, Luft- und Solar-Eisspeicher-Wärmepumpen auszuweisen. Der Online-Service bietet Eigentümern laut Limmer eine erste Orientierung, ob ihr Haus für eine Wärmepumpe geeignet ist.
Mit diesem Ziel ist das FfE nicht allein. Mit ihrem Wärmepumpen-Check will die Beratungsgesellschaft co2online ebenfalls bei einer Bewertung helfen. „Dafür sind vor allem der energetische Zustand des Gebäudes sowie der bestehenden Heizanlage wichtig“, sagt Marco Schnorbus, Co-Leiter der Produktentwicklung bei co2online. Daher fragt der Wärmepumpen-Check zum Beispiel ab, ob bereits Dämmmaßnahmen umgesetzt wurden, wie hoch die Vorlauftemperatur ist oder wie die Warmwasserbereitung erfolgt.
Bewertet werden dann die Vorlauftemperatur, das Vorhandensein einer Fußbodenheizung, einer Zentralheizung und eines Zweirohrsystems sowie die Dichte der Gebäudehülle und die Verfügbarkeit von Fördermitteln. Daraus bestimmt der Wärmepumpen-Check nicht nur, ob sich das Gebäude für eine Wärmepumpe eignet. Als Resultat erhält der Nutzer außerdem die Information, ob weitere Maßnahmen notwendig sind, und wie hoch etwa der Aufwand für die Umsetzung ausfällt. „Dadurch erhält der Hauseigentümer bereits einen guten Eindruck, ob sich der Aufwand für eine Wärmepumpe lohnt“, erläutert Schnorbus. Ergänzend würden die wichtigsten Fragen zum Thema beantwortet, zum Beispiel zu den verschiedenen Wärmequellen.
Als Alternative zur Erstberatung vor Ort gedacht
Beim Heizreport von SHK Info handelt es sich um ein weiteres im Internet verfügbares Tool. Er beschäftigt sich in seiner kostenlosen Variante mit der Gebäudeheizlast, der spezifischen Raumheizlast sowie der Größe der Heizflächen. „Alle drei Kriterien werden unabhängig voneinander bewertet und auf Wärmepumpentauglichkeit geprüft“, berichtet Geschäftsführer Marcel von Zons. Das Ergebnis ersetze die Erstberatung vor Ort und verschaffe dem Anwender einen ersten Überblick. „Da drei Kriterien bewertet werden, kann der Nutzer sofort erkennen, was zu tun ist, um das Gebäude für eine Wärmepumpe vorzubereiten“, erklärt von Zons.
Tools wie die von SHK Info nutzt der Verein Europäische Energiewende Community für sein eigenes Online-Tool. In einem Frage-Antwort-Dialog fragt der Online-Wärmepumpenberater das Heizverhalten sowie Kennzahlen der vorhandenen Heizungsanlage ab. Mit diesen Informationen wird der Benutzer durch die bereits verfügbaren Online-Rechner – wie zum Beispiel den Heizreport - geführt. Dabei werden auch wichtige Fachbegriffe erklärt. „Am Ende der Beratung versteht der Benutzer die wesentlichen Kennzahlen wie Vorlauftemperatur, Heizlast und Heizleistung, hat diese Werte vorliegen und kann sich damit an einen Heizungsinstallateur wenden“, heißt es in einer Pressemeldung des Vereins. Darüber hinaus erfahre der Nutzer, ob und gegebenenfalls welche Heizkörper ausgetauscht werden sollten, welche sonstigen Sanierungen am Gebäude sinnvoll sind, wie groß die Wärmepumpe sein muss und wie hoch die Stromkosten sein werden.
