Immer genauer müssen Unternehmen hierzulande ihre Energieverbräuche in den Blick nehmen. An allen Ecken und Enden gilt es, Möglichkeiten zur Einsparung aufzuspüren und wahrzunehmen. Wo Fabrik- oder Lager- und erst recht Kühlhallen genutzt werden, verhageln beispielsweise die Tore häufig die Energiebilanz – und das auf mehrere Arten: Zum einen besitzen die Panzer von Rolltoren, die Paneele von Sektionaltoren und die Lamellen von Spiraltoren bei weitem nicht die Wärmeschutzeigenschaften, über die die Hallenwände verfügen. Zum anderen entkommt bei jedem Öffnen zusätzlich warme Luft. Je größer zudem der flächenmäßige Anteil der Tore an der Außenhülle des Gebäudes ist, desto stärker fallen die thermischen Schwächen ins Gewicht. Die so entstehenden Transmissions- und Konvektionswärmeverluste müssen anschließend von der Heizung ausgeglichen werden.
In der Kühl- und Tiefkühllogistik kann die von draußen eindringende Wärme im Extremfall das Lagergut gefährden, in jedem Fall jedoch muss die Kühltechnik mit energetischem Mehraufwand die Wunschtemperatur halten beziehungsweise wieder herstellen. Das ist auch dort erforderlich, wo die Tore im Innenbereich Zonen unterschiedlicher Temperatur trennen müssen, wie in der Lebensmittellogistik üblich.
Nicht alleine auf das Dämmvermögen der Lamellen, Paneele oder Panzer kommt es an, sondern genauso auf den luftdichten Abschluss, oben, unten und an den Seiten. Ist der nicht gegeben, sind Konvektionsverluste beziehungsweise unerwünschte Warmluft im Gebäude oder im Raum auch bei einem geschlossenen Tor vorprogrammiert. Schließlich darf der Stromverbrauch der Motoren nicht vergessen werden.
Welche Dämmwerte sich erreichen lassen und was das GEG vorschreibt
Sektionaltore mit ihren recht breiten Paneelen bieten heute gute Dämmwerte, die aus schmalen Panzern bestehenden Rolltore aufgrund des größeren Anteils an Fugen bei gleichen Tormaßen schlechtere. Dafür sind sie allerdings im aufgerollten Zustand kompakt und daher platzsparend im Sturzbereich, was in vielen Einbausituationen einen entscheidenden Vorteil bedeutet. Im Mittelfeld liegen die Spiraltore mit ihren vergleichsweise schmalen Lamellen.
Ob Lamelle, Paneel oder Panzer – die außen meist aus Stahl oder Aluminium bestehenden Sandwich-Elemente werden in der Regel mit einer Dämmung aus Polyurethan-Hartschaum gefüllt. Mit vorzeigbaren Ergebnissen: „Über unser Isoliermaterial erreichen wir Dämmwerte von unter 1 W/m²K“, erklärt Jan Hauffe, Leiter Produktmanagement beim Hersteller Efaflex.
Mit den Mindestwerten gemäß Gebäudeenergiegesetz (GEG) sollte man sich nicht zufriedengeben: Liegt die Soll-Temperatur in der Halle bei über 19 Grad Celsius, verlangt das GEG einen U-Wert von nicht über 1,8 W/m²K, liegt sie zwischen 12 und 19 Grad Celsius, dürfen es sogar maximal 2,9 W/m²K sein. Dazu lassen sich die Zargen der Tore thermisch von der Hallenwand trennen, bis zu einer gewissen Größe zum Beispiel mithilfe von Kunststoffprofilen
Geschwindigkeit mindert Wärmeverluste
Gerade dort, wo bei jedem Öffnen nicht nur wertvolle Zeit verloren geht, sondern die Wärmeverluste beziehungsweise Kälteverluste gravierende Auswirkungen haben können, wie in der Lebensmittellogistik, kommen bevorzugt Schnelllauftore zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um Tore mit besonders leistungsstarken Antrieben und ausgefeilten Sicherheitseinrichtungen.
Sie kosten mehr, da die Technik einer sehr viel höheren Beanspruchung unterliegt und daher robuster gebaut werden muss. Gewöhnlich öffnen diese Tore mit 1 bis 2,5 Metern pro Sekunde, die Verfahrgeschwindigkeit kann jedoch auch vier Meter pro Sekunde erreichen. Die Schließgeschwindigkeiten sind aus Sicherheitsgründen deutlich niedriger, liegen bei meist nicht über einem Meter pro Sekunde.
