Für künftige Aufgaben gewappnet: Montagesysteme für Flachdächer müssen sich schnell aufbauen lassen. Aerocompact hat zudem noch die Logistik mitgedacht.
Die Montage von Solaranlagen muss schnell gehen und flexibel bleiben. Die Anbieter von Unterkonstruktionen haben Antworten.
Sven Ullrich
Es wird enger auf dem Solarmarkt. Investoren schauen zunehmend genauer auf die Gesamtpreise der Anlagen. Schließlich sind die Modulpreise stabil im Keller, was den Druck auf andere Komponenten erhöht. Dadurch steigt auch der Anteil der Montage an den Gesamtkosten der Solaranlage. Hier lässt sich nur mit schnell montierten Unterkonstruktionen sparen. Jede Stunde Arbeit auf dem Flachdach oder der freien Fläche schlägt beim Gesamtpreis zu Buche. Gleichzeitig werden die Module immer größer, was die Anforderungen ebenfalls erhöht.
Schnelles System aus Österreich
All diese Erfordernisse geht der österreichische Hersteller Aerocompact mit seinem neuen System Compactflat S Base an. Die Grundlage des neuen Systems bildet eine breite Basisplatte aus Aluminium, in die seitlich einfach Bügel eingeschoben werden. Auf diesen Bügeln montieren die Handwerker im Anschluss die Module.
Die Grundplatten stützen jeweils zwei nebeneinanderliegende Module ab. Sie sind so ausgelegt, dass die Module quer liegend an der langen Seite jeweils im Viertelpunkt geklemmt werden. „Das ist ein derzeit wichtiges Thema: die Montage auf Flachdächern mit großen Modulen“, erklärt Christian Ganahl, technischer Geschäftsführer von Aerocompact.
An die Logistik gedacht
Denn bei preisoptimierten Systemen wurde bisher in der Regel an der kurzen Seite oder an den Ecken geklemmt. Bei den großen Modulen ist das allerdings nicht möglich. Sie müssen an den langen Seiten möglichst im Viertelpunkt geklemmt werden.
Dadurch steigen aber auch die Kosten, weil durch die Klemmung an der langen Seite meist zusätzliche Schienen benötigt werden. „Mit unserem neuen System können wir 600-Watt-Module auch mit einer preiswerten Lösung an der langen Seite klemmen“, betont Christian Ganahl.
Es ist ein derzeit wichtiges Thema: die Montage auf Flachdächern mit großen Modulen.
Mit den breiten Grundplatten kann Aerocompact auch auf Dächern mit weicher Isolierung oder auf Membrandächern bauen. Beim neuen System kommt der Handwerker mit nur acht Einzelteilen aus. Das vereinfacht auch die Lagerhaltung und die Logistik. „Wir packen alles auf Paletten“, sagt Christian Ganahl. „Damit bekommen wir die Unterkonstruktion für 75 Kilowatt in einen Sprinter und für zwei Megawatt auf einen Lkw.“ Christian Ganahl geht davon aus, dass Aerocompact mit diesem neuen System etwa 60 bis 80 Prozent aller Projekte auf Flachdächern umsetzen kann. Für alle anderen Anwendungen steht das bewährte Schienensystem SN2 zur Verfügung.
Modulauflagen einklicken
Ein Schienensystem für die schnelle Montage und die Klemmung an der langen Modulseite hat K2 Systems entwickelt. Mit dem neuen D-Dome 6.10 Xpress LS hat der Hersteller das montagefreundliche Xpress-System und das LS-System mit Klemmung an der langen Modulseite miteinander vereint.
Dank der vormontierten Komponenten lässt es sich zeitsparend installieren. Gleichzeitig ermöglicht die Klemmung an der langen Modulseite die Aufnahme höherer Lasten und das System ist optimal auf die aktuelle Modulgeneration abgestimmt. „Gerade bei großformatigen Modulen ist eine Klemmung an den langen Seiten notwendig, um die strukturelle Integrität zu gewährleisten“, erklärt Lars Kreemke, Leiter Inside Sales bei K2 Systems.
