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KfW-Förderung

Förderstopp trifft Energieberater

Wenn der Staat ein Förderprogramm auflegt, sollte er sich eigentlich über Nachfrage freuen, vor allem bei den Gebäuden. Schließlich geht es darum, den Gebäudesektor klimaneutral zu machen und gleichzeitig jährlich 400 000 Wohnungen neu zu bauen. Stattdessen verhängte die Bundesregierung aufgrund der Antragsflut für die KfW-Programme einen Förderstopp. Es fehlte schlicht an Geld.

Danach herrschte erst einmal Katerstimmung. Nach dem um eine Woche vom 31. auf den 24. Januar vorgezogenen Aus für den KfW-Standard 55 und vor allem dem Förderstopp für das komplette KfW-Programm inklusive Sanierung hat der GIH seine Mitglieder gefragt, welche Auswirkungen das für sie und das Baugeschehen haben wird. Das Aussetzen der Förderung sei ein Tiefschlag für die Energieberaterbranche, so die Auswertung der Umfrage. Es ging um insgesamt 24 000 Anträge, die bis zum 24. Januar eingegangen waren, aber noch nicht bewilligt worden waren.

Von den 500 Teilnehmenden der Umfrage des Gebäudeenergieberaterverbands rechnen rund 90 Prozent mit teilweise schwerwiegenden Umsatzrückgängen. Mehr als die Hälfte denkt darüber nach, Mitarbeiter zu entlassen oder mit der Energieberatung aufzuhören. Die Befragten gaben an, dass nun pro Beratendem im Durchschnitt 36 fertig geplante Wohneinheiten nicht mehr nach den Effizienzhaus-Standards 55 oder 40, sondern nach dem schlechteren gesetzlichen GEG-Standard gebaut werden, der umgerechnet derzeit ungefähr einem Effizienzhaus 75 entspräche.

Kurz vor Druckledung dieser Ausgabe des GEB kam genauso kurzfristig wie der Stopp die Kehrtwende: Es soll nun doch zumindest Bewilligungen für alle geben, die bis 24. Januar eingereicht haben. Für alle Beteiligten ist das Hin und Her unbefriedigend. Bauherren, Wohnungsunternehmen und Planer sind erheblich verunsichert und zudem verärgert, nicht zuletzt wegen der Mehrarbeit. Zumal immer noch keine Klarheit herrscht, wie es nun mit den Förderprogrammen in den kommenden Monaten weitergeht. Nicht zu vermeiden sind Verzögerung bei den Planungen und damit auch am Bau, einem bislang nicht von Corona gebeutelten Sektor. Angesichts weiter steigender Materialpreise macht die Wartezeit für Bauherren die Planung schwierig.

Wie geht es nach dem vorläufigen Stopp weiter mit den KfW-Programmen?

Patrick Graichen, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, betonte vor der Kehrtwende über Twitter, das KfW-Programm zur energetischen Sanierung solle „so bald wie möglich“ wieder aufgenommen werden: „Klar ist auch, dass der Effizienzhaus-55-Standard jetzt rasch im Gebäudeenergiegesetz zum Neubaustandard wird“, erklärte Graichen weiter.

Im von Robert Habeck angekündigten „Sommerpaket“ wird außerdem mit ersten Anpassungen des Gebäudeenergiegesetzes gerechnet. Fachleute gehen davon aus, dass es zu einer Reduktion der Förderung auch im Effizienzhaus 40 im Neubau und zu einer Anrechnung des gerade eben eingeführten Erneuerbaren-Bonus in die Basisförderung beim Effizienzhaus 40 im Neubau kommen könnte. Spekuliert wird derzeit außerdem über Änderungen beim Energieausweis. Er soll laut Koalitionsvertrag vereinheitlicht und digitalisiert werden. Parallel dazu soll es einen Ressourcenpass geben.

Was das konkret bedeutet, ist noch unklar. Die Änderungen werden kommen, aber nicht bis zum ministerialen Sommerpaket. Dazu wären vorab Änderungen des Gebäudeenergiegesetzes notwendig. Bis 2025 soll das derzeitige Effizienzhaus 40 ohnehin Standard im Neubau sein. Auch die erste Stufe der Solarpflicht wird erwartet. Bei den Sanierungen ist eher nicht mit Verschärfungen zu rechnen. 2023 geht es dann weiter mit einer grundlegenden Novelle des Gebäudeenergiegesetzes in Richtung Europäischer Gebäuderichtlinie.

Bei der Debatte um die Effizienzhäuser geht unter, dass selbst beim sehr begehrten Produkt Energieberatungen die Zahlen für das vergangene Jahr Schattenseiten offenbaren. 73 800 Anträge auf Energieberatung wurden bundesweit gestellt, wie immer mit einem Fokus auf Baden-Württemberg. Bayern und Nordrhein-Westfalen haben aber kräftig aufgeholt. Das ist insgesamt eine Rekordsumme und entspricht mehr als einer Verdreifachung im Vergleich zu 2020. Aber nur knapp 40 000 der 2021 gestellten Anträge wurden bis Ende des Jahres gefördert. Die Quote der geförderten im Vergleich zu den beantragten Energieberatungen ist also in einem Jahr von 64 Prozent auf 54 Prozent gesunken.

Das könnte bedeuten, dass Bauherren Anträge stellen, die Projekte im Prozess verlorengehen. Sei es, weil die Sanierungswilligen es sich anders überlegen, oder weil sie schlicht niemanden finden, der ihren Antrag soweit bearbeitet, dass er gefördert werden kann. Eine andere Erklärung wäre, dass zwischen Antragstellung und Prüfung der Verwendungsnachweise durch das hohe Volumen immer noch zu viel Zeit ­vergeht.

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