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Projekt mit 1.500 Kommunen

Verbrauch erfolgreich reduzieren

Mit Beginn der Energiepreiskrise 2022 wurde in vielen Kommunen ein Hebel umgelegt. War das Thema Energieeinsparung vorher ein Handlungsfeld von wenigen Enthu-
siasten, entwickelte sich die Etablierung eines Energiemanagements mittlerweile zu einer Art freiwilliger Pflichtaufgabe. Ziel der Entscheidungsträger ist meist nicht die reine Verbrauchsreduktion oder eine Einsparung von CO2-Emissionen. Es geht vornehmlich um den kommunalen Haushalt und finanzielle Mittel. Durch die teils deutlich gestiegenen Energiepreise ist jede Gemeinde, jede Stadt oder auch jeder Landkreis quasi gezwungen, konkrete Kosteneinsparungen zu realisieren. Und das geht relativ einfach durch die Reduktion des Energieverbrauchs. Haupthandlungsfeld sind dabei die kommunalen Gebäude und die Straßenbeleuchtung, da diese einen Großteil der jährlichen Betriebs- und Energiekosten ausmachen.

Neben den Kostenzwängen gibt es eine Vielzahl von verschärften Regelungen und Gesetzen. Genannt seien hier beispielsweise das Gebäudeenergiegesetz (GEG), das Wärmeplanungsgesetz (WPG), das Energieeffizienzgesetz (EnEfG), aber auch aktuelle Anforderungen über die EU-Produktverordnung für Lichtquellen und Betriebsgeräte. Die Erfassung der Energieverbräuche, die Etablierung eines Energiemanagements und eine jährliche Sanierungsrate gewinnen Relevanz.

Es herrscht also eine völlig neue Dynamik, und viele Kommunen beginnen sich mit dem Thema zu beschäftigen. Es lohnt sich einen Blick auf Beispiele der praktischen Umsetzung, bisherige Erfahrungen und Handlungsfelder für Energieberater zu werfen.

Energiemanagement: Das machen wir doch schon längst!?

Was unter einem kommunalen Energiemanagement zu verstehen ist, wird oft unterschiedlich ausgelegt. Für den Einen geht es um die Photovoltaikanlage auf dem Rathausdach, ein anderer versteht darunter die monatliche Zählerstandablesung oder die Software-Lösung zur Datenspeicherung. Energiemanagement ist aber durchaus komplexer und vielschichtiger. Vereinfacht gesagt handelt es sich um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der aus drei Schritten besteht.

  • Datenerfassung und Verbrauchscontrolling: Das Wissen zum Gebäude- und Anlagenbestand sowie zu den laufenden Betriebskosten ist in vielen Kommunen verbesserungswürdig. Eine valide Datenbasis bildet aber die absolute Grundlage eines jeden Managementprozesses. Durch eine Erfassung und Prüfung der Gebäudedaten und jährlichen Energieverbräuche und –kosten, aber auch durch ein mindestens monatliches Verbrauchscontrolling durch Zählerablesung, werden die wichtigsten Informationen zusammengetragen. Damit können energetische Auffälligkeiten zeitnah identifiziert, Maßnahmen gezielt abgeleitet und erreichte Einsparerfolge nachgewiesen werden.
  • Betriebsoptimierung und Nutzersensibilisierung: Der kommunale Liegenschaftsbestand reicht von historischen Rathäusern über Standardbauten aus der Mitte des letzten Jahrhunderts bis hin zu moderneren Turnhallen oder Kindertagesstätten. Neubauten spielen eine untergeordnete Rolle. Um Einsparpotentiale zu erschließen, ist nicht unbedingt eine Sanierung notwendig. Ein optimierter Betrieb der bestehenden Anlagentechnik, organisatorische Maßnahmen, kleinere Ausbesserungen und die Einbeziehung der Gebäudenutzer sind nur einige Beispiele für erste, schnell umsetzbare Einsparmaßnahmen. Bereits durch solche nicht- und geringinvestive Maßnahmen kann erfahrungsgemäß bis zu 30 Prozent Energie eingespart werden.
  • Planung und Umsetzung investiver Maßnahmen: Beispiele für investive Maßnahmen sind ein Austausch der Wärmeerzeuger, die Erneuerung der Beleuchtungstechnik oder die Sanierung der Gebäudehülle. Diese Maßnahmen sind prinzipiell auch ohne ein Energiemanagement denkbar. Durch die detaillierte Datenbasis des Gebäudebestands, Wissen über die realen Verbräuche und Kenntnisse zum Anlagenbetrieb kann die Umsetzung investiver Maßnahmen jedoch zielgerichteter, effektiver und kostengünstiger umgesetzt werden. Ein neuer Wärmeerzeuger kann zum Beispiel anhand der monatlichen Verbrauchsentwicklung besser ausgelegt und dadurch die Dimensionierung auf die maximal notwendige Leistung reduziert werden.
  • Der Instrumentenkasten von Kom.EMS erleichtert ein strukturiertes Vorgehen beim Energiemanagement in Kommunen.

