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Offener Brief des Monats:

Gemeinsam für die Bauwende

Die Bundestagswahl 2025 ist vorbei, die zerstrittene Ampel Geschichte und Deutschland hat vermutlich alsbald wieder eine neue alte Regierungs-GroKo – die vor großen unerledigten Aufgaben steht. Die wohl wichtigste davon hat in dem so kurzen wie harten Wahlkampf so gut wie keine Rolle gespielt – der Klimaschutz. Oder besser gesagt: der Weg in eine CO₂-neutrale Zukunft, die ohne umfassende Bauwende nicht zu schaffen ist. Denn der Gebäudesektor, der derzeit rund 40 Prozent der Treibhausgasemissionen verursacht und für 92 Prozent der Entnahmen mineralischer Rohstoffe sowie 55 Prozent des Abfallaufkommens verantwortlich ist, verfehlt die politisch vorgegebenen und wissenschaftlich untermauerten Klimaziele deutlich.

Gemeinsam für eine soziale und ökologische Bauwende

Weshalb kurz vor der Wahl zum 21. Deutschen Bundestag das Institut für Architektur der TU Berlin gemeinsam mit dem Hochschulnetzwerk „Gemeinsam für die Bauwende“ einen offenen Brief zur Bundestagswahl 2025 veröffentlicht hat. In diesem haben Wissenschaftler:innen von 32 Hochschulen und Universitäten zehn konkrete Forderungen für eine soziale und ökologische Bauwende aufgestellt. Sie alle appellieren eindringlich an die Politik, endlich mit den parteitaktischen Spielchen aufzuhören und die Weichen für eine nachhaltige Transformation des Gebäudesektors zu stellen.

Mitinitiator Dr. Eike Roswag-Klinge vom Institut für Architektur der TU Berlin bringt die Unzufriedenheit der 225 Unterzeichner des offenen Briefes auf den Punkt: „Statt praktische Lösungen zu erarbeiten, erleben wir immer wieder politische Verzögerungen und Blockaden. Dabei zeigen Länder wie Dänemark, die Niederlande oder Frankreich bereits, dass eine sozial-ökologische Bauwende nicht nur notwendig, sondern auch wirtschaftlich und sozial vorteilhaft ist.“

Die Unterzeichnenden des offenen Briefes sehen die nächste Legislaturperiode als entscheidend an, um den Gebäudesektor auf Klimakurs zu bringen. „Wir stehen als Wissenschaftler:innen bereit, um mit unserer Expertise zur sozial-ökologischen Transformation beizutragen. Jetzt braucht es entschlossene politische Maßnahmen“, sagt Roswag-Klinge.

10 Forderungen für die Bauwende

Welche das sind, haben die Wissenschaftler in dem Brief klar benannt und sie mit folgenden zehn Punkten überschrieben:

  • bedarfsgerechtes und flächeneffizientes Bauen; Umbau statt Neubau
  • Abrissmoratorium; Transformation des Gebäudebestands
  • Hinterfragen von Standards; Lowtech Bauen
  • angemessene Sanierungen im Bestand; CO₂-Bilanzierung im GEG
  • Kreislaufgerechtigkeit; regionale Bio-Bauökonomie
  • durchmischte Quartiere; hybrid nutzbare Gebäude
  • Klimaresilienz; Biodiversität
  • Sprunginnovationen; Reallabore und Transferforschung
  • Wertschöpfung durch Bauwende; Bildungsoffensive für Bauschaffende
  • Forschungsförderung; Vernetzung der Bauwende in den ­Ministerien
  • Hochschulnetzwerk und A4F

    Mit diesen Forderungen setzt sich das Hochschulnetzwerk „Gemeinsam für die Bauwende in der Lehre“ aktiv dafür ein, ökologisches und sozial gerechtes Planen und Bauen als zentrale Themen in der akademischen Lehre zu etablieren. Ziel der neuen Plattform ist der Aufbau umfassender Nachhaltigkeitsexpertise und eine Stärkung der Vernetzung zwischen Hochschulen, Akademien und Universitäten im Bereich Architektur, Stadtplanung und Bauingenieurwesen. Dem gemeinsam von 42 Professor:innen und Mitgliedern des Vereins Architects 4 Future (A4F) im Sommer 2024 gegründeten Netzwerk gehören inzwischen 65 Lehrende von 32 Hochschulen und Universitäten an.

    Eine Ringvorlesung Gemeinsam für die Bauwende im vergangenen Sommersemester hat die 10 Forderungen für eine Bauwende beleuchtet, welche A4F aufgestellt hat. In einem dialogischen Format behandelte die Veranstaltungen Themen wie nachhaltige Materialwahl, Kreislaufwirtschaft, Klimaresilienz und Biodiversität. Darüber hinaus wurden Schwerpunkte auf die Bedarfsprüfung, den wertschätzenden Umgang mit dem Gebäudebestand und die Energiewende gesetzt. Auch die Frage der sozialen Verantwortung sowie die politischen Rahmenbedingungen der Architektur wurden diskutiert. Rund 600 Teilnehmende verfolgten die Vorträge, die noch auf dem Youtube-Kanal von Architects for Future abrufbar sind.

    Klimaschutz und ­bezahlbares Wohnen

    Die ausgestreckte Hand des Hochschulnetzwerks zur Zusammenarbeit mit den Ministerien respektive der neuen Regierung könnte eine neue und fruchtbare Basis sein, um den Gebäudesektor nachhaltig und klimaresilient in die Zukunft zu führen. Denn offensichtlich hat die im heißen Wahlkampf auf die Spitze getriebene Fokussierung auf Migration, Wirtschaft und den Ukraine-Krieg die nicht minder relevanten Themen Klimaschutz und bezahlbares Wohnen massiv in den Hintergrund gerückt. Deren Bedeutung für die Zukunft kommender Generationen wieder ins Bewusstsein zu holen und die überfällige Bauwende endlich umzusetzen, anstatt über die Abschaffung des „Heizungsgesetzes“ zu diskutieren, sollte mit zu den ersten Amtshandlungen der GroKo 2.0 gehören, so sie sich denn findet. si

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