In Pflegeheimen geht es Tag für Tag um das Wohlbefinden der Bewohner:innen. Dabei bleibt das Thema Energieeffizienz oft unbemerkt. Das ist nachvollziehbar, denn die Mitarbeitenden stehen tagtäglich vor zahlreichen Herausforderungen und dringenden Aufgaben in allen Bereichen. Im Pflegealltag kann es deshalb vorkommen, dass die Heizung durchläuft, obwohl das Fenster den ganzen Tag gekippt ist, oder dass Wärmewagen für das Warmhalten der Mahlzeiten schon Stunden vor dem Mittagessen eingeschaltet werden.
Genau bei diesen alltäglichen Herausforderungen setzte das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt Kommunikations- und Bildungskonzept zur Ressourcenschonung in stationären Pflegeeinrichtungen (Kombina, www.kombina.de) an. Ziel war die Entwicklung eines Konzepts für den effizienten Einsatz von Energie und Ressourcen in der stationären Altenpflege. Dafür wurden systematisch relevante Handlungsfelder identifiziert und konkrete Maßnahmen in zehn Piloteinrichtungen aus Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen betrachtet und – wo machbar – umgesetzt. Neben den Themen Energie und Wasser standen die Bereiche Hauswirtschaft, Abfallmanagement, Verpflegung sowie Fortbildung von Mitarbeitenden im Fokus.
Gesetzliche Vorgaben, Zeitmangel sowie fehlendes Wissen bremsen das Engagement für Ressourcenschonung. Das Thema wird oft als Zusatzbelastung empfunden. Es gibt aber auch Mitarbeitende mit vielen guten Ideen. Das Konzept von Kombina umfasst eine Ist-Analyse, Fortbildungen des Personals, Sensibilisierungskampagnen und Workshops. Darüber hinaus wurde eine Online-Community speziell für die Altenpflege gegründet, um den Austausch zu fördern. In einer einjährigen Umsetzungsphase wurden in den Pilotheimen gemeinsam mit allen Mitarbeitenden praxisnahe Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. In allen Häusern war der Stand-by-Betrieb von ungenutzten Unterhaltungsgeräten und das hohe Restmüllaufkommen ein Thema (siehe GEB-2024-10, Nachhaltig pflegen).
Im vergangenen Jahr konnten die beteiligten Pflegeheime mit energiebewusstem Verhalten und gering-investiven Maßnahmen durchschnittlich 14 Prozent Strom sowie je sieben Prozent Wärme und Wasser im Vergleich zu den Jahren 2019 bis 2021 einsparen – ohne Qualitäts- und Komforteinbußen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass externe Faktoren wie die Nachwirkungen der Covid-19-Pandemie sowie die Energiekrise im Jahr 2022 ebenfalls Einfluss auf das Verbrauchsverhalten genommen haben könnten. Dennoch bleibt bei fast 800.000 Menschen, die in deutschen Pflegeheimen leben, das Potenzial für Energieeinsparungen hoch.
Stromsparen ist kein Hexenwerk …
So hat beispielsweise eine Einrichtung ihre Beleuchtung auf LED umgestellt und Mitarbeitende zu Energiethemen geschult. Diese achten nun auf den bewussten Einsatz von elektrischen Geräten und Licht. Auf diese Weise konnte sie den Stromverbrauch im vergangenen Jahr im Vergleich zum durchschnittlichen Verbrauch in den Jahren 2019 bis 2021 um 15 Prozent senken. Außerdem werden die Waschmaschinen in den Wohnbereichen und die zentrale Waschmaschine nicht mehr gleichzeitig betrieben, um Stromlastspitzen zu vermeiden und dadurch die Kosten zu senken.
Die größten Stromeinsparungen im Projekt erzielte eine Einrichtung unter anderem mit folgenden Maßnahmen:
Ergebnis: Der jährliche Stromverbrauch konnte von durchschnittlich 405 Megawattstunden in den Jahren 2019 bis 2021 auf 300 MWh im Jahr 2024 gesenkt werden. Das entspricht einer Einsparung von 26 Prozent.
