Wer aufmerksam durch die Straßen von Niedersachsen fährt, entdeckt bei privaten Wohngebäuden mit etwas Glück eine Plakette der mehr als 2.000 „Grünen Hausnummern“, die von der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen (KEAN) und ihren regionalen Partnern bisher vergeben worden sind. Alle zwei Jahre brütet eine Fachjury über den Einreichungen für den Landespreis, um die Siegerprojekte aus den in diesem Zeitraum vergebenen Hausnummern herauszuarbeiten. Neben Vertreterinnen und Vertretern der KEAN, der Architektenkammer Niedersachsen, des Niedersächsischen Umweltministeriums, der Verbraucherzentrale Niedersachsen und der KfW, war auch in diesem Jahr wieder der GEB bei der Jurysitzung mit von der Partie – und zwar unser Scheffredaktör Joachim Berner höchstpersönlich.
Die Bedingungen für die Teilnahme am Wettbewerb sind schnell aufgezählt: Eigene Wohnbauprojekte einreichen dürfen Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer, die ihren Altbau besonders energieeffizient saniert haben oder deren Neubau mindestens dem Standard „KfW-Effizienzhaus 40“ entspricht. Für 2024/25 wurden sieben Wohngebäude – fünf umfassend sanierte Altbauten, eine umgenutzte Immobilie und ein energieeffizienter Neubau – ausgezeichnet. si
Kategorie Sanierung
Der erste Preis in der Kategorie Sanierung ging an das Projekt Rosenhof aus Lüchow (Abb. 1). Die Eigentümergemeinschaft sanierte das baufällige Zweifamilienhaus aus dem Jahr 1920 umfassend mit ökologischen Baustoffen und gut abgestimmter Gebäudetechnik auf einen „KfW-Effizienzhausstandard 55 Erneuerbare Energien“. Eine Erdsonden-Wärmepumpe in Kombination mit einer Fußbodenheizung sowie einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgen für eine effiziente und zuverlässige Wärmeversorgung. Die Jury war sich einig: Diese Sanierung ist sowohl gestalterisch als auch energetisch beispielhaft geplant und umgesetzt.
Über den zweiten Preis freut sich Corinna Bartz aus Jesteburg im Landkreis Harburg. Sie hat ihren kleinen, teilunterkellerten Bungalow aus dem Baujahr 1933 in ein modernes Wohngebäude mit Holzfassade und großzügigem Wohnbereich verwandelt (Abb. 2). Dank effizienter Gebäudehülle und Flächenheizungen ist die Sanierung technisch und gestalterisch rundum gelungen.
Den dritten Preis teilen sich zwei Familien, deren Modernisierungen besonders beispielhaft für den behutsamen Umgang mit der Bausubstanz sind. Familie Ballosch aus Meerbeck im Landkreis Schaumburg ist es gelungen, ihr Wohnhaus aus dem Jahr 1952 zu einem KfW-Effizienzhaus 85 weiterzuentwickeln und dabei die Gebäudestruktur zu erhalten (Abb. 3). Durch das flexible Erschließungskonzept ist sowohl ein Mehrgenerationenwohnen als auch die Nutzung von zwei eigenständigen Wohneinheiten möglich. Die Entscheidung für eine Wand- und Dachschrägenheizung aus Kapillarrohrmatten zeigt Mut zur Innovation, die Materialauswahl zeugt von Verantwortungsbewusstsein im Sinne der Nachhaltigkeit. Als angenehm zurückhaltend wertete die Jury zudem die dezenten Eingriffe in die Architektur des Hauses.
Mit viel Liebe zum Detail und teilweise in Eigenleistung haben Claudia Eßlinger und Ralf Habrik aus Nordleda im Landkreis Cuxhaven ein altes Bauernhaus von 1909 unter anderem mit Luft/Luft-Wärmepumpen saniert (Abb. 4). Um der Fassade ihre ursprüngliche Gestalt – soweit möglich – wieder zurückzugeben, wurden einst zugemauerte Fensteröffnungen wieder geöffnet und die Außenwände mit einer Kombination aus Einblas- und Innendämmstoffen versehen. Das Eternitdach des Bestandsgebäudes wurde durch ein Ziegel ersetzt, gedämmt und mit Photovoltaik ausgestattet.

Bild: Steffen Rudnik

Bild: raumplantageArchitekten

Bild: Marcus Ballosch

Bild: Claudia Esslinger
Kategorie Sanierung Denkmal
Für ihr denkmalgeschütztes Fachwerkhaus aus dem Jahr 1718 räumte Familie Reizig aus Hildesheim den Preis „Sanierung Denkmal“ ab (Abb. 5). Der Fokus lag dabei einerseits auf dem Erhalt der Bausubstanz unter Verwendung ökologischer Dämm- und Baustoffe. Andererseits galt es, einen zeitgemäßen energetischen Standard mit effizienter Heizungstechnik umzusetzen. Die Jury war sich einig: „Bei dem Projekt wurden 300 Jahre Baugeschichte in angemessener Art und Weise in die Gegenwart überführt, sowohl baukulturell als auch klimagerecht.“

Bild: Familie Reizig
Neu: Kategorie Umnutzung
Für den Umbau eines ehemaligen Schweinestalls zu einem modernen Mehrgenerationenhof im KfW-Effizienzhausstandard 40 Plus erhält das Wohnprojekt RAEUME aus Lüneburg den erstmals vergebenen Preis „Umnutzung“ (Abb. 6). Diese Kategorie wurde neu in den Landespreis aufgenommen und soll explizit Projekte würdigen, die sich gegen Ressourcenverschwendung positionieren und mit durchdachten Umnutzungen dem Wohnraummangel entgegentreten. Das Gebäude wurde energetisch ertüchtigt und um zwei Geschosse aufgestockt – und das mit ausschließlich recycelten, ökologischen und natürlichen Materialien. Eine weitere Besonderheit ist der Saisonspeicher, der in einem der alten Futtersilos untergebracht ist und solare Wärme aus der Jahresmitte bis in die Heizperiode speichern kann.

Bild: Franziska Holz
Kategorie Zukunfts-Haus
Den Preis in der Kategorie „Zukunfts-Haus“ erhält das Lüneburger Wohnprojekt querbeet (Abb. 7). Die Bewohnerinnen und Bewohner haben gemeinsam mit ihren Planungsbüros zwei viergeschossige Gebäude in Holzbauweise mit strohgedämmten Außenwänden geplant und erbaut. Neben nachhaltigen und ökologischen Baumaterialien stand vor allem der Aspekt des gemeinschaftlichen, generationenübergreifenden Wohnens im Zentrum. Durch den mutigen Schritt, diese besonders ökologische Bauweise mit Holz und Stroh nun auch in der Gebäudeklasse IV für über sieben Meter hohe Gebäude zu planen und umzusetzen, dient dieses Projekt als vorbildhaftes Beispiel für bis dahin nicht denkbare Gebäudegrößen einer solchen Bauweise. Die Jury würdigt zudem den partizipativen Ansatz in der Planung und das zukunftsweisende Wohnkonzept.

Bild: Dirk Scharmer
Die Landespreise und Preisträger
Preise Sanierung
Preis Sanierung Denkmal
Preis Umnutzung
Preis Zukunfts-Haus

Bild: Simona Bednarek