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Fossile Mythen verfangen: Deutsche unterschätzen die Erneuerbaren

Die Lobby der fossilen Energieindustrie prägt die öffentliche Wahrnehmung – mit negativen Auswirkungen auf das Image der Erneuerbaren. Die Mehrheit der Deutschen hält Wind und Sonne für teuer und sorgt sich um die Zuverlässigkeit der Stromversorgung.

Nicht Kohle oder Gas, sondern Wind lieferte 2024 den größten Anteil an der Stromerzeugung

So ergab eine Umfrage im Auftrag des Ökostromanbieters Tibber, dass über die Hälfte der Befragten (57 Prozent) glaubt, 2024 hätten Kohle- oder Gaskraftwerke einen Großteil des Stroms produziert. Tatsächlich lag laut Statistischem Bundesamt der Anteil der Erneuerbaren bei fast 60 Prozent.

Erneuerbare decken fast 57 Prozent des Stromverbrauchs in den ersten drei Quartalen 2025

Windkraft war die wichtigste Energiequelle (31,5 Prozent) vor Kohle (22,5 Prozent), Solar (13,8 Prozent) und Gas (14,9 Prozent). Biogas steuerte etwas über 6 Prozent, Wasserkraft knapp 5 Prozent bei. Damit wird der fossile Anteil deutlich über- und der Erfolg der Erneuerbaren deutlich unterschätzt.

Ein Drittel glaubt, Wind und Sonne wären am teuersten

Auch bei den Kosten herrschen Missverständnisse: Rund ein Drittel der Befragten hält Solar oder Wind für die teuerste Art der Stromerzeugung. Folgerichtig machen sich 90 Prozent der Befragten Gedanken um steigende Strompreise.

Tatsächlich aber sind die Stromgestehungskosten aus fossilen Quellen deutlich höher, wie das Fraunhofer ISE in einer Studie 2024 berechnete. Demnach kostete im vergangenen Jahr die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom aus

- Photovoltaik zwischen 4 und 14,4 Cent,

- Wind onshore 4,3 und 9,2 Cent,

- Wind offshore 5,5 bis 10 Cent,

- Braunkohle zwischen 15,1 und 25,7 Cent,

- Steinkohle 17,3 und 29,3 Cent,

- Erdgas (flexible Gaskraftwerke) 15,4 und 32,6 Cent und

- Kernkraft 13,6 bis 49 Cent (ohne Entsorgungskosten der Brennstäbe)

Reiches 20 Gigawatt an neuen Gaskraftwerken sind ein teurer Quatsch!

Gleichzeitig gaben in der Befragung 80 Prozent an, sich um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu sorgen. Dabei lag laut Bundesnetzagentur der sogenannte Saidi-Wert (durchschnittliche Versorgungsunterbrechung je angeschlossenem Letztverbraucher innerhalb eines Kalenderjahres) 2023 bei 11,6 Minuten – 2006 waren es noch mehr als 20 Minuten.

Mehr Kommunikation für die Erneuerbaren

„Unser Strom wäre ohne den großen Anteil Erneuerbarer heute teuer. Leider glauben große Teile der Bevölkerung immer noch an Mythen, wenn es um die Energiewende geht“, sagt Tibber-Deutschland-Chef Merlin Lauenburg. „Allein das schwankende Angebot aus erneuerbaren Energien ist eine Herausforderung. Das lässt sich heute aber günstiger und besser durch Flexibilisierung und Speicher in Großbatterien lösen als durch den massiven und teuren Ausbau von Gaskraftwerken.“

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Für die Branche der Erneuerbaren sollten die Umfrageergebnisse ein Alarmsignal sein. Die Kommunikation über die Energiewende sollte sie nicht deren Gegnern überlassen.

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