Bei Neubauten und immer häufiger auch bei Sanierungen gehört die Überprüfung der Dichtheit der Gebäudehülle mit einem Blower-Door-Test heutzutage zum Standard. Bauherren sehen die Messung in der Regel als Notwendigkeit an, um Förderungen der KfW oder vom Land zu erhalten. Dabei rechnet sich eine fachmännisch durchgeführte Blower-Door-Messung in jedem Fall: Eine dichte Gebäudehülle trägt entscheidend zur Energieeinsparung bei, sie fördert den Wohnkomfort und schützt die Gebäudesubstanz. Denn wenn Luft durch Leckagen dringt, besteht die Gefahr, dass sich die damit transportierte Feuchtigkeit im Gebäudeinneren oder im Deckenaufbau niederschlägt und dort Schäden hervorruft. Insbesondere bei großen Gebäuden kann das teuer werden. Daher hat das Thema „Luftdichtheit“ in den vergangenen Jahren auch bei ihnen an Bedeutung gewonnen.
Jedoch scheuen viele Dienstleister das lohnende Geschäft aufgrund des hohen Aufwands bei der Messvorbereitung. Das Messsystem BC 600 Multimode von Wöhler, Anbieter von Messgeräten sowie von Inspektions- und Reinigungstechnik aus Bad Wünnenberg, erleichtert die Arbeit, da die Messung beim Einsatz mehrerer Ventilatoren genauso automatisch über eine App abläuft wie die Messung mit nur einem Ventilator. Auch entfällt der lästige Umbau bei einer abschnittsweisen Messung oder bei Schutzzonenmessungen. Stattdessen muss der Messdienstleister jedem eingesetzten Ventilator in der App nur noch per Klick die jeweilige Messaufgabe zuweisen.
Differenzdruck messen
Bei der Blower-Door-Messung handelt es sich um eine Differenzdruckmessung, bei der ein Ventilator solange Luft aus dem Gebäude heraus oder in das Gebäude hinein befördert, bis ein vorgegebener Differenzdruck gegenüber der Umgebung erreicht ist. Der durch die Undichtigkeiten des Gebäudes nachströmende Luftvolumenstrom, zurückgerechnet auf Standardbedingungen, entspricht der Leckage beim gewählten Prüfdifferenzdruck.
Gesetzliche Grundlage für die Blower-Door-Messung ist seit dem 1. November 2020 das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Das gilt gleichermaßen für kleine wie für große Gebäude, die beheizt oder klimatisiert werden. Gemäß GEG ist ein „Gebäude (…) so zu errichten, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig nach den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist.“
Für die korrekte Dichtheitsprüfung nennt das GEG in § 26 eine Vorgehensweise gemäß DIN EN ISO 9972: 2018-12 Anhang NA. Anders als bei kleinen Gebäuden wird für die Beurteilung der Luftdichtheit großer Gebäude ab 1500 Kubikmeter nicht die Netto-Luftwechselrate nL50, sondern die Luftdurchlässigkeit qE50 herangezogen, die per Division des Leckagestroms durch die Hüllfläche errechnet wird. Das ist durchaus sinnvoll, denn aufgrund des großen Innenvolumens und des dadurch immer günstiger werdenden Hüllfläche/Innenvolumen-Verhältnisses erreichen große Gebäude leicht den Grenzwert der Netto-Luftwechselrate nL50. Die Luftdurchlässigkeit stellt in diesem Fall die anspruchsvollere Kenngröße dar.

Bild: Christian Wyrwa
Anwendungsszenarien für die Luftdichtheitsmessung im Multimode mit mehreren Wöhler BC 600 Blower Check
Natürliche Druckdifferenz beachten
Vor der Messung ist die natürliche Druckdifferenz festzustellen. Ist diese größer als ± 5 Pascal, so ist die Messung ungültig. Eine Blower-Door-Messung ist daher an windigen Tagen an sich schon problematisch und aufgrund der Angriffsfläche bei großen Gebäuden schier unmöglich. Außerdem kann eine Messung an hohen Gebäuden nur an denjenigen Tagen vorgenommen werden, an denen der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur möglichst gering ist. Andernfalls sorgt der thermische Auftrieb für eine hohe natürliche Druckdifferenz.
Mit mehreren Ventilatoren messen
Um einen Differenzdruck von 50 Pascal zu erreichen, erlaubt die DIN EN ISO 9972 „große Gebäude zu messen, indem sie in mehrere kleinere Teile untergliedert werden.“ Das Verfahren erfordert jedoch einen hohen Aufwand für entsprechende Umbaumaßnahmen und ist nicht immer aussagekräftig: Undichtigkeiten zwischen den Gebäudeeinheiten und dadurch auftretende Quereinflüsse bleiben unberücksichtigt.
Sofern der Auftraggeber den Zugang zum gesamten Gebäude ermöglicht, ist es daher zu empfehlen, die Dichtheit der gesamten Gebäudehülle mit einer Gesamtmessung zu überprüfen, um auf diese Weise festzustellen, ob das Gebäude eine Luftdichtheitsanforderung erfüllt oder nicht. Dabei wird die Gebäudehülle mithilfe von mehreren Ventilatoren einem konstanten Druck bei geöffneten Innentüren ausgesetzt, sodass ein Luftverbund im gesamten Gebäude entsteht.
Bei Verwendung eines modernen Messsystems ist deren gleichzeitige Steuerung nicht komplizierter als die Steuerung nur eines Ventilators. Das Wöhler BC 600 Blower Check System bietet die Steuerung der gesamten Messung über eine App. Über einen WLAN-Router kann sich die App gleichzeitig mit bis zu vier Ventilatoreinheiten verbinden und steuern. Dabei muss der Messdienstleister aber nur eine Ventilatoreinheit im Blick haben. Er kann sie mit einem Klick in der App als Primärgerät definieren. Das Primärgerät regelt dann auf den Solldruck und steuert die weiteren Ventilatoreinheiten. Der Messdienstleister wählt in der App die für seine Messung anzuwendende Norm aus und startet mit einem Klick die Messung, die mit mehreren Ventilatoren genauso automatisch und normgerecht abläuft wie mit einem Ventilator.

Bild: Wöhler
Quereinflüsse berücksichtigen
Bestimmte Gebäudetypen erfordern allerdings eine Einteilung in einzelne Messzonen. Das ist dann der Fall, wenn ein Luftverbund wie im vorherigen Abschnitt beschrieben nicht hergestellt werden kann, weil es zwischen den Gebäudeabschnitten
keine ausreichend großen Öffnungen gibt. Dann lässt sich im Gesamtgebäude kein gleichmäßiger Druck über die Ventilatoren aufbauen, sodass die Messung ungültig ist.
Gemäß DIN EN ISO 9972 sollten die Druckunterschiede im zu messenden Innenteil nämlich weniger als 10 Prozent der Differenz zwischen innen und außen betragen. Die Druckverteilung kann nach Gebäudevorbereitung und Aufbau der Messvorrichtung und vor der Vorausgehenden Prüfung/Leckageortung mithilfe eines Differenzdruckmessgerätes erfolgen. Ist kein zufriedenstellender Luftverbund mit einer gleichmäßigen Druckverteilung im Gesamtgebäude durch geeignet große Öffnungen herzustellen, erlaubt die Norm „eine abschnittsweise Messung …, indem verschiedene Gebäudeteile nacheinander gemessen werden und aus den Ergebnissen der Gebäudeteile das Ergebnis für das gesamte Gebäude berechnet wird“.
Bei diesen Einzelmessungen werden auch Leckagen innerhalb des Gebäudes, also zwischen den einzelnen Messabschnitten, gemessen. Im Prinzip ist es gewünscht, interne Leckagen aufzuspüren und möglichst zu beseitigen, um den Wohnkomfort zu steigern. Die Problematik liegt aber darin, dass beim Addieren der Abschnittsergebnisse zu einem Gesamtergebnis die Innenleckagen ebenfalls addiert werden, sodass der Grenzwert für das Gesamtgebäude überschritten werden kann, obwohl die äußere Gebäudehülle ausreichend dicht ist.
Die DIN EN ISO 9972 nennt diesen Punkt ausdrücklich und empfiehlt dafür eine Schutzdruckmessung. Dabei werden ein oder mehrere an die Messzone angrenzende Gebäudeteile auf den gleichen Druck gebracht wie die Messzone. Die Vorgehensweise verhindert Luftströmungen durch Leckagen in Trennwänden oder -decken zu angrenzenden Gebäudeteilen (Schutzzonen). Es wird nur der Leckagestrom über die Außenwände gemessen. Je nach Gebäudekonstruktion geht der Messdienstleister abschnittsweise vor und addiert anschließend die ermittelten Volumenströme der Zonenleckagen nach außen, um die Luftdurchlässigkeit für das Gesamtgebäude zu berechnen. Die Schutzdruckmessung ist somit eine messtechnisch saubere Methode, um die inneren Leckagen nicht in die Beurteilung der Gesamt-Gebäudehülle einfließen zu lassen.
Bislang war diese Vorgehensweise mit aufwändigen Umbauten der Ventilatoren verbunden, sodass sie wenig genutzt wurde, obwohl die heute maßgebliche ISO 9972 diese Möglichkeit ausdrücklich vorschlägt. Auch in diesem Fall erleichtert das Messsystem Wöhler BC 600 die Messung. Zunächst baut der Messdienstleister in jeder Messzone eine Ventilatoreinheit ein. Anschließend definiert er in der App, ob es sich bei einem Gebäude-Abschnitt um eine Messzone handelt oder um eine Schutzzone, in der der Ventilator einen Gegendruck zur Messzone aufbaut. Das geschieht mit nur einem Klick, sodass ein Wechsel der Zonen in wenigen Sekunden vorgenommen wird, weil der aufwändige Umbau entfällt. Eine abschnittsweise Schutzdruckmessung gemäß ISO 9972, Abschnitt NA 10.3.3 lässt sich damit zügig und komplett ohne Umbauten durchführen.
Voraussetzung für eine korrekte Interpretation der gemessenen Leckrate bleibt insbesondere bei großen Gebäuden aber immer noch ein Verständnis für die Besonderheiten der Konstruktion. Dafür sind Ingenieure und Bausachverständige gefragt, die sowohl die Gebäudetechnik als auch die Bauphysik genau kennen. Sie können die notwendigen Reparaturarbeiten festlegen, um vorhandene Leckagen zu beheben.

Bild: Wöhler

Kompetenz zeigen als „zertifizierter Prüfer der Gebäude-Luftdichtheit“
Wöhler Technik bietet unterschiedliche Schulungen zur Gebäude-Luftdichtheitsmessung an, die alle vom Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen (FLiB) anerkannt sind. Die Schulungen können Sie als Webinar, als E-Learning-Kurs oder als zertifizierten Präsenz-Lehrgang buchen. Für die Teilnahme am Lehrgang erhalten Sie 19 Dena-Punkte für die Energieeffizienz-Expertenliste. Auf Wunsch können Sie im Anschluss bei Wöhler die FLiB-Prüfung zum „zertifizierten Prüfer der Gebäude-Luftdichtheit“ ablegen.
GEB Dossier
Grundlegende Informationen zum -Thema -finden Sie auch in -unserem Dossier Lüftung mit -Beiträgen und News aus dem GEB:
