Als digitale Zähler erfassen Smart Meter den Strom- und Gasverbrauch in 15- bzw. 60-Minuten-Intervallen und übertragen die Daten an ein Smart Meter Gateway (SMGW). Im Gegensatz zu herkömmlichen Zählern ermöglichen die intelligenten Messsysteme eine digitale, gebündelte Erfassung und Übertragung des Energieverbrauchs für verschiedene Gebäudeeinheiten nahezu in Echtzeit. Der Messstellenbetreiber leitet diese Messwerte digital auch an Energieversorger und Netzbetreiber weiter.
Mehr Tempo beim Smart-Meter-Rollout
Das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) sieht einen flächendeckenden Einbau von Smart Metern in Deutschland bis 2032 vor. Für die Immobilie von morgen führt also kein Weg an ihnen vorbei. Mit dem GNDEW ermöglicht der Gesetzgeber einen agilen Rollout. Dadurch können bereits heute zertifizierte Smart Meter bei Verbraucherinnern und Verbrauchern mit einem Jahresverbrauch von bis zu 100.000 kWh (optional < 6.000 kWh) und bei Erzeugern bis 25 kW (optional 1 bis 7 kW) eingebaut werden.
Ab 2025 sind alle Haushalte und Gewerbebetriebe mit einem Jahresverbrauch von mehr als 6.000 kWh, einer Wärmepumpe oder einer Photovoltaikanlage mit einer installierten Leistung von mehr als 7 kW zum Einbau verpflichtet. Die Kosten für die Installation sind gesetzlich gedeckelt: Für Privathaushalte und Kleinanlagenbetreiber sind sie beispielsweise auf 20 Euro pro Jahr begrenzt. Im Gegenzug werden die Netzbetreiber stärker an den Kosten beteiligt.
Darüber hinaus sorgt das GNDEW für Entbürokratisierung: So entfällt mit dem Gesetz etwa die Drei-Hersteller-Regel, die bisher für jede Entwicklungsstufe eines Smart Meters die Zertifizierung von drei voneinander unabhängigen Herstellern verlangte. Künftig gibt der innovativste Hersteller das Tempo vor. Damit entfällt das Warten auf den technischen Gleichstand von mindestens drei Anbietern.
Auch die Datensicherheit ist gewährleistet: Die Übermittlung erfolgt vollständig anonymisiert, pseudonymisiert und aggregiert – Unbefugte erhalten also keinen Einblick. Zudem sind die Erhebung und Nutzung der Daten ohne Einwilligung der Verbraucher nur möglich, wenn sie für energiewirtschaftliche Zwecke zwingend erforderlich sind.
Digitale Infrastruktur als Wegbereiter der Energiewende
Doch warum räumt der Gesetzgeber dem Smart Meter im GNDEW einen so hohen Stellenwert ein? Die Antwort liegt in den Voraussetzungen zum Gelingen der Energiewende. Denn mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien verändert sich die Energieversorgung grundlegend: Das gesamte System wird kleinteiliger und komplexer, da große Kraftwerke durch dezentrale Anlagen wie Windkraft und Photovoltaik ersetzt werden. Das bedeutet, dass künftig wetterbedingte Schwankungen in der Energieerzeugung viel stärker mit dem Verbrauch synchronisiert werden müssen.
Diese Volatilität kann durch die intelligente Steuerung innerhalb der Sektorenkopplung ausgeglichen werden, indem Strom aus erneuerbaren Energien zum Beispiel zum Heizen oder zum Laden von Elektrofahrzeugen flexibel genutzt wird. Auf diese Weise müssen weniger Ressourcen in teure Stromspeicher fließen, die sonst nötig wären, um zu viel erzeugte Energie für sonnen- oder windarme Tage zu speichern. Smart Meter stellen die dafür notwendige digitale Infrastruktur zur Verfügung, indem sie Energieversorgern sowie Bewohnenden und Hausbesitzenden ein umfassendes Bild über die aktuellen Verbräuche, die Energieerzeugung und die Netzauslastung liefern. Damit erleichtern sie die breite Etablierung erneuerbarer Energien.