… Wärmeverbrauch senken auch nicht
Zentraler Erfolgsfaktor für die Umsetzung der Maßnahmen ist die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für Energiethemen. Es hilft, wenn Energieverbräuche regelmäßig besprochen und Mitarbeitende durch sichtbare Einsparungen motiviert werden. Begleitung und Impulse von außen wie etwa Coachings wirken unterstützend. Das zeigte sich in einer weiteren Einrichtung. Folgende Maßnahmen senkten den Stromverbrauch um 23 Prozent:
Beim Wärmeverbrauch erzielte dieselbe Einrichtung die größte Einsparung im gesamten Projekt. Der jährliche Wärmeverbrauch sank durch folgende Maßnahmen um 17 Prozent von durchschnittlich 1.560 Megawattstunden in den Jahren 2019 bis 2021 auf 1.290 Megawattstunden im Jahr 2024.
Auch wenn die prozentuale Einsparung bei der Wärme insgesamt geringer ausfällt als beim Strom, ist sie im Kontext der stark gestiegenen Energiepreise – insbesondere für Erdgas – als Erfolg zu werten. Während der durchschnittliche Gaspreis für Nicht-Haushalte in den Jahren 2019 bis 2021 noch etwa 0,05 Euro pro Kilowattstunde betrug, verdoppelte er sich laut dem Statistischen Bundesamt bis zum Jahr 2024 auf rund 0,10 Euro pro Kilowattstunde. Vor diesem Hintergrund gewinnen die erreichten Wärmeeinsparungen der Pilotheime zusätzlich an wirtschaftlicher Relevanz, denn aus sieben Prozent Wärmeeinsparung werden 14 Prozent Kosteneinsparung.
Weiterhin zeigen sich Unterschiede in der zeitlichen Wirksamkeit der Maßnahmen. Während sie beim Stromverbrauch meist unmittelbare Effekte erzielen, erfordern Einsparungen im Wärmebereich häufig eine größere Verhaltensänderung. Prozesse wie bewusstes Lüften oder das Herunterdrehen der Heizung müssen erst in den Alltag integriert und zur Routine werden. Die Wirkung dieser Maßnahmen entfaltet sich daher oft verzögert, ist aber langfristig wirksam und nachhaltig.
Energiesparmaßnahmen protokollieren und kontrollieren
Um ein umfassendes Bild über den Energieverbrauch in stationären Pflegeeinrichtungen zu erhalten, hat das Bundesministerium für Gesundheit 2023 die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Curacon und das Forschungsunternehmen Solites mit einem Gutachten beauftragt. Die beiden Partner haben Energieverbräuche aus den Jahren 2021 und 2022 analysiert. Für die Auswertung standen 120 Datensätze zum Stromverbrauch und 95 Datensätze zum Wärmeverbrauch zur Verfügung.
Die ausgewerteten Einrichtungen verzeichnen 2022 im Mittel einen Stromverbrauch von 51 Kilowattstunden pro Quadratmeter und einen Wärmeverbrauch von 139 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Ein Vergleich mit den im Kombina-Projekt betrachteten Pflegeheimen zeigt, dass sie 2022 einen ähnlichen Stromverbrauch von 51 Kilowattstunden pro Quadratmeter verzeichneten. Hinsichtlich des Wärmeverbrauchs lagen die Kombina-Heime mit einem Verbrauch von 117 Kilowattstunden pro Quadratmeter (witterungsbereinigt) unter dem Durchschnitt der im Gutachten erfassten Einrichtungen.
Die Auswirkungen der Maßnahmen auf den Energieverbrauch wurden im Kombina-Projekt regelmäßig mit dem Energiesparkonto (www.energiesparkonto.de) der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online ausgewertet. Einige Heime wollen das kostenlose Online-Tool auch nach Projektende weiternutzen. Monatlich können sie dort die Zählerstände für Brennstoff, Strom und Wasser eintragen.