    Bild: Kom.EMS

    Der Instrumentenkasten von Kom.EMS erleichtert ein strukturiertes Vorgehen beim Energiemanagement in Kommunen.

    Förderung für Energiemanagement

    Der Aufbau und die Erweiterung eines solchen Energiemanagements werden seit Anfang 2022 über die Kommunalrichtlinie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Antragsberechtigt sind Kommunen und kommunale Zusammenschlüsse. Aber auch weitere Akteure wie Religionsgemeinschaften mit Körperschaftsstatus oder rechtlich selbstständige Betriebe und sonstige Einrichtungen mit mindestens 25 Prozent kommunaler Beteiligung sowie Zweckverbände, an denen Kommunen beteiligt sind, werden gefördert. Ein Zuschuss von 70 bis 90 Prozent über drei Jahre ist möglich.

    Bezuschusst werden Fachpersonal, Messtechnik (maximal 50.000 Euro), Software (maximal 20.000 Euro), die Durchführung von Gebäudebewertungen, die Kosten für die Erstzertifizierung eines Energiemanagements und Dienstreisen. Auch die Leistungen externer Dienstleister, also von Energieberatern, die beim Aufbau und Betrieb des Energiemanagements unterstützen, sind mit bis zu 45 Beratertagen förderfähig. Detaillierte Informationen zur Förderung sind unter www.klimaschutz.de zu finden. Darüber hinaus gibt es auf Länderebene einige Fördermöglichkeiten zum kommunalen Energiemanagement.

    Wer ein professionelles Energiemanagement neu aufbauen oder ein bestehendes Energiemanagement verbessern möchte, kann auf ein etabliertes Online-Werkzeug zurückgreifen. Das Kommunale Energiemanagement-System (Kom.EMS) ist eine Entwicklung der Landesenergieagenturen aus Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen soll kommunale Gebietskörperschaften beim Energiemanagement optimal und praxisnah unterstützen. Vier Elemente werden dafür unter www.komems.de bereitgestellt:

  • Kom.EMS Check: Die Frage „Machen wir bereits Energiemanagement und wenn ja, wie viel?“ wird bei der anfänglichen Beschäftigung mit dem Thema häufig gestellt. Der Kom.EMS Check liefert eine erste Antwort. Mithilfe weniger Fragen kann überprüft werden, ob in der eigenen Kommune noch Optimierungspotenziale bestehen. Die Arbeitshilfe zeigt anhand der eingegebenen Antworten Stärken und Schwächen in den einzelnen Handlungsfeldern auf und benennt Ansätze für eine Verbesserung.
  • Kom.EMS Leitfaden: Als „roter Faden“ für den systematischen Aufbau des Energiemanagement-Systems kann der Kom.EMS Leitfaden bezeichnet werden. Er stellt den idealtypischen zeitlichen Ablauf der Einführung eines kommunalen Energiemanagements dar und beleuchtet dabei auch alle relevanten Themen. Der Leitfaden ist kostenfrei herunterzuladen.
  • Kom.EMS Wissensportal: Eine Vielzahl von praxiserprobten und hilfreichen Arbeitshilfen liefert das Kom.EMS Wissensportal, zum Beispiel Beschreibungen der Anforderungen an den Energiebericht, Checklisten, Muster-Beschlussvorlagen und ein Rechentool Energiesparmaßnahmen. Hiermit wird das Ziel verfolgt, den Prozess für kommunale Verwaltungen weitestgehend zu erleichtern und Mindeststandards bei Qualität und Umfang des Energiemanagements sicherzustellen.
  • Kom.EMS Qualitätssicherung: das „Herzstück“ des Werkzeugkastens. Hier wird anhand eines nach Handlungsfeldern geordneten, praxisnahen und differenzierten Fragen-, Nachweis- und Bewertungskatalogs die Implementierung und Überprüfung des kommunalen Energiemanagement-Systems ermöglicht. Um der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit kommunaler Verwaltungen Rechnung zu tragen, werden drei Qualitätsstufen unterschieden.
  • Der Werkzeugkasten Kom.EMS wird mittlerweile in zehn Bundesländern genutzt, ist dort kostenfrei zugänglich und wird von mehr als 1.500 deutschen Kommunen eingesetzt. Dass das Online-Tool nicht nur eine nette Spielerei ist, sondern auch einen konkreten Nutzen und Einspareffekt bringt, zeigt eine Auswertung der Sächsischen Energieagentur SAENA bei begleiteten Projektkommunen. Durch die Einführung eines zertifizierten Energiemanagements nach Kom.EMS konnten sächsische Gemeinden, Städte und Landkreise durchschnittlich 17 Prozent der Wärme- und Stromverbräuche einsparen. Die Kosten wurden im Auswertungsjahr 2021 sogar um 20 Prozent gesenkt – und das vor allem mit nicht- und geringinvestiven Maßnahmen. Im Vergleich dazu konnten durch ein Energiemanagement ohne direkten Kom.EMS-Bezug nur etwa zehn Prozent der Verbräuche und sieben Prozent der Kosten eingespart werden.

