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Projekt des Monats: schwimmender 15-MW-Solarpark

Wenn man es schafft, dass bei der offiziellen Einweihung eines Leuchtturm-Projektes der eingeladene Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, samt VIP-Sippschaft im Gefolge übers Wasser geht, ist das für den GEB schon ein Projekt des Monats wert! So geschehen am 21. Oktober im nordbadischen Bad Schönborn, genauer auf dem über 60 Hektar großen Philippsee nahe dem Ortsteil Langenbrücken. Viele Jahrzehnte schon baggert hier das Familienunternehmen Philipp & Co. KG auf dem Seegrund nach Kies und Sand, was in der Rheinebene vielerorts ein profitables Geschäftsmodell ist: Um Sand zu Kies zu machen, braucht es bei dem hiesigen Lösboden nichts weiter als einen Schwimmbagger, ein Förderband und ein Kieswerk. Und einen vom Grundwasser gespeisten See natürlich, der entsteht, sobald man zu baggern beginnt. Diese – nomen est omen – Baggerseen sind zum Baden weit über die Region hinaus sehr beliebt, zumal die Rekultivierung und Renaturierung der Areale parallel zur Kiesgewinnung abläuft.

Beim Philippsee ging diese gepflegte Symbiose aus Ökonomie und Ökologie nun aber einen gehörigen Schritt weiter: Im April 2021 entstand die Idee, die Oberfläche des Sees, der limnologisch gesehen eigentlich nur ein Wasserloch oder „Kiesweiher“ ist, mit schwimmenden PV-Modulen zu belegen. Als Partner wählte die Firma Philipp das Unternehmen O&L Nexentury, das sich auf die Entwicklung, den Bau und den Betrieb individuell angepasster, photovoltaisch gestützter Energieerzeugungs- und Energieversorgungsanlagen spezialisiert hat und solche Projekte weltweit umsetzt.

Baubeginn war dann knapp drei Jahre später im Februar 2024, und bereits im August wurde die derzeit größte schwimmende PV-Anlage in Deutschland in Betrieb genommen. Die 8,2 Hektar große Solaranlage auf dem Philippsee hat eine installierte Nennleistung von 15 Megawatt und besteht aus insgesamt 27.160 PV-Modulen, die auf einer schwimmfähigen Unterkonstruktion montiert sind. Alle elektrischen Komponenten der Anlage sind normgemäß für einen Betrieb an und auf dem Wasser ausgelegt.

Die Installation der PV-Module erfolgte in Ost-West-Ausrichtung. Der Abstand zwischen den Paneelen ist größer als bei Freiflächen- oder Dachmontagen gewählt, um den Seegrund durch die Anlage nicht komplett zu verschatten. Zur besseren Oberflächenbelüftung sind die Schwimmkörper aus HDPE-Pontons giebelartig konstruiert. Die einzelnen Module sind – wie die Holzstämme bei Flößen – miteinander verbunden und am Gewässergrund verankert, um die Uferzone optimal zu schützen.

Neben der Standortanalyse – zu der auch ausgewiesene Experten hinzugezogen worden waren, die bescheinigten, dass die PV-Anlage sich nicht negativ auf das Ökosystem auswirkt – erfolgte im Vorfeld auch eine Ertragsanalyse, basierend auf den regionalen Wetter- und Umwelteinflüssen.

In Kombination mit den örtlichen Daten zur Globalstrahlung ließ sich bereits im Planungsstadium der Ertrag der PV-Anlage abschätzen. Zusammen mit den Verbrauchsdaten des Kieswerks wurden verschiedene Versorgungsszenarien untersucht und so der Autonomiegrad des Werks optimiert. Hilfreich ist dabei auch die kühlende Wirkung des Seewassers. Mit der umgesetzten Lösung kann nun sogar im Dezember – dem ertragsschwächsten Monat der PV-Anlage – das Kieswerk bilanziell ausreichend mit Strom versorgt werden. Die jährlich prognostizierte Energieproduktion von 16,1 Millionen Kilowattstunden ermöglicht real besehen immerhin einen Autarkiegrad von etwa 70 Prozent. Der sommerliche Produktionsüberschuss wird als emissionsfrei erzeugter Strom in das öffentliche Netz eingespeist und verdrängt somit Energie aus konventioneller Erzeugung. Finanziert wurde das 8,5 Millionen teure Projekt über die Deutsche Kreditbank.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann zeigte sich insbesondere davon beeindruckt, in welchem Tempo das Projekt realisiert wurde, ist er doch von dem unterirdischen Großprojekt in seiner Landeshauptstadt ganz andere Fristen gewohnt: „Gerade einmal drei Jahre hat es von der Idee bis zum Start gedauert. Das zeigt, was möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen. Auch die Landesregierung wird nicht lockerlassen, optimale Rahmenbedingungen für solche Projekte zu schaffen. Wir setzen uns im Bund weiter vehement dafür ein, dass auch mehr als 15 Prozent der Wasseroberfläche mit entsprechenden Anlagen beansprucht werden darf, wie es in anderen europäischen Ländern schon der Fall ist.“ si

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