Der Erfolg einer Maßnahme, wie etwa das spätere Einschalten der Wärmewagen, lässt sich im Energiesparkonto am reduzierten Stromverbrauch ablesen. Die automatisiert erstellten Auswertungsgrafiken können für Teamrunden oder als Aushang genutzt werden, um Fortschritte sichtbar zu machen. Die regelmäßige Auswertung monatlicher Abrechnungen und Zählerstände ermöglicht es, potenzielle Handlungsfelder im Energieverbrauch frühzeitig zu erkennen.
Bewusster Umgang mit Energie stärkt Teamgeist
Die Projektergebnisse machen deutlich, dass das Verhalten aller Beteiligten vor Ort – einschließlich der Leitungsebene – den Verbrauch von Energie und Ressourcen beeinflusst. Bereits kleine Änderungen im Alltag können spürbare Einsparungen bewirken. Die Rückmeldungen aus den Pilotheimen zum Projektende bestätigen, wie wichtig es ist, sich aktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Dabei geht es nicht nur um technische Lösungen, sondern vor allem um ein neues Bewusstsein im täglichen Handeln.
Im Alltag der Einrichtungen zeigte sich ein Umdenken und eine Sensibilisierung für Ressourcenschonung. Insbesondere Mitarbeitende aus der Hauswirtschaft und Pflege achten bewusster auf ihr Verhalten, etwa beim Heizen und Lüften oder im Umgang mit Wasser und Strom. Auch die Kommunikationskultur hat sich in einigen Heimen verändert. Energiethemen werden nun offen angesprochen, Vorschläge zur Ressourcenschonung werden eingebracht und soweit möglich umgesetzt. Dieser Wandel kommt nicht nur dem Klima, sondern auch dem Teamgeist zugute.
Energieberatung kann helfen
Viele der entwickelten Maßnahmen lassen sich auch in anderen Alten- und Pflegeeinrichtungen anwenden. Immer wieder lassen sich ähnliche Handlungsfelder in den Pflegeeinrichtungen identifizieren, die durch einfache organisatorische oder verhaltensbezogene Anpassungen ein hohes Einsparpotenzial bieten. Oft fehlt es den Heimen jedoch an Kapazitäten, um sich systematisch mit ihrem eigenen Energieverbrauch zu befassen. Umso wichtiger ist es, eine verantwortliche Person zu benennen, die den Prozess begleitet und koordiniert.
Das in Kombina entwickelte Kommunikations- und Bildungskonzept besteht aus elf Komponenten, die während der einjährigen Umsetzungsphase gemeinsam mit den Pilotheimen entwickelt und erprobt wurden (Abb. 3). Einige dieser Komponenten lassen sich direkt von den Einrichtungen selbst umsetzen, wie etwa die erarbeiteten Handlungsempfehlungen und Maßnahmen. Andere Komponenten erfordern externe Unterstützung, etwa bei der Durchführung einer Ist-Analyse zur Erfassung von Daten und Gewohnheiten im Energie- und Ressourcenverbrauch oder bei der Organisation von Workshops, um Mitarbeitende für die Umsetzung zu motivieren. Energieberater:innen können dabei als fachkundige Begleitung und Impulsgebende wirken.
Das Projekt Kombina ist seit Ende Juni 2025 offiziell beendet. Das erprobte Konzept soll in den Pilotheimen und auch in anderen Pflegeheimen weiter Verwendung finden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Stärkung des Energie- und Ressourcenbewusstseins im Pflegealltag machbar ist. Engagierte Mitarbeitende sind entscheidend. Veränderungen benötigen Zeit, doch sie lohnen sich. Die Projektergebnisse mit praxisnahen Informationen für die Pflegebranche werden unter www.kombina.de zur Verfügung gestellt.