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Entwicklung des Energieberatungsmarkts

Boom im Rückblick, Ernüchterung im Ausblick 

Die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) beim Bafa untersucht gemäß § 9 Absatz 2 Nummer 5 Energiedienstleistungs-Gesetz seit 2016 den Markt für Energiedienstleistungen, Energieaudits und andere Energieeffizienzmaßnahmen und erarbeitet Vorschläge zu deren weiteren Entwicklung. Dazu führt sie jedes Jahr umfangreiche Befragungen auf der Seite der Nachfrage bei Haushalten, Unternehmen und der öffentlichen Hand sowie des Angebots bei Unternehmen durch.

Die Befragungsdaten von insgesamt über 7.500 telefonisch oder online geführten Interviews, ergänzt durch weitere Marktrecherchen des Projektteams, bilden die Grundlage der Marktstudie zum Jahr 2023. Durch die Teilnahme von über 1.600 Akteuren aus der Energieberatung können wieder gut abgesicherte Aussagen zur Entwicklung von Preisen, Umsätzen und der Marktstruktur getroffen werden. Die Berechnungsmethoden sind seit 2019 unverändert, sodass sich die Veränderungne im zeitlichen Verlauf gut darstellen lassen.

Kräftiges Wachstum im Marktvolumen: Mehr Aktive, mehr Angebot und höhere Preise

Der Markt für Energieberatungen und Energieaudits entwickelt sich seit Jahren außerordentlich dynamisch. Innerhalb von fünf Jahren hat sich das errechnete Marktvolumen vervierfacht. Das Wachstum basiert sowohl auf höheren Verkaufszahlen als auch auf höheren Verkaufspreisen. Allerdings sind die Preisentwicklungen für alle Energiedienstleistungen in der Marktstudie nicht inflationsbereinigt.

Das Marktvolumen ist für das Jahr 2023 auf 1,6 Milliarden Euro gestiegen. Beratungen für Unternehmen und Kommunen haben in etwa den gleichen Anteil wie Beratungen für Privatpersonen. Dabei ist die umfangreiche Vor-Ort-Beratung für Wohngebäude, zu der unter anderem Beratungen im Bafa-Förderprogramm Energieberatung Wohngebäude und individuelle Sanierungsfahrpläne (iSFP) zählen, das vom Marktvolumen her größte Segment (Abb. 1).

Der wichtigste Treiber für das Marktwachstum ist die steigende Anzahl aktiver Energieberaterinnen und Energieberater. 2023 waren es rund 15.400 Personen, fast 3.000 mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Zahl der verkauften Beratungen pro Vollzeitstelle bei allen betrachteten Beratungsformen mit Ausnahme der Energie-Checks an. Insgesamt führen also mehr Akteure und mehr Beratungen pro Vollzeitstelle zu mehr Beratungen.

Auch die Verkaufspreise für Energieberatungen sind in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen, wobei bezogen auf die Vorjahresstudie aus dem Jahr 2022 nur Preisrückgänge bei Energieaudits und Energie-Checks festgestellt wurden (Abb. 2).

Aus den Verkaufspreisen und Angaben zu durchschnittlichen Bearbeitungsdauern ergeben sich Stundensätze für die betrachteten Beratungsformen. Sie fallen im Zeitverlauf konstanter aus als die Verkaufspreise, denn der Aufwand für verschiedene Beratungsformen, insbesondere für die umfangreiche Wohngebäudeberatung, ist in den vergangenen Jahren eher gestiegen als zurückgegangen (Abb. 3).

Der Marktausblick der Anbieterseite ist nach der Euphorie der vergangenen Jahre nun deutlich verhaltener. Besonders deutlich trübt sich der Ausblick in Bezug auf private Haushalte ein. Trotzdem rechnen die meisten Energieberaterinnen und Energieberater weiter mit einem wachsenden Markt (Abb. 4).

Aussagen zu den Gründen für den Marktausblick erhebt die BfEE-Marktstudie nicht. Es liegt aber auf der Hand, dass die dauerhaft niedrige Sanierungsquote im Gebäudebereich und die fehlende Klarheit in Bezug auf die künftige Richtung bei den gesetzlichen Anforderungen und bei der Förderung von Beratung und Sanierung die Stimmung beeinflussen.

Konkrete Markthemmnisse wurden aber wie in jedem Jahr abgefragt. Hier bestätigen sich bekannte Faktoren: Häufige Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen und Unklarheit führen dazu, dass Kunden Sanierungen hinauszögern. Daneben nennen die Befragten fehlende Mittel bei Kunden und eine zu komplexe und damit zu wenig attraktive Förderung als wichtige Hemmnisse für die weitere Verbreitung von Energieberatungen.

Wird mehr beraten, wird mehr saniert – oder?

Aus den Marktkennzahlen ergibt sich eine spannende Frage: Wenn das Marktvolumen so stark wächst und mehr Akteure mehr Beratungen durchführen, müsste es dann nicht mehr Sanierungen geben? Die Sanierungsquote ist aber seit Jahren konstant niedrig, wie beispielsweise die aktuelle Marktdatenstudie der B+L Marktdaten Bonn im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle besagt. Sie lag demnach 2024 wie im Vorjahr bei 0,7 Prozent, 2022 hatte sie noch bei rund 0,9 Prozent gelegen (siehe GEB 03-2025, Mythos oder ­Maßzahl?).

Die Marktstudie liefert Hinweise darauf, dass die Zahl der Beratungen und der Sanierungen zusammenhängen – ob bei Haushalten, Unternehmen oder der öffentlichen Hand. Bei allen betrachteten Sanierungstätigkeiten gibt es mehr Aktivität, wenn Energieberatungen nachgefragt wurden – in Abb. 5 beispielhaft für den Bereich der Haushalte dargestellt.

Auch die durchschnittlichen Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen liegen bei den Befragten der Nachfrageseite höher, wenn sie Energieberatungen genutzt haben. Bei Eigentümerhaushalten waren es im Durchschnitt etwa 32.000 Euro gegenüber 26.000 Euro bei solchen ohne Energieberatung.

Allerdings bleibt durch diese Zahlen die Frage nach Henne und Ei unbeantwortet: Haben Energieberatung wirklich mehr Aktivitäten ausgelöst oder führten viele Aktivitäten zu einer stärkeren Begleitung durch Energieberatung?

Welche Energieberatung die Marktstudie berücksichtigt

Auch die Frage, wie Energieberatung konkret wirkt, kann durch Monitoringstudien wie die Marktanalyse nicht geklärt werden. Die Haushaltsbefragung liefert aber einen Hinweis: Diejenigen, die keine Energieberatung genutzt hatten, wurden nach Gründen dafür gefragt. „Ich plane keine Baumaßnahmen am Gebäude“ war mit 41 Prozent die dritthäufigste Nennung nach einem allgemeinen „Kein Bedarf“ und „zu hohen Kosten bzw. kein erkennbarer Mehrwert“.

Eine weitere Zahl aus der Marktstudie ist ebenfalls für die Einschätzung des Marktvolumens in Bezug auf die Sanierungstätigkeit interessant. Nach der etablierten Berechnungsmethode stieg die Zahl der Akteure und in der Konsequenz die Zahl der verkauften Beratungen. Das deckt sich mit deutlichen Steigerungen im Bundesförderprogramm Energieberatung Wohngebäude. Die Befragung von Wohngebäudeeigentümerinnen und -eigentümern ergibt aber, dass sich der Anteil der Haushalte, die in den vergangenen fünf Jahren Energieberatungen genutzt haben, nicht erhöht hat. Er liegt seit Jahren relativ konstant zwischen 20 und 25 Prozent. Was aber treibt dann das Wachstum?

Eine mögliche Erklärung liegt in der Zielsetzung und Methodik der Marktstudie: Sie betrachtet insbesondere die professionelle Energieberatung. Die Ratschläge im Baumarkt oder Online-Tools dagegen berücksichtigt sie nicht. Um im Feld der Energieberatung professionelle Produkte und Akteure möglichst klar abzugrenzen, spielen in Ermangelung eines einheitlichen Berufsbildes oder einheitlicher Produkte Definitionen aus gesetzlichen Anforderungen und aus bundesweiten Förderprogrammen eine wesentliche Rolle. Seit 2020 definiert die Marktstudie als „aktive Energieberaterinnen und Energieberater“ solche Personen, die entweder mindestens einen Förderantrag in einem solchen Förderprogramm gestellt haben und/oder für Energieaudits registriert sind.

In der Konsequenz haben Entwicklungen der geförderten Beratungen einen großen Einfluss auf die Marktstudie, während sich Aktivitäten außerhalb der Förderprogramme weniger stark auswirken. Je größer die Bedeutung der geförderten Beratung für den Gesamtmarkt, desto mehr von diesem zeigt die Marktstudie. Der sprichwörtliche Kuchen wird also möglicherweise gar nicht so viel größer – wir sehen nur ein größeres Stück davon. Tatsächlich ist der Anteil staatlich geförderter Beratung nach Angaben der Energieberaterinnen und Energieberater in den vergangenen Jahren in den für das Marktvolumen wichtigen Feldern wie der umfangreichen Wohngebäudeberatung und der Beratung für Nichtwohngebäude jeweils um etwa 20 Prozent angestiegen (Abb. 6).

Für künftige Marktstudien ergibt sich daraus immer wieder neu die Frage, wie methodisch auf geschilderte Herausforderungen wie fehlende Definitionen und damit zwingend unvollständige Daten reagiert werden kann. Der Vorteil einer gleichbleibenden Methodik war bisher, dass sich zeitliche Verläufe gut darstellen ließen. In der anstehenden Marktbefragung ist eine Reaktion, dass der Anteil der Energieberatung an der gesamten Tätigkeit der Befragten klarer abgefragt wird.

Wir bedanken uns für die großartige Beteiligung aus der Energieberatungs- und Energieauditcommunity, die uns schon viele Jahre aktiv begleitet. Die Vorbereitung der nächsten Marktbefragung ist bereits abgeschlossen und wir hoffen auch in diesem Jahr wieder auf Ihr Wissen zugreifen zu dürfen.

1 Das Marktvolumen für Energieberatungen ist 2023 auf 1,6 Milliarden Euro gestiegen.

Quelle: BfEE/Bafa

1 Das Marktvolumen für Energieberatungen ist 2023 auf 1,6 Milliarden Euro gestiegen.
2 Die Verkaufspreise für Energieberatungen sind in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen.

Quelle: BfEE/Bafa

2 Die Verkaufspreise für Energieberatungen sind in den vergangenen Jahren kräftig gestiegen.
3 Die Stundensätze für die betrachteten Beratungsformen fallen im Zeitverlauf konstanter aus als die Verkaufspreise.

Quelle: BfEE/Bafa

3 Die Stundensätze für die betrachteten Beratungsformen fallen im Zeitverlauf konstanter aus als die Verkaufspreise.
4 Der Marktausblick der Anbieterseite fällt nach der Euphorie der vergangenen Jahre nun deutlich verhaltener aus.

Bild: BfEE/Bafa

4 Der Marktausblick der Anbieterseite fällt nach der Euphorie der vergangenen Jahre nun deutlich verhaltener aus.
5 Bei allen betrachteten Sanierungstätigkeiten, hier bei Haushalten, gibt es mehr Aktivität, wenn Energieberatungen nachgefragt wurden.

Bild: BfEE/Bafa

5 Bei allen betrachteten Sanierungstätigkeiten, hier bei Haushalten, gibt es mehr Aktivität, wenn Energieberatungen nachgefragt wurden.
6 Der Anteil staatlich geförderter Beratung ist in für das Marktvolumen wichtigen Feldern jeweils um etwa 20 Prozent angestiegen.

Bild: BfEE/Bafa

6 Der Anteil staatlich geförderter Beratung ist in für das Marktvolumen wichtigen Feldern jeweils um etwa 20 Prozent angestiegen.

Weitere Ergebnisse der Markterhebung

Am 22. Januar 2025 haben die Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) im Bafa und das Konsortium externer Gutachter (Prognos, ifeu-Institut und Verian) die Ergebnisse der Markterhebung in Berlin vorgestellt. Die Videoaufzeichnungen sowie die Präsentationsfolien der Veranstaltung finden Sie unter www.bfee-online.de/edl-studie. Der im Jahr 2024 erstmals erstellte Bericht „Potenzialanalyse Energiedienstleistungen“ ist abrufbar unter www.bfee-online.de/edl-potenzialanalyse.

Der Abschlussbericht zur Marktanalyse aus dem Jahr 2024 befindet sich in der Bearbeitung und ist nach Fertigstellung ebenfalls auf der BfEE-Internetseite zu finden. Zudem werden die kompletten Befragungsdaten zur freien Nutzung für eigenständige Analysen im Portal www.govdata.de bereitgestellt.

Die nächste Ergebnispräsentation der BfEE Marktanalyse Energiedienstleistungen findet am 14. Oktober 2025 statt. Wir laden Sie herzlich ein, sich über den folgenden Link anzumelden: https://link.prognos.com/edl-­anmeldung.

GEB Podcast Gebäudewende

Hören Sie zum Thema auch unseren Podcast: Gebäudewende im Fokus

gebauedewende.podigee.io/32-new-episode

GEB Dossier

Grundlegende Informationen zum -Thema -finden Sie auch in -unserem Dossier Energieberatung mit -Beiträgen und News aus dem GEB:

www.geb-info.de/energieberatung

Louisa Döpking
ist seit 2024 bei der Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) tätig. Dort ist sie für die Beobachtung des Marktes für Energiedienstleistungen und das Themen­feld Contracting verantwortlich.

Bild: BfEE

Dominik Jessing
arbeitet als Projektleiter am ifeu – Institut für ­Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Seit ­Beginn der BfEE-Studien zum Markt für Energiedienstleistungen betreut er den Bereich Energie­beratung.

Bild: ifeu

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