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SPE fordert mehr Engagement für Agri-PV in Brüssel

Die Europäische Kommission hat einen Leitfaden für die Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen angekündigt. Dieser ist gerade in Ausarbeitung, wie Lina Dubina auf der diesjährigen Agrivoltaics World Conference in Freiburg berichtet. Sie ist Politikberaterin für das Thema Nachhaltigkeit bei Solarpower Europe (SPE) und verweist auf die Vorschläge, die der europäische Solarverband hinsichtlich der Agri-PV unterbreitet.

Agrarförderung beibehalten

So benötigen die Landwirte, die in die Agri-PV investieren wollen, in erster Linie Klarheit, dass sie weiterhin Zugang zu den Unterstützungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP). „Denn dies ist ein Hauptproblem, das die Landwirte in vielen Mitgliedsstaaