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Benachteiligter Acker wird Fläche für Sonnenenergie

Benachteiligte landwirtschaftliche Flächen sind für die Agrarwirtschaft meist unwirtschaftlich. Sie werden dann – wie beispielsweise ein Areal in der Gemeinde Oberrot in Baden-Württemberg – für andere Zwecke genutzt. Denn aufgrund der geringen landwirtschaftlichen Erträge lagert hier derzeit noch Erdaushub aus anderen Bauprojekten. Diese Erdaushubdeponie wird aber jetzt zur Energiefläche.

Flächen nachhaltig nutzen

Denn der Ökostromlieferant RES plant hier im Nordosten Baden-Württembergs den Bau einer Solaranlage. Insgesamt 11.600 monokristalline Solarmodule mit einer jeweiligen Leistung von 590 Watt installieren die Handwerker von IBC Solar im Auftrag von RES auf der sieben Hektar großen Fläche.

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Mit einer Leistung von 6,8 Megawatt rangiert der neue Sonnengenerator sicherlich nicht unter den größten Solargeneratoren in Deutschland. „Doch der Solarpark Oberrot steht für unsere Strategie, die Energiewende voranzubringen – verantwortungsvoll und mit einem klaren Fokus auf nachhaltige Flächennutzung“, begründet Gerhard Kienzler, Geschäftsführer von RES, die Flächenwahl.

Geringe landwirtschaftliche Erträge

Trotz der Einstufung als landwirtschaftliche Fläche ist es durchaus sinnvoll, diese für den Solarpark zu nutzen. Schließlich ist die Fläche als benachteiligt gekennzeichnet. Diese legen die Bundesländer auf Basis von EU-Vorgaben selbst fest. „Kriterien sind insbesondere geringe Bodenqualität, Hangneigung und ungünstige klimatische Bedingungen“, erklärt Gerhard Kienzler. „Nur durch einen höheren Arbeits- und Düngeeinsatz und Technik können diese Nachteile ausgeglichen werden und die Landwirtschaft ausreichende Erntemengen einfahren.“

EEG-Förderung schafft Planungssicherheit

Der Vorteil: Ist ein Gebiet als landwirtschaftlich benachteiligt eingestuft, besteht die Möglichkeit der Förderung nach dem EEG. „Das schafft Planungssicherheit“, weiß Gerhard Kienzler. Dadurch werden auch kleinere Anlagen im Vergleich zu den riesigen Solargeneratoren wirtschaftlich. Eric Herrmann, Leiter der EPC-Sparte bei IBC Solar, verweist auf den ökologischen Nutzen, den die Anlage bringt.

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Transformatoren enthalten Bioöl

Dabei setzen die Projektpartner nicht nur auf die Biodiversität. Sie gehen auch technologisch neue Wege, um die Umweltbelastung weiter zu reduzieren. Denn zusätzlich zur eigentlichen Solaranlage baut RES auch eine Trafostation und eine Mittelspannungstrasse. In den Transformatoren kommen keine fossilen Mineralöle mehr zum Einsatz. Vielmehr hat sich RES für die Nutzung umweltfreundlichen Esteröls entschieden. Diese natürlichen Esteröle werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Soja oder Raps hergestellt und sind somit biologisch abbaubar.

Keine Umweltkatastrophe bei Leckagen

Das ist nicht nur für das Recycling der Öle wichtig. Denn diese können laut Hersteller vollständig wiederaufbereitet werden. Sie verursachen keine Umweltkatastrophe, sollte durch Leckagen Esteröl auslaufen. Denn sie werden dann vollständig von Mikroorganismen zersetzt. Mineralöle hingegen sickern in den Boden und im Extremfall in das Grundwasser und bleiben dort lange Zeit erhalten. Zudem können sie nach ihrer Nutzung nur verbrannt werden. Die Verbrennung von 2.000 Litern Mineralöl – die typische Füllmenge eines großen Leistungstransformators – verursacht nach Angaben von RES rund 5,5 Tonnen Kohlendioxid.

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Brandschutz verbessert

Sie haben aber im Vergleich zu herkömmlichem Mineralöl weitere Vorteile. So besitzen sie einen deutlich höheren Flammpunkt und können mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Dadurch wird der Brandschutz verbessert und die Alterung der Transformatoren verlangsamt, beschreiben die Planer von RES die Vorteile. „Wir investieren bewusst in das deutlich teurere Esteröl, weil wir Umweltverantwortung, Qualität und Sicherheit nicht nur versprechen, sondern konkret umsetzen“, sagt Projektleiter Cédric Lemoine von RES.

40 Prozent der Fläche für die Natur

Wie bei allen Solarparks, die RES und auch IBC Solar bauen, steht aber auch die Biodiversität nicht im Hintergrund. So werden die Projektpartner in Oberrot weitreichende Natur- und Artenschutzmaßnahmen umsetzen. Dazu werden lediglich 60 Prozent der Fläche bebaut. Der übrige Teil bleibt bewusst der Natur überlassen. So entstehen artenreiche Blühstreifen und Flächen mit heimischen Sträuchern und Bäumen. In diesen finden Insekten, Vögel und Kleintiere Rückzugsorte und Nahrung.

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Umzäunung bleibt durchlässig

Auf diese Weise fördert der Solarpark Oberrot die Artenvielfalt. Wildtiere können den sieben Hektar großen Park über einen Korridor queren. Um das zu ermöglichen, bauen die Installateure von IBC Solar einen durchlässigen Zaun. Dies wird durch einen ausreichenden Bodenabstand ermöglicht, der so groß ist, dass Kleintiere wie Hase oder Igel unter ihm hindurchkommen. Das Konzept folgt den Kriterien des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (BNE) für das Siegel „Gute Planung“, das besonders naturverträgliche Solarparks auszeichnet. „Bei der Planung des Solarparks denken wir über die Energiegewinnung hinaus. Es entstehen vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen“, betont Cédric Lemoine.