Immer mehr Anbieter von Solaranlagen haben auf ihren Webseiten Rechner integriert, mit denen potenzielle Investoren die möglichen Erträge vorab berechnen und abschätzen können. Wichtig ist dabei der Bedarf, der mit dem Strom aus der Photovoltaikanlage gedeckt werden kann und wie dies die Energierechnung senkt. In der Regel können Investoren auf den Webseiten mittels eingegebener Daten für den Strombedarf, die Leistung der Solaranlage und die Größe des Batteriespeichers den Autarkiegrad, die Eigenverbrauchsquote und die Kosteneinsparungen überschlagen.
Korrekte Daten für die Kaufentscheidung
Doch die Forscher:innen der Hochschule für Technologie und Wirtschaft in Berlin (HTW) haben festgestellt, dass in den vergangenen Jahren immer mehr dieser Onlinetools auftauchen, die zweifelhafte Berechnungsergebnisse liefern. Das ist fatal. Denn die Ergebnisse von Solarstromrechnern beeinflussen häufig Kaufentscheidungsprozesse. Die Branche tut sich keinen Gefallen, Ergebnisse zu versprechen, die nicht eingehalten werden können.
Utopische Werte gefunden
So zeigt eine Analyse der HTW Berlin, dass sich selbst unter identischen Rahmenbedingungen die berechneten Autarkiegrade teilweise erheblich unterscheiden – teilweise um mehr als 20 Prozent. Die Forscher:innen haben sogar ein Tool entdeckt, das für ein Einfamilienhaus mit einer Solaranlage von zehn Kilowatt und einem Speicher mit neun Kilowattstunden einen Autarkiegrad von 99 Prozent berechnet hat. „Solche utopischen Werte lassen sich in der Praxis nicht erreichen und wecken zu hohe Erwartungen an die eigene Solaranlage“, warnt Michaela Zoll, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der HTW Berlin. Einige Tools gehen aber auch von viel zu hohen Steigerungen der Stromkosten aus.
Vertrauenswürdige Solarstromrechner entwickeln
Um für mehr Transparenz zu sorgen, haben die Forscher:innen der HTW Berlin Mindestanforderungen für solche Onlinetools entwickelt. Das Ziel dieser Qualitätsstandards für vertrauenswürdige Solarstromrechner ist es, den Investor:innen den Zugang zu mehr Onlinerechnern zu ermöglichen, die valide und nachvollziehbare Berechnungsergebnisse liefern.
Stromkosten im Gewerbe senken: Unser Ratgeber für die solare Nutzung von Flachdächern
Dazu geben die Expert:innen der Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der HTW Berlin Tipps, worauf bei der Entwicklung von Solarstromrechnern zu achten ist. Das Projekt wird von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und dem Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) unterstützt.
Eingangsdaten empfohlen
Sie raten unter anderem, in den Tools standardmäßig realistische Annahmen für die zukünftige Entwicklung des Strompreises zu hinterlegen. „Konkret unterstützen wir die Energiebranche mit Empfehlungen zur Wahl der Eingangsdaten und zur transparenten Darstellung der Ergebnisse und Berechnungsannahmen“, erklärt Johannes Weniger. Er hat unter anderem den Unabhängigkeitsrechner der HTW und weiterer Onlinetools entwickelt.