Es besteht großer Informationsbedarf
Dass solche Tool sinnvoll sein können, bestätigt Tomas Titz, Vorsitzender des GIH-Landesverbands Niedersachsen. Er hat sowohl den Wärmepumpen-Check als auch den Heizreport anhand eines beispielhaften Gebäudes ausprobiert. Und er ist positiv überrascht. „Beide kamen im Ergebnis auf die gleiche kW-Zahl. Das fand ich schon sehr interessant“, sagt Titz. „Ich könnte beide weiterempfehlen.“ Besonders der Heizreport hat ihn überzeugt. „Das Tool geht sehr detailliert vor. Man kann zum Beispiel die U-Werte der Wände selbst berechnen.“ Da recht viele Daten abfragt werden, sei seine Nutzung aber auch mit einem gewissen Aufwand verbunden. Einen halben Tag pro Gebäude sollte man schon investieren.
Joel Grieshaber, Referent Handwerk und Qualifizierung beim Bundesverband Wärmepumpe (BWP), sieht Webanwendungen für den Wärmepumpen-Check ebenfalls positiv: „Es gibt gerade eine großen Informationsbedarf bezüglich der Technologie – sowohl bei Energieberatern als auch bei Hauseigentümern.“ Die verschiedenen Tools hält er daher für eine gute Möglichkeit, sich grundlegendes Wissen anzueignen. Sie können seiner Meinung nach ein guter Anhaltspunkt sein, um zunächst zu klären, ob ein bestimmtes Gebäude für den Einsatz einer Wärmepumpe geeignet ist. Da dafür eine ganze Reihe unterschiedlicher Kriterien ausschlaggebend seien, sei es aber ratsam, verschiedene solcher Tools mit unterschiedlichen Schwerpunkten auszuprobieren.
Der BWP hat daher gleich mehrere Anwendungen online gestellt, mit denen sich verschiedene spezielle Größen berechnen lassen. Der JAZ-Rechner etwa dient dazu, die Jahresarbeitszahl gemäß der VDI-Richtlinie 4650 Blatt 1 zu ermitteln. Aus dieser lässt sich dann der zu erwartende Stromverbrauch ableiten, was die Grundlage für eine Wirtschaftlichkeitsberechnung bietet.
Als weiteres Kriterium beim Einsatz einer Wärmepumpe gilt es deren Lautstärke im Betrieb zu berücksichtigen. Mit dem Schallrechner des BWP kann der Nutzer daher die Schallimmission beurteilen – also, wie laut die Wärmepumpe an einem bestimmten Ort ist. So dient das Tool also dazu, den aus dieser Perspektive optimalen Installationsort zu ermitteln. Mit dem
Förderrechner bietet der Verband außerdem einen Online-Service zu aktuellen Förderprogrammen an. Auch Energieberater können damit prüfen, ob sie noch auf dem neuesten Stand sind.
Energieberater bringen unterschiedliches Vorwissen mit
Laut GIH-Mann Titz können die Tools für den Wärmepumpen-Check grundsätzlich auch für die Energieberatung sinnvoll sein: „Für jüngere Kollegen, die noch nicht über viel Erfahrung verfügen, kann ein Online-Service zum Wärmepumpen-Check schon hilfreich sein. Ein alter Hase wie ich, der aus der TGA kommt, benötigt ein solches Tool aber nicht.“ Entscheidend sei deshalb der Background eines Energieberaters. „Die Kollegen sind unterschiedlich und haben andere Vorkenntnisse. Für Berater, die aus dem Bereich Hülle kommen und eventuell bei der TGA nicht sattelfest sind, ist ein solches Tool sicher sinnvoller“, sagt Titz.
Hilfreich findet er zudem, dass der Heizreport etwa Energieberatern gegen Bezahlung die Möglichkeit bietet, den eigenen Kunden einen Link zur Verfügung zu stellen, damit diese auch eigene einfache Berechnungen durchführen können. „Die Kunden können dann ihre Räumlichkeiten ausmessen und erhalten sehr genaue Resultate, die sie an den Energieberater oder Heizungsbauer zurückschicken.“ Dieser vervollständigt die Daten, führt eine komplette Berechnung durch und kann dem Kunden ein ausführliches Ergebnis präsentieren.
Ob für einen Energieberater ein entsprechendes Tool nützlich ist, hängt laut Titz aber auch davon ab, wie stark er seinen Kunden einbinden und wie viel er aus der Hand geben möchte. „Man darf auch nicht vergessen: Wenn es zum Auftrag kommt, muss man ohnehin noch mal nachmessen – schon allein aus rechtlichen Gründen.“
Zweifel an der Aussagekraft
Schwierig kann es werden, wenn die Ergebnisse aus einem Online-Tool nicht mit der Einschätzung des Energieberaters übereinstimmen. Aus den Gesprächen mit Kollegen weiß Grieshaber, dass viele Hauseigentümer mittlerweile sehr gut informiert sind – unter anderem, weil sie im Internet nach den entsprechenden Inhalten suchen. „Nicht alles von dem Wissen, was sie sich angeeignet haben, stimmt aber. Als Energieberater muss man teilweise schon sehr intensiv argumentieren“, sagt der BWP-Experte.
Nicht nur aus dieser Perspektive sieht Walter Ullmann zum Beispiel die Verwendung der Wärmepumpen-Ampel der FfE kritisch. Ullmann, der ein Ingenieurbüro für Bauwesen in Neusäß bei Augsburg betreibt, hat das Online-Tool an seinem eigenen Haus getestet. Das Ergebnis lautete, dass das Gebäude nicht für die Nutzung einer Wärmepumpe geeignet sei. Tatsache ist allerdings, dass Ullmann sein Haus seit 24 Jahren mit einer Erdsondenanlage heizt. „Damit bestehen für mich an der Aussagekraft der Wärmepumpen-Ampel erhebliche Zweifel“, sagt Ullmann.
„Man muss ja bedenken, dass vor allem potenzielle Kunden ein solches Tool nutzen. Und wenn diese nun ein falsches Ergebnis erhalten, dann steht man als Energieberater vor dem Problem, den Bauherrn vom Gegenteil zu überzeugen.“ Solche Fälle habe er selbst schon häufig erlebt. Grundsätzlich sei bei der Verwendung von Online-Tools immer eine gewisse Vorsicht geboten. „Schließlich schuldet man seinem Kunden eine Beratung auf Grundlage fundierter Berechnungen.“
FfE-Mitarbeiter Limmer weist jedoch darauf hin, dass die Ergebnisse der Wärmepumpen-Ampel nur als erste Orientierung dienen sollen. Die Ergebnisse seien auf Basis frei verfügbarer Daten berechnet worden und von der Güte dieser Daten abhängig. „Insbesondere die Abschätzung des Wärmebedarfs der Gebäude kann von der Realität abweichen, da es keine gebäudescharfen Daten zum Beispiel zum individuellen Heizverhalten oder zum Sanierungszustand gibt.“
Ihm zufolge ist geplant, die Qualität der Ergebnisse mithilfe genauerer Input-Daten weiter zu verbessern. Er verweist da-
rauf, dass das FfE-Tool lediglich eine grobe Einschätzung liefert und keine Energieberatung ersetzen kann. Vor allem der aktuelle Zustand des Gebäudes und die genauen Gegebenheiten vor Ort müssten durch eine Fachberatung betrachtet werden.
Auch Firmen bieten Online-Tools an
Neben Institution und Verbänden stellen auch Hersteller von Wärmepumpensystemen entsprechende Online-Anwendungen zur Verfügung. Ein Beispiel dafür ist der Wärmepumpen-Konfigurator von Zewotherm. Dieser fragt zunächst die Postleitzahl ab, um die passenden Klimadaten zu ermitteln. Angaben zur Wohnfläche und Personenanzahl sowie zur Gebäudeart – ob Neubau oder Sanierung – dienen als weitere Berechnungsgrundlagen. Dann wird nach dem aktuellen Energieerzeuger und deren Verbrauch beziehungsweise nach der Heizlast gefragt. Nach Angabe des verwendeten Heizsystems und der Anzahl der Heizkreise werden Fragen zur Warmwasserversorgung und Speichertechnik gestellt. Abschließend ist der geplante Montageort der Wärmepumpe anzugeben.
