Heute ist morgen schon gestern. Wir stehen ständig an der Schwelle zur Zukunft. So auch das Symposium Zukunft Wärme. 32-mal hat es als Symposium Solarthermie im altehrwürdigen Ambiente des Kloster Banz zu Staffelstein stattgefunden. In seiner 33. und 34. Auflage war es um den Zusatz „und Innovative Wärmesysteme“ ergänzt. Dieses Jahr, bei seiner 35.ten Auflage vom 20. bis 22. Mai, führte es erstmals den Begriff der Solarthermie nicht mehr im Titel. Zugleich ist es auch das letzte seiner Art an diesem Ort. Denn künftig wird das ehemalige Anwenderforum in Marburg stattfinden. Im kommenden Jahr vom 19. bis 21. Mai 2025.
Grund? Veranstalter Conexio PSE und der Tagungsbeirat wollen einen neuen thematischen Fokus setzen und eine zentrale Plattform für innovative Wärmesysteme in Deutschland zu kreieren. Sie arbeiten also aktiv an der Zukunft. Das ist großartig und wichtig, denn die Zukunft ist jetzt. Von vielen langjährigen Teilnehmern wurde dennoch die eine oder andere Träne verdrückt, denn es war auch ein Abschied von lieb gewonnenen und gewohntem.
Die Solarthermie gehört zur Wärmeversorgung der Zukunft
Dass die Solarthermie keine Technologie von gestern ist, wenngleich es sie schon länger gibt, ist für die meisten Teilnehmenden des Symposiums unstrittig. Das Symposium Zukunft Wärme, nomen est omen, beschäftigt sich mit der Wärmeversorgung, die bereits neu gestaltet wurde, und, Stichwort: Zukunft, ab heute errichtet wird. Bei dieser zukünftige Wärmeversorgung, das ist die gute Nachricht für alle Anhänger der solarthermischen Wärmeerzeugung, kann auf keine der regenerativen Technologien verzichten werden. Darauf wies Hans-Martin Henning, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in seinem eindrücklichen Vortrag „Auf dem Weg in eine klimaneutrale Wärmeversorgung“ hin.
So kam eine jüngst veröffentlichte Studie zu Transformationspfaden des deutschen Energiesystems zu dem Ergebnis, dass zwar a) Wärmepumpen die künftige Versorgung von Gebäuden dominieren werden und es b) einen steigenden Anteil an Gebäuden geben wird, die durch Wärmenetze versorgt werden, aber c) die Solarthermie einen nicht unerheblichen Anteil beitragen muss. Dabei, so die Prognose, entfallen zwei Drittel auf gebäudeintegrierte Anlagen und ein Drittel auf Anlagen, die in Wärmenetze einspeisen.
Branche zeigt Möglichkeiten neuer Anwendungen auf und hofft auf solare Nachrüstung
In einer weiteren auf dem Symposium vorstellten Studie kommt das Fraunhofer ISE zu der Erkenntnis, dass Solarthermieanlagen industrielle Prozesswärme in Deutschland – und das ist durchaus überraschend – deutlich günstiger erzeugen können als das konventionelle Erdgasanlagen tun und dabei auch einen nicht unwesentlichen Teil des Bedarfs der Unternehmen decken können. Wichtig für Entscheidungsträger, die sich auf einen schnellen Kapitalertrag konzentrieren: Die Amortisationszeit der solarthermischen Kraftwerke liegt zwischen drei und zehn Jahren. Und beeilen müssen wir uns, wollen wir die Treibhausgasemissionen in Deutschland gemäß Bundesklimaschutzgesetz bis 2045 auf Netto-Null senken.
Angesichts der Herausforderungen erscheint die aktuelle Marktlage der Solarthermiebranche derzeit katastrophal, wie es Charlotte Brauns vom Bundesverband für Solarwirtschaft formulierte. Denn, obwohl sich der Markt der Großanlagen sehr positiv entwickelt, kann er den Rückgang auf dem Privatmarkt nicht kompensieren. Eine Hoffnung stellt die solare Nachrüstung dar. Nicht zuletzt wegen der unsägliche Heizungskampagne werden immer noch Gasheizkessel installiert. Mittlerweile sind rund fünf Millionen der Geräte jünger als fünf Jahre. Angesichts der zu erwartenden steigenden Bezugspreise – der Gaspreis hat sich seit 2021 bereits verdoppelt – besteht hier großes Potenzial, mit Sonnenwärme die Gaskosten zu senken. So kann das Gestern schon heute ein Teil vom Morgen sein.
Matthias Hüttmann war er in den vergangenen 30 Jahren ununterbrochen Teilnehmer des Symposiums in Kloster Banz.