Für die schnelle Montage kann der Handwerker die Modulauflager, die sogenannten Peaks, über einen integrierten Klickmechanismus werkzeugfrei in die vormontierten Baseplates einsetzen. Das Ergebnis ist eine stabile, selbstversteifende Konstruktion, auf der die Module sicher montiert werden können.
Zwar sind für die Klemmung an der langen Modulseite zwei Schienen pro Modul erforderlich. Doch durch die optimierte Vormontage und das einfache Handling wird der zusätzliche Materialeinsatz durch eine deutlich reduzierte Montagezeit kompensiert. „Bei besonders großen Modulen lässt sich das System auch auf eine Sechspunktklemmung erweitern – durch den Einsatz einer dritten Schiene“, betont Lars Kreemke.
Schienensystem angepasst
Eine ähnliche Lösung hat auch IBC Solar mit seiner Weiterentwicklung des Aerofix G3 im Portfolio. „Das System ist für Module mit bis zu drei Quadratmetern zugelassen“, erklärt Sebastian Geier, Leiter des Produktmanagements bei IBC Solar. Damit reagiert auch der Hersteller aus dem fränkischen Bad Staffelstein auf die sich ändernden Bedingungen auf den Dächern. Wie das Vorgängersystem ist auch das neue G3-1 modular aufgebaut. Der Handwerker hat also viele Möglichkeiten zur Anpassung an die Gegebenheiten auf dem Dach.
Gerade bei großformatigen Modulen ist eine Klemmung an den langen Seiten notwendig, um die strukturelle Integrität zu gewährleisten.
Mit den unterschiedlich breiten Bodenschienen kann er auch auf die Traglastreserven des Daches reagieren. „Bei einem Bitumendach und Beton wird er die schmalere Bodenschiene nutzen. Bei Dächern mit klassischer Mineralwolldämmung kann er die breitere Schiene einsetzen“, erklärt Sebastian Geier. Denn die breitere Schiene verteilt die Lasten auf eine größere Fläche und drückt so weniger auf die Dämmung.
Zudem bietet IBC Solar eine integrierte Absturzsicherung für das System an. Auch der Blitzschutz ist gleich integriert. Neben der Anbindung von Blitzfangstangen ist das gesamte System blitzstromtragfähig.
Blitzschutz integriert
Den Blitzschutz hat auch SL Rack in den Blick genommen. Der Hersteller hat jetzt für sein Flachdachsystem Fastflat eine neue Blitzschutzklemme entwickelt. Damit kann der Handwerker den Blitzschutz des Gebäudes an die Solaranlage anbinden. Gleichzeitig sorgen zwei Schrauben zwischen den einzelnen Bodenschienen dafür, dass das komplette System blitzstromtragfähig ist.
SL Rack hat aber noch eine zweite Anwendung in den Blick genommen, die immer häufiger nachgefragt wird: das solare Gründach. Viele der bisherigen Gründachsysteme sind vorwiegend für den Neubau geeignet. Nur wenige Anbieter nehmen sich der Nachrüstung auf Bestandsgebäuden an. Schon vor einigen Jahren hat Ernst Schweizer ein solches System ins Portfolio aufgenommen. Es basiert auf dem MSP-Flachdachsystem, wurde aber um einen zusätzlichen Adapter erweitert, um den Abstand zwischen Gründach und Traufkante der Modulreihen zu vergrößern.
Auch das neue System von SL Rack basiert auf dem Schienensystem Fastflat. Im Unterschied zur Montage auf dem unbegrünten Flachdach montiert der Handwerker bei diesem System die Bodenschienen auf einen speziellen Bodenschuh, der die gesamte Unterkonstruktion um 30 Zentimeter nach oben hebt. Dadurch schafft SL Rack ausreichend Platz, damit der Bewuchs die Module nicht überwuchert.
Um das Substrat nicht zu beschädigen, hat sich SL Rack für Edelstahl als Material für den Bodenschuh entschieden. Außerdem ist er so geformt, dass die Handwerker Ballaststeine direkt in den Schuh hineinlegen können. Sollte zusätzlicher Ballast notwendig sein, kann der Installateur zusätzlich Ballastwinkel anbringen, die er für die Ballastierung des Fastflat serienmäßig verwendet.
