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Norwegen vergibt Schwimmwindparkzonen und fördert neue Technologietests

Nach der mehrfach aufgeschobenen Ausschreibung vom Herbst 2023 hat Norwegen nun zwei im September eingegangene Bewerbungen für die Entwicklung großformatiger schwimmender Offshore-Windparks in der Entwicklungszone Utsira Nord akzeptiert. Beide angetretenen Konsortien erhielten jeweils eine Entwicklungszone für einen schwimmenden Offshore-Windpark mit bis zu 500 Megawatt (MW). Die Konsortien aus Equinor und Vårgrønn einerseits sowie andererseits Harald Hårfagre AS, worin Deep Wind Offshore Norway AS and EDF Renouvelables International SAS zusammenarbeiten, bekamen jeweils eine der Zonen in dem dreigeteilten Offshore-Windkraft-Entwicklungsgebiet Utsira Nord zugewiesen. Zuvor hatten sich drei weitere Bietergruppen aus dieser ersten Qualifikationsrunde zurückgezogen. Zur Verschiebung der Ausschreibung war es allerdings offenbar auch aufgrund Unklarheiten über das Beihilferecht gekommen. 

In Utsira Nord sieht Norwegen drei schwimmende Offshore-Windparks vor. Die beiden jetzt angenommenen Bewerbungen erfolgten durch sogenannte qualitative Gebote: Die Wettbewerbsbehörde vergab Punkte für das Kostenniveau, den Grad der Wirklichkeitsreife oder Realisierbarkeit, die bereits erreichte Ausgereiftheit der Projektierung, die Innovationskraft und die Reife der technischen Entwicklung, die Fähigkeit des Unternehmens das Projekt durchzuziehen, Nachhaltigkeit und die Chance für einen positiven Ausbreitungseffekt. Der Sieger zwischen den beiden Konsortien durfte sich die Wunschzone der drei 500-MW-Entwicklungsgebiete sichern, das andere Konsortium durfte zwischen einer der beiden übrigen Zonen wählen.

Nun haben beide Konsortien zwei Jahre Zeit, um die von Ihnen beplante Zone weiter zu untersuchen, Folgenabschätzungen durchzuführen, die Projekte auszureifen, eine Lizenz zu beantragen, eine Bankbürgschaft vorzulegen. Danach werden 2028 oder 2029 eine zweite Gebotsrunde und ein Zuschlag folgen, in der die Konsortien sich mit der relativ geringsten Forderung nach einer Vergütungshöhe durchsetzen. Die hierbei siegreiche Bietergruppe erhält die bezuschlagte Vergütung und muss den Windpark so nah wie möglich an der maximalen Nennleistung von 500 MW planen und bauen, wie es die Nennleistung der gewählten Turbinenmodelle ermöglicht. Die Förderung des siegenden Konsortiums wird einen Förderumfang von 35 Milliarden norwegischen Kronen beziehungsweise 3 Milliarden Euro erhalten gemäß einem Preisindex von 2025. Die unterliegende Bietergruppe muss ohne staatliche Förderung auskommen, kann aber an einer späteren Bieterrunde für eine Vergütung erneut teilnehmen. Die Windparks könnten dann Anfang des nächsten Jahrzehnts fertig werden.

Die erste Offshore-Windkraft-Auktion des Landes war 2024 zu Ende gegangen und hatte zu einem Zuschlag für die Entwicklung eines 1,5 Gigawatt (GW) großen Projektes auf fest in den Boden gerammten durchgängigen Unterwasserfundamentrohren geführt. Der aus den Energieversorgern Parkwind und Ingka bestehende Zusammenschluss erhielt ein Budget von 23 Milliarden norwegischen Kronen beziehungsweise 1,9 Milliarden Euro. Rund 9,5 Cent pro Kilowattstunde beträgt der Vergütungspreis im Rahmen eines zweiseitigen Differenzvertrags. Bei Einnahmen aus dem Stromhandelsgeschäft von weniger als dieser Wert zahlt der Staat die bis zum Zuschlagswert fehlenden Beträge an den Windparkbetreiber, bei Stromhandelswerten darüber, geben die Windparkbetreibenden den Einnahme-Überschuss an den Staat zurück. Sørlige Nordsjø II soll 2031 den Betrieb starten.

Nun schreibt die staatlich Behörde Enova außerdem einen weiteren Pilotwindpark zum Test von neuer Offshore-Schwimm-Fundamentetechnik aus. Die im Februar angesetzte Ausschreibung sieht einen Zuschlag für Projekte mit einer bis fünf Turbinen vor und vergibt eine Förderung von insgesamt knapp 170 Millionen Euro. Dabei sucht Enova Bewerber, die ernsthaft sich in Offshore-Windkraft engagieren wollen, die solide Finanzierung aufweisen können und die aus einem kleinformatigen ersten Projekt lernen wollen und Kostensenkungen erreichen, ehe sie größere Projekte anstreben.

Norwegen setzt insbesondere auf schwimmende Windkraft, weil vor der Küste des Landes der Meeresgrund sehr tief liegt. Zwei Mal hat Enova bereits Förderzuschläge an Pilotprojekte für Schwimmwindkraft vergeben: 2024 und Anfang 2025 vergab die Agentur eine Förderung von 167 Millionen Euro umgerechnet an ein Projekt mit fünf 15-MW-Turbinen auf leicht industrialisierbaren halbtauchenden Schwimmkörpern sowie an ein Demo-Projekt aus 40 kleinen Ein-Megawattturbinen auf einer hohen und langen Gitterstruktur mit einem Fördertopf von 61 Millionen Euro.

Die Ausschreibungen von Pilotprojekten für Floating-Offshore-Technik erfolgen in mehreren Runden bis 2030. Der erste kommerzielle Elf-Turbinen-Schwimmwindpark des Landes mit 94,6 MW Hywind Tampen war 2023 in Betrieb gegangen und liefert Strom direkt an eine Ölförderplattform.