Es stellt sich im Zuge der Planung eine Optimierungsaufgabe: Der Energieverbrauch ist höher, bedingt durch höhere Leistungsaufnahme, zugleich aber fallen die Offenhaltezeiten deutlich kürzer aus. Dadurch sinkt der Bedarf für entweder das Heizen oder eben das Kühlen der Halle, in Kühlhallen mit verderblicher Ware wird dazu das Lagergut besser geschützt. Dank der hohen Öffnungsgeschwindigkeiten ergeben sich reibungslosere und effizientere Betriebsabläufe. Last, but not least beugen die kurzen Offenhaltezeiten Zugluft vor. Dank dieser Eigenschaft und der verbesserten Wärmedämmung der Tore kann in Lager- und Werkhallen ein passables Innenraumklima gehalten werden, was sich positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirkt.
Smarte Tortechnik erhöht Sicherheit
Da sich mit höherer Geschwindigkeit größere Unfallrisiken ergeben, muss die Sicherheitstechnik rund um die Schnelllauftore aufwendiger ausfallen. Lichtschranken beziehungsweise Lichtgitter, die eventuelle Hindernisse – ob Personen, Fahrzeuge oder andere Gegenstände – berührungslos erkennen und das Tor stoppen, sind obligatorisch. Infrarotsensoren sorgen zusätzlich für Sicherheit.
Um bei aller Beanspruchung den Verschleiß dennoch gering halten zu können, verweisen einige Hersteller auf die Möglichkeit, die Technik mit smarten Sensoren auszurüsten. Radarbewegungsmelder mit Richtungserkennung können zum Beispiel einen auf das Tor zufahrenden Gabelstapler von einem Fußgänger unterscheiden und erkennen außerdem Parallelverkehr, der lediglich am Tor vorbeifährt. Letzterer wird ignoriert. Der Torantrieb soll immer nur dann in Aktion treten, wenn es erforderlich ist, Fehlöffnungen sollen die Ausnahme bleiben.
Darüber hinaus kann man den Betriebszustand der Anlagen durchgehend durch weitere smarte Sensoren überwachen lassen und die Facility Manager über eventuelle Ausfallrisiken auf dem Laufenden halten. Das hilft, Ausfallzeiten zu vermeiden und die Zyklenzahl der Tore zu erhöhen, somit ihre Lebensdauer, damit wiederum die Wirtschaftlichkeit.
Schlupftüren: Pro und Contra
Sektionaltore können mit sogenannten Schlupftüren ausgestattet werden, also mit in die Torfläche eingefügten Durchgangstüren. Einige Hersteller weisen offen darauf hin, dass solche Konstruktionen die Stabilität eines Tores beeinträchtigen. Auch im Hinblick auf den Wärmeschutz können sie ein gewisses Handicap sein. Immerhin werden Wärmebrücken in Form der Zargen und Beschläge samt den notwendigen Scharniersystemen mit eingebaut.
Stattdessen werden Nebentüren, neben dem Tordurchgang, empfohlen. Ist allerdings die Montage einer Nebentür nicht oder nur mit einem hohen Aufwand umzusetzen, kann die Schlupftür eine Alternative darstellen. Es entfällt das Öffnen des Tores, wenn lediglich Personen die Halle verlassen oder betreten wollen, auch kann sie bei entsprechender Ausführung als Fluchttür genutzt werden, lässt sich das Tor zum Beispiel aufgrund eines Stromausfalls nicht mehr oder nur langsam, weil manuell, etwa per Kurbel, hochfahren.
Zusatzanforderung: Windbeständigkeit
Ebenso sollte die Widerstandsfähigkeit von Industrietoren gegen Winddruck und Windsog mit bedacht werden. Die klimatischen Bedingungen werden sich in naher Zukunft mit noch größerem Tempo ändern, Extremwetterereignisse werden an Häufigkeit zunehmen, Stürme mit Orkanstärke öfter auftreten. Zumal die großflächigen Tore werden also immer öfter erheblichen Belastungsproben ausgesetzt sein. Unter Berücksichtigung der Lage und der eventuellen Exponiertheit des Gebäudes sollte die jeweils erforderliche Windbeständigkeitsklasse gewählt werden (bzw. Windlastklasse nach EN 12424).
Ob die hochisolierenden und dabei schnellen neuen Industrietore nun effektiv für den Wärmeschutz eingesetzt werden oder ob sie die Kühlzonen schützen, in beiden Fällen helfen sie, Energie zu sparen, Energie, die bisweilen noch mit hohen CO2-Emissionen erkauft wird. Insbesondere dann, wenn ein Unternehmen Wärme und Strom nicht aus erneuerbaren Quellen beziehen kann. Jan Hauffe von Efaflex weist in diesem Zusammenhang auf den betriebswirtschaftlichen Aspekt hin. Die Montage hocheffizienter Lösungen sei „auch mit Blick auf den European Green Deal zur Vermeidung von Treibhausgasen sinnvoll, in dessen Rahmen CO2-Emissionsrechte künftig eingeschränkt und zeitgleich verteuert werden.“
GEB Dossier
Grundlegende Informationen zu -Toren -finden Sie in -unserem Dossier Fassade mit -Beiträgen und News aus dem GEB:
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