Sieger des Deutschen Architekturpreises 2025 ist das Projekt Franklin Village von Sauerbruch Hutton.
Es ist nicht irgendein Preis, auch kein x-beliebiger Architekturpreis – nein, es ist ein Staatspreis. Der Deutsche Architekturpreis, der seit 2011 gemeinsam vom Bundesbauministerium (BMWSB) und der Bundesarchitektenkammer alle zwei Jahre vergeben und von einer honorigen Jury entschieden wird, nimmt für sich in Anspruch, Bauwerke zu prämieren, die für die Entwicklung des Bauens in der Gegenwart mit gutem Beispiel vorangehen. Als Hauptkriterium gilt hierfür „eine herausragende baukulturelle Leistung“.
Gewonnen hat den Staatspreis in diesem Jahr – und das nun bereits zum zweiten Mal (!) – das Architekturbüro Sauerbruch Hutton aus Berlin. Gemeinsam mit der Innovatio Projektentwicklung aus Heidelberg und Profund aus Gera geplant und umgesetzt, hat es das Franklin Village in Mannheim aufs Siegerpodest geschafft. Neben viel Lob und Ehr’ bei der Preisverleihung in Berlin durften sich die professionellen Gewinner auch über 30.000 Euro Preisgeld freuen.
Ein Mehrgenerationenquartier, das Vielfalt lebt
Mit dem Projekt Franklin Village ist es Sauerbruch Hutton gelungen, ein herausragendes architektonisches wie soziales Leuchtturmprojekt im urbanen Raum zu schaffen. Die Wohnbebauung ist das Herzstück eines neuen Quartiers, das beispielhaft für gelungene Nachverdichtung, durchmischtes Wohnen und qualitätvolle Gestaltung steht.
In einem ehemaligen Militärareal ist ein lebendiges Mehrgenerationenquartier entstanden, das Vielfalt nicht nur verspricht, sondern lebt. Fünf Neubauten und ein sensibel erweitertes Bestandsgebäude fügen sich zu einem Ensemble, das unterschiedlichste Lebensformen integriert: vom Single-Apartment über klassische Familienwohnungen bis zu Clusterwohnungen mit gemeinschaftlicher Nutzung.
Um einen geschützten, mit Bäumen begrünten Innenhof gruppiert, ermöglichen stützenfrei vorgelagerte Laubengänge spontane Begegnungen und fördern nachbarschaftlichen Austausch. Die farbigen Trennwände und Deckenunterseiten der Laubengänge stehen im Kontrast zur grau lasierten Holzfassade und geben dem Hof eine unverwechselbare und heitere Atmosphäre.
Großzügige Freitreppen in den Innenhof bilden den räumlichen Rahmen für eine gelebte Gemeinschaft. Architektonisch überzeugt Franklin Village durch eine klare, unaufgeregte Sprache und kompromisslose Qualität im Holzbau.
„Ein Zuhause ist, wo wir uns wohlfühlen. Dieses Gefühl endet nicht an der Wohnungstür, sondern bezieht das ganze Quartier ein. Im Frankling Village wird dieser Gedanke gelebt. Das Ensemble ist fast komplett in Holzbauweise errichtet, leistet seinen Anteil bei der Minimierung von CO₂-Emmissionen und ist nachhaltig. Gutes Wohngefühl der Bewohnerinnen und Bewohner ist quasi mit verbaut. Als Preisträger strahlt das Projekt nach außen und zeigt, wie unsere Architektur der Zukunft aussehen kann: inklusiv, bezahlbar und ökologisch.“
Energetisches Quartierskonzept
Auf den Dächern der vier Gebäude gewährleisten insgesamt 450 PV-Module mit 165 Kilowatt Gesamtleistung einen so hohen Solarstromanteil, dass ein großer Teil des Mieterstroms über die Anlage gedeckt werden kann. Der Rest wird über das Netz von den Heidelberger Bürgerwerken bezogen – einer der wenigen echten Ökostromanbieter in Deutschland.
Darüber hinaus setzt die Mannheimer MVV Energie für die Versorgung auf Sektorenkopplung mit Smart Grids und auf ein Niedertemperatur-Fernwärmenetz, das mit wesentlich weniger als den üblichen 90 Grad Celsius betrieben wird. An bestimmten Stellen sind Power-to-Heat-Anlagen integriert, die Strom in Wärme umwandeln und so das Wasser erhitzen. Weitere PV-Anlagen liefern den dafür benötigten Strom.
Zudem gibt es ein übergeordnetes Energiemanagementsystem, das über Glasfaserkabel mit den einzelnen Systemen auf Hausebene verbunden ist. In dieses Managementsystem sind auch die öffentlichen Ladesäulen integriert. Wird viel Energie benötigt, werden die Power-to-Heat-Anlagen entsprechend heruntergeregelt. Zudem ist vorgesehen, die Erzeugungs- und Verbrauchszeiten aufeinander abzustimmen, indem Pufferspeicher in den einzelnen Gebäuden und Wohnungen aktiv angesteuert werden.
Die Publikation zum Staatspreis ist barrierefrei zum Download verfügbar (https://t1p.de/GEB250830), in der nicht nur der Preisträger, sondern auch die vielen weiteren ausgezeichneten Projekte en détail gezeigt und erläutert werden. si
Preis und Auszeichnungen
Deutscher Architekturpreis 2025 (30.000 Euro)
Projekt: Franklin Village, Mannheim Verfasser: Sauerbruch Hutton, Berlin Bauherr: Innovatio Projektentwicklung, Heidelberg / Profund, Gera
Auszeichnungen (je 3.000 Euro)
Projekt: Stiftungsensemble: Spore Initiative und Publix, Berlin Verfasser: AFF Architekten, Berlin Bauherr: Schöpflin Stiftung, Lörrach
Projekt: Integratives Familienzentrum des Deutschen Kinderschutzbunds, Dresden Verfasser: Alexander Poetzsch Architekturen, Dresden Bauherr: Deutscher Kinderschutzbund, Ortsverband Dresden
Projekt: Mehrzweckhalle Ingerkingen Verfasser: Atelier Kaiser Shen, Stuttgart Bauherr: Gemeinde Schemmerhofen
Projekt: Das robuste Haus – Mehrgenerationenhaus Görzer Straße 128, München Verfasser: etal. ArchitektInnen PartGmbB Bengtsson Masla Syren, München Bauherr: Görzer 128, München
Projekt: Unser Gartenhaus – Haus ohne Zement Verfasser: Florian Nagler Architekten, München Bauherr: Florian Nagler, München