    Handlungsfelder für Energieberatende beim kommunalen Energiemanagement

    Ein Energiemanagement ermöglicht deutliche Verbrauchs- und Kosteneinsparungen und wird auch zukünftig ein wichtiger Baustein bei der Erreichung von Einsparzielen sein. Energieberaterinnen und Energieberater spielen bei der Etablierung und Erweiterung eines kommunalen Energiemanagements eine wichtige Rolle. Handlungsfelder für sie können in einer komplexer werdenden Energielandschaft sein:

  • Förderberatung: Es gibt viele Möglichkeiten, sich Effizienzmaßnahmen fördern zu lassen. Leider ändern sich diese regelmäßig. Um auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene einen Überblick zu aktuellen Fördermöglichkeiten zu erhalten, sind Profis notwendig. Energieberatende können Kommunen zielgerichtet und auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Förderungen vorstellen, Details zum Beispiel der Fördervoraussetzung fachlich versiert einschätzen und bei der Antragsstellung begleiten.
  • Organisationsberatung: Energiemanagement-Prozesse sollten dauerhaft in einer kommunalen Verwaltung verankert werden, damit die positiven Effekte daraus auch kontinuierlich wirken. Dafür ist eine korrekte Verankerung in der Verwaltungsstruktur essenziell. Vor allem in der Anfangsphase werden die Weichen für die zukünftige Arbeit im Management-Prozess gelegt und es stellen sich viele, wichtige organisatorische Fragen. Externe Dienstleister für die Organisationsberatung sind sinnvoll, um Schnittstellen klar benennen und festlegen zu können oder bei der Auswahl des richtigen Personals zu beraten.
  • Fach- und Wissensaufbau: Fachpersonal ist bereits heute schwer zu finden und alle Aufgaben in einem Energiemanagement können und sollten nicht dauerhaft durch Energieberatende erledigt werden. Eine Möglichkeit dem zu begegnen, sind Weiterbildungen kommunaler Mitarbeiter. Bestehendes oder neues Personal ohne fachlichen Hintergrund muss befähigt werden, die Kernaufgaben eines Energiemanagements selbstständig umzusetzen. Dafür sind Netzwerkveranstaltungen, Schulungen, Weiterbindungen oder Workshops notwendig. Energieberatende können hier moderieren, referieren und organisieren.
  • Netzwerk: In Zusammenarbeit mit anderen Kommunen ist es leichter, vorhandene Effizienzpotentiale zu erschließen. Kommunale Energieeffizienz-Netzwerke sind dafür da, Erfahrungen und Ideen auszutauschen und gemeinsam an Energiethemen zu arbeiten. Auch die Einführung eines Energiemanagements kann Fokusthema eines Netzwerks sein. Auch hier sind Energieberatende moderierend, begleitend oder im Netzwerk gefragt.
  • Vor-Ort-Beratung: Die vielleicht typische Tätigkeit von Energieberatenden ist die Unterstützung vor Ort. Ob bei einer optimierten Einstellung der Heizungsanlage, einem Erzeugertausch, Fragen der Energiebeschaffung, Wartungsthemen oder dem Aufbau eines Energiecontrollings: Energieberatende sind Schlüsselfiguren, wenn es um die direkte Umsetzung von Maßnahmen geht.
  • Fazit

    Energiedatenerfassung und Energiemanagement spielen auf kommunaler Ebene eine immer wichtigere Rolle um Effizienzpotentiale zu erschließen. Projektergebnisse verdeutlichen, dass durch ein qualifiziertes Energiemanagement deutliche Verbrauchseinsparungen und dadurch hohe Kosten- und CO2-Einsparungen erreicht werden können.

    Finanzielle Unterstützung bei der Umsetzung gibt es auf Bundes- und teilweise auf Landesebene. Der Online-Werkzeugkasten Kom.EMS unterstützt in zehn Bundesländern und in über 1.500 Städten, Gemeinden und Landkreisen bei der Einführung und Verbesserung eines Energiemanagements und ist für kommunale Gebietskörperschaften kostenfrei nutzbar.

    Gregor Hillebrand-Kandzia
    arbeitet bei der Sächsischen Energieagentur im Bereich Kommunen mit dem Schwerpunkt Energiemanagement. Er hat Architektur und Maschinenbau studiert.

    Bild: Privatbild

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