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Wie können Unternehmen ihre Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel stärken?

Überall auf der Welt übernehmen Unternehmen Verantwortung für Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG), um unseren Planeten zu schützen. Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 gegen die Folgen des Klimawandels gewappnet zu sein. Ob es darum geht, Treibhausgase zu reduzieren oder in erneuerbare Energien zu investieren – es war noch nie so wichtig wie heute, dass Unternehmen ihre Klimaauswirkungen im Blick haben und aktiv zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen.

Genauso wichtig ist es aber, dass Unternehmen verstehen, wie der Klimawandel sie selbst betrifft. Extremwetter, steigende Temperaturen und sich wandelnde Umweltbedingungen bedrohen heute Unternehmen weltweit – sei es durch Dürren, Überschwemmungen oder Wirbelstürme. Aktuelle Studien zeigen: Extremwetter kostet die europäische Landwirtschaft bereits 28 Milliarden Euro jährlich. Diese Ereignisse können Betriebe lahmlegen, Anlagen zerstören und Lieferketten unterbrechen – eine ernsthafte Gefahr für den langfristigen Unternehmenserfolg.

Stromausfälle werden zunehmend zum Risiko für Unternehmen

Ein aktuelles Beispiel ist der großflächige Stromausfall in Spanien und Portugal, von dem 50 Millionen Menschen betroffen waren. Der geschätzte Schaden: 1,6 Milliarden Euro. Die genaue Ursache wird noch untersucht, doch der Vorfall zeigt eindringlich, wie wichtig es ist, auf solche Großstörungen vorbereitet zu sein. Und solche Ausfälle sind kein Einzelfall: In den vergangenen zehn Jahren erlebten auch Südaustralien, Großbritannien und Texas ähnliche Blackouts.

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Stromausfälle haben verschiedene Ursachen – häufig sind es Extremwetter, marode Infrastruktur, der rasche Wandel im Energiemix oder auch Cyberangriffe. Die Folgen für Unternehmen sind dabei immer gravierend: Die Produktivität sinkt, Umsätze brechen ein, der Ruf leidet. Energieversorger können zwar mit modernen Technologien wie dem Internet der Dinge den saisonalen Bedarf besser vorhersagen und ihre Speicher optimieren – doch Wetterextreme bleiben unberechenbar. Das zeigte sich 2024, als schwere Regenfälle in Europa zu verheerenden Überschwemmungen führten: Über 300 Menschen starben, mehr als 413.000 waren betroffen, der wirtschaftliche Schaden belief sich auf 18 Milliarden Euro. Diese Katastrophen machen deutlich: Unternehmen müssen dringend widerstandsfähiger werden gegen die immer häufigeren und heftigeren Klimaereignisse.

Die Risiken erkennen

Der erste Schritt zu mehr Klimasicherheit ist eine gründliche Risikoanalyse. Unternehmen müssen herausfinden: Welche Wetterereignisse – Hochwasser, Stürme, Hitzewellen – könnten unseren Standort, unsere Abläufe und unsere Lieferketten treffen? Wie wahrscheinlich sind diese Ereignisse und wie schwer wären die Folgen?

Dabei sollten Unternehmen sich fragen, welche konkreten Gefahren drohen dem Betriebsablauf und den Lieferketten. Zudem ist es wichtig zu überlegen, welche Standorte besonders verwundbar sind und auf welche dieser Standorte man am wenigsten verzichten kann. Erste Anhaltspunkte liefern oft öffentlich zugängliche Klimadaten von Behörden. Doch wer in besonders gefährdeten Gebieten tätig ist, braucht genauere Analysen. Hier lohnen sich Investitionen in Wetterüberwachung und spezialisierte Klimadatenbanken, die Schwachstellen aufdecken. Besonders wertvoll sind Szenarioanalysen: Sie zeigen, wie verschiedene Klimaereignisse den Betrieb treffen könnten. So können Unternehmen sich auf den Ernstfall vorbereiten, Gegenmaßnahmen planen und klügere Investitionsentscheidungen treffen.

Im Einklang mit politischen Vorgaben

Wer sich an Klima- und Umweltgesetzen orientiert, handelt rechtssicher und macht sein Unternehmen zudem zukunftsfähig. In der EU gibt es dafür wichtige Vorgaben: Das Europäische Klimagesetz verlangt, die Treibhausgase bis 2030 um 55 Prozent zu senken und bis 2050 klimaneutral zu werden. Hinzu kommen der Aktionsplan für Kreislaufwirtschaft, die Biodiversitätsstrategie 2030 und der Null-Schadstoff-Aktionsplan. Mit dem CO2-Grenzausgleich (CBAM) sorgt die EU dafür, dass auch Importe fair bepreist werden. Außerdem haben sich die EU und 38 weitere europäische Länder den UN-Nachhaltigkeitszielen verpflichtet – besonders beim Klimaschutz, bei Wasser und sauberer Energie.

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Wer diese Vorgaben ernst nimmt, schafft klare Strukturen für den Dialog mit allen Beteiligten. So verstehen Unternehmen besser, was von ihnen erwartet wird und wo sie bei Umwelt, Klima und Sozialem ansetzen müssen. Das hilft nicht nur bei der Einhaltung von Gesetzen, sondern verbessert die Unternehmensplanung, schafft Vertrauen bei Partnern und sichert nachhaltigen Erfolg.

Widerstandskraft aufbauen

Nach der Risikoanalyse wissen Unternehmen, wo sie ansetzen müssen: Vielleicht muss die Infrastruktur wetterfest gemacht werden, vielleicht braucht es alternative Lieferanten, um nicht von einzelnen gefährdeten Regionen abhängig zu sein. Oder es sind neue, krisenfeste Abläufe nötig. Internationale Standards wie die ISO-Normen zur Klimaanpassung (14090:2019 und 14091:2021) bieten bewährte Methoden, um diese Herausforderungen systematisch anzugehen. Sie helfen, mögliche Folgen und Unsicherheiten besser einzuschätzen und fundierte Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.

Solide Anpassungspläne sind unverzichtbar in einer Zeit, in der das Klima immer unberechenbarer wird. Zusätzlich sollten Unternehmen prüfen, welche Versicherungen sie gegen Klimaschäden absichern können – das schützt finanziell und sichert den Fortbestand auch nach schweren Ereignissen.

Wetterextreme werden häufiger und heftiger – darauf müssen sich Unternehmen einstellen. Die wichtigsten Schritte: Risiken analysieren, Anpassungspläne entwickeln, Mitarbeiter schulen. Dazu gehören klare Kommunikationswege im Krisenfall, Investitionen in robuste Infrastruktur, die Beachtung gesetzlicher Vorgaben und bewährte Verfahren. Moderne Frühwarnsysteme und Datenanalysen – regelmäßig überprüft und angepasst – verbessern die Vorbereitung erheblich. Dabei geht es um mehr als nur Risikomanagement oder das Abhaken von Checklisten: Klimavorsorge ist heute eine strategische Notwendigkeit für dauerhaften Erfolg und echte Nachhaltigkeit.

 Autor: Gouri Ganbavale, Senior Consultant, Global Supply Chain Sustainability, BSI

Gouri Ganbavale, Senior Consultant, Global Supply Chain Sustainability, BSI

British Standards Institution

Gouri Ganbavale, Senior Consultant, Global Supply Chain Sustainability, BSI