„Für einen reibungslosen Wechsel zur energiesparenden Wärmepumpe liefert die Software eine erste Berechnungsgrundlage“, erklärt Kommunikationsleiterin Silke Ziegler. Ziel des Konfigurators sei eine kundenorientierte, einfache Schnellauslegung beziehungsweise Dimensionierung eines Bauvorhabens mit der Zewo-Lambda-Wärmepumpe. Damit spricht sie einen entscheidenden Punkt an, der bei den Berechnungs-Tools der Anbieter nicht unterschlagen werden darf: Sie funktionieren in der Regel nicht produktneutral.
Tools sollten ergebnisoffen sein
Das weiß auch Grieshaber vom BWP. Aus seiner Sicht stellen die einzelnen Hersteller sehr gute Online-Tools für den Wärmepumpen-Check bereit, die wertvolle Informationen liefern könnten. „Es gibt Online-Tools von Herstellern, die es schaffen, eine überschlägige Heizlastberechnung, die ja normalerweise nach der DIN 12831 zu erfolgen hat, relativ schnell auf Basis von Verbrauchswerten und Baualtersklasse durchzuführen.“ Das sei zwar hilfreich für eine erste Einschätzung, ersetze aber keine ausführliche Berechnung. Zudem gelte es zu beachten, dass solche Anwendungen den Nutzer häufig zu dem Produktportfolio des Anbieters führen würden.
Titz vom GIH hält es für wichtig, dass ein Tool zum Wärmepumpen-Check ergebnisoffen konzipiert ist. Damit meint er, dass es nicht darauf ausgelegt sein sollte, dem Nutzer in jedem Fall den Einbau einer Wärmepumpe zu empfehlen. Heizreport und Wärmepumpen-Check beispielsweise seien diesbezüglich neutral und somit vorbildlich.
Angesprochen auf die Mindestanforderungen, die ein Online-Tool erfüllen sollte, um Nutzen zu bringen, nennt er einige Punkte. Dazu zählt, dass die Kubatur aufgenommen wird. Außerdem sollte es möglich sein, eine Altersklassifizierung vorzunehmen und die Grundbeheizung einzugeben. Auch Informationen zum Wandaufbau seien nützlich. Auf dieser Basis erhalten dann Nutzer zumindest einen ersten Anhaltspunkt, ob ihr Eigenheim oder Mietshaus zu den wärmepumpentauglichen 75 Prozent der deutschen Wohngebäude gehört. ■
Online-Tools für den Wärmepumpen-Check
Heizreport: https://heizreport.de
JAZ-Rechner: www.waermepumpe.de/jazrechner
Online-Tool Universität Bayreuth:
https://holzheu.shinyapps.io/
Luft-WP-Altgaul
Online-Wärmepumpenberater:
https://energiewende.eu/
online-waermepumpenberater
Wärmepumpen-Ampel: https://waermepumpen-ampel.ffe.de
Wärmepumpen-Check: www.
co2online.de/service/energiesparchecks/waermepumpencheck

Bild: Forschungsstelle für Energiewirtschaft

Bild: Europäische Energiewende Community

Bild: SHK Info

Bild: co2online
Auf Wärmewende geprüft: Bei der Entscheidung für eine Wärmepumpe müssen verschiedene Kriterien beachtet werden. Im Netz stehen kostenlose Anwendungen bereit, um die Eignung des Gebäudes und wichtige Kennwerte zu berechnen.
GEB Dossier
Grundlegende Informationen zu Wärmepumpen -finden Sie in -unserem Dossier Erneuerbare Energien mit -Beiträgen und News aus dem GEB:
www.geb-info.de/erneuerbare-energien