Fundierte Datenbasis für Energie- und Kosteneinsparungen
Smart Meter schaffen durch ihre Funktionsweise Transparenz über Verbräuche, Kosten und Emissionen – mit entscheidenden Vorteilen für Bewohnende sowie Eigentümerinnen und Eigentümer. Durch die kontinuierliche Datenerfassung wird das Bewusstsein der Bewohnerinnen und Bewohner für den eigenen Energieverbrauch geschärft. Das ist dringend notwendig, denn laut einer aktuellen Studie des IT-Branchenverbands Bitkom kann ein Drittel der Deutschen seinen jährlichen Stromverbrauch nicht beziffern. Smart Meter setzen auch hier an und können so ein sparsameres Nutzerverhalten fördern.
Besonders relevant ist dies auch im Kontext von Mieterstrommodellen, bei denen der transparente Einblick in den Verbrauch die Grundlage für eine faire Verteilung des auf den Dächern erzeugten Solarstroms bildet. Darüber hinaus können Mietende dank der intelligenten Messsysteme künftig Strom dann nutzen, wenn er am günstigsten ist. Dafür sorgen dynamische Tarife, die Energieversorger gemäß GNDEW künftig anbieten müssen. Diese Tarife geben die schwankenden Preise an der Strombörse an die Haushalte weiter. Vereinfacht gesagt: Strom kostet weniger, wenn die Sonne scheint oder es windig ist – und mehr, wenn diese Ressourcen knapp sind. Die Bitkom-Studie zeigt, dass sich derzeit mehr als drei Viertel der Deutschen vorstellen können, in Zukunft einen variablen Stromtarif zu nutzen.
Auch auf Quartiersebene entfalten Smart Meter ihren Nutzen, denn gerade in größeren Quartieren ist es entscheidend, das gesamte Versorgungssystem von Gebäuden im Blick zu behalten. Dazu bedarf es einer digitalen, spartenübergreifenden Infrastruktur, für deren Ausbau Smart Meter unverzichtbar sind.
Intelligente Messsysteme braucht es beispielsweise auch für den bedarfsgerechten und effizienten Betrieb von Wärmepumpen. Da sie als unterbrechbare Verbrauchseinrichtungen gelten, sind Smart Meter für ihren Betrieb gesetzlich vorgeschrieben. Sie ermöglichen eine optimale Integration der Wärmepumpe in das Energiesystem und tragen dazu bei, Lastspitzen zu glätten und den Stromverbrauch zu optimieren. Denn die Wärmeträgheit der Gebäude kann genutzt werden, die Wärmepumpen dann zu betreiben, wenn die Erneuerbaren für Lastspitzen bei der Erzeugung und im Netz sorgen. Durch die Flexibilität wird der Einsatz erneuerbarer Energien gefördert sowie die Gesamt-
effizienz der Strom- und Wärmeversorgung gesteigert.
Die durch Smart Meter geschaffene Datentransparenz zeichnet zudem ein umfassendes Bild über den energetischen Ist-Zustand von Gebäuden. Der direkte Vergleich zwischen Liegenschaften ermöglicht die objektspezifische Definition von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, die sich für private und gewerbliche Immobilienbesitzer langfristig rechnen. Darüber hinaus schaffen Smart Meter objektübergreifend die Voraussetzung, um zentrale Auditierungs- und Berichtspflichten wie ein wiederkehrendes ESG-Reporting erfüllen zu können. ESG-Reporting fasst alle Aktivitäten eines Unternehmens zusammen, die sich auf die Umwelt, die Gesellschaft und die eigene Mitarbeiterschaft auswirken.
Der durch das GNDEW forcierte Smart-Meter-Rollout eröffnet unmittelbare Chancen für mehr Energieeffizienz im Gebäudebereich. Die gewonnene Transparenz über Verbräuche, Kosten und Emissionen ermöglicht nicht nur messbare Einsparungen, sondern bildet auch die Grundlage für den Ausbau erneuerbarer Energien.
In Kombination mit weiteren geringinvestiven digitalen Lösungen, wie etwa einem digitalen Heizungsmonitoring, kann die Energieeffizienz in Gebäuden deutlich gesteigert werden. So lassen sich etwa mit KI-basierten Lösungen für das Monitoring und die Optimierung von Heizungsanlagen durchschnittlich 15 Prozent Energie und Emissionen einsparen. Damit steht bereits heute ein leistungsfähiges Maßnahmenbündel zur Verfügung, um den Energieverbrauch zu senken und damit einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors zu leisten.
GEB Dossier
Grundlegende Informationen zum -Thema -finden Sie auch in -unserem Dossier Heizungsoptimierung mit -Beiträgen und News aus dem GEB:
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