Dem Gelände folgen
Die Anforderungen an Montagesysteme auf dem Dach gelten auch für Montagesysteme von Solarparks. Doch hier kommt noch eine weitere Aufgabe hinzu. Denn die Vorbereitung der Fläche verschlingt viel Arbeitszeit. Entsprechend gering sollte die notwendige Bearbeitung ausfallen.
Die Anbieter von Unterkonstruktionen haben deshalb den Weg auf die Freifläche umgedreht. Wurden früher die Flächen planiert und an das Montagesystem angepasst, folgen jetzt die Unterkonstruktionen zunehmend dem Geländeverlauf. Flexible Systeme sind immer mehr gefragt.
Die Lösungen können ganz einfach sein. So hat unter anderem T-Werk für sein Freilandsystem Silenos eine Ausgleichsklemme namens Themis entwickelt. Sie passt den Verlauf der auf den Pfetten montierten Modulschienen an die Form des Geländes an. Auf diese Weise können die Monteure Geländeneigungen von bis zu 30 Grad stufenlos ausgleichen, ohne die Modultische unterbrechen zu müssen.
Inzwischen sind solche Flexibilitäten auch in Trackerkonstruktionen angekommen. Denn gerade sehr lange Trackerreihen waren bisher recht unflexibel. Doch auch sie müssen sich dem Gelände anpassen, vor allem um die wachsende Nachfrage aus der Landwirtschaft zu befriedigen. Denn niemand wird einen Acker planieren, um eine Solaranlage darauf zu bauen.
Die Herausforderung bei steilem Gelände ist: Wie kann man die Kraft verteilen und wie kann man mit einem Motor die gesamte Reihe antreiben?
Gelenk macht Tracker flexibel
Um das zu erreichen, hat Zimmermann PV-Stahlbau eine Lösung gefunden. Das Unternehmen hat ein Kardangelenk in seinen Tracker integriert, das dort eingesetzt wird, wo Unebenheiten oder Neigungen ausgeglichen werden müssen. Immerhin können Planer damit Neigungen von bis zu 8,5 Grad ausgleichen.
Den Ausgleich von Neigungen von bis zu zehn Grad verspricht der neue Tracker von SL Rack. Er wurde speziell für die Agri-PV entwickelt. Denn er kann bis in die senkrechte Stellung gefahren werden. „Das ist für Landwirte sehr wichtig. Denn dadurch geht weniger Fläche unter den Modulen für die Landwirtschaft verloren“, erklärt Ludwig M. Schletter, bei SL Rack für die Geschäftsentwicklung verantwortlich. „Zudem senkt der Landwirt dadurch das Risiko, dass er bei der Bearbeitung der Fläche mit den Landmaschinen an die Solaranlage aneckt.“
Kleiner modularer Tracker
Unter anderem für schwieriges Terrain – auch auf landwirtschaftlichen Flächen – hat der israelische Hersteller Solargik seinen kompakten und modularen Tracker entwickelt. Für das System sind auch steile Geländeneigungen kein Problem.
Das System ist so aufgebaut, dass sich zwei Modultische einen gemeinsamen Montagepfosten teilen, aber jeweils mit einem eigenen Motor angetrieben werden. „Die Herausforderung bei steilem Gelände ist: Wie kann man die Kraft verteilen und wie kann man mit einem Motor die gesamte Reihe antreiben?“, erklärt Mo Horowitz, Vertriebsleiter von Solargik.
Das Unternehmen hat sich für eine Lösung mit kleinen Motoren entschieden, statt Gelenke einzubauen. „Auf diese Weise müssen wir das Torquerohr nicht durchgehend verbinden“, sagt Mo Horowitz. „Dadurch können wir den Tracker zusätzlich noch besser kontrollieren. Denn wir können jeden einzelnen Trackertisch unabhängig von den benachbarten Tischen drehen, auch wenn sie sich einen Pfosten teilen.“ Auf diese Weise kann Solargik auch größere Neigungsunterschiede ausgleichen.
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