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IW-Studie: 20 Millionen Haushalte könnten Mieterstrom nutzen

Mieterstrom lohnt sich und die Mieter:innen können einen Großteil ihres Strombedarfs mit einer Solaranlage auf dem Gebäude, in dem sie wohnen, decken. Das ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW). Allerdings wird das Mieterstrommodell bisher nur wenig genutzt, haben die Analyst:innen des Ariadne-Projekts, einem Zusammenschluss von 26 wissenschaftlichen Einrichtungen, herausgefunden.

60 Gigawatt Solarpotenzial

Grundsätzlich könnten aber rund 20,4 Millionen Haushalte von einem Mieterstromprojekt profitieren, wenn die Potenziale auf rund drei Millionen Dächern von Mehrfamilienhäusern ausgenutzt würden. So viele Gebäude sind nach einer Analyse technisch für den Mieterstrom geeignet. Würde das Potenzial voll ausgeschöpft, ließen sich bis zu 60 Gigawatt Photovoltaik installieren – fast ein Drittel des Ausbauziels bis 2030.

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Das Mieterstrommodell ist hinlänglich bekannt. Der Hausbesitzer installiert eine Solaranlage – oder überlässt dies einem Dienstleister. Der erzeugte Strom wird direkt von den Hausbewohnern genutzt. Diese schließen ihren Liefervertrag mit dem Vermieter oder Dienstleister ab. Weil dabei Netzentgelte und Abgaben entfallen, können die Mieter von günstigeren Preisen profitieren. Nur der restliche Stromverbrauch wird über das Stromnetz gedeckt. Besonders attraktiv ist das Modell, wenn es mit der Nutzung von Wärmepumpen oder E-Autos kombiniert wird.

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Über 18 Prozent Rendite sind drin

Das Modell lohnt sich aber nicht nur für die Mieter, sondern auch für die Vermieter, wie die Berechnungen in der Studie zeigen. So ergibt sich bereits im Basisszenario für ein typisches Gebäude eine Rendite von 3,6 Prozent. Unter Idealbedingungen kann diese sogar auf bis zu 18,5 Prozent steigen. Dies hängt davon ab, wie viele Haushalte den Solarstrom vom Dach nutzen und wie gut die Größe der Photovoltaikanlage und einer eventuell integrierten Speicherbatterie an den Bedarf angepasst sind.

Nur wenige Mieterstromanlagen installiert

Allerdings bleibt die Zahl der realisierten Projekte bisher überschaubar. So sind bei der Bundesnetzagentur bislang nur rund 5.400 Mieterstromanlagen registriert. Das ist nur ein Bruchteil der gut vier Millionen Photovoltaikanlagen, die in Deutschland insgesamt installiert sind. „Vor allem bürokratische Hürden bremsen den Ausbau“, erklärt Studienautor Ralph Henger die Diskrepanz zwischen technischen Möglichkeiten und realisierten Projekten. So seien die Vorgaben zur Strommessung und Abrechnung zu kompliziert.

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Genehmigungsprozesse entschlacken

Auch die Genehmigungsprozesse von Solaranlagen durch die Netzbetreiber seien zu aufwendig und bremsten die Mieterstromprojekte aus. „Ohne Reformen bleiben wertvolle Potenziale ungenutzt“, warnt IW-Ökonom Ralph Henger. Nötig seien digitale Standardprozesse bei Zählerwechsel und der Anmeldung bei den Netz- und Messstellenbetreibern. Zudem sollte die Politik stärkere Anreize setzen, um Solarstrom gegenüber Netzstrom zu bevorzugen.

Die gesamte Studie „Gebäude- und Mieterstrom in Deutschland: Potenziale, Wirtschaftlichkeit und regulatorische Handlungsansätze“ steht auf der Webseite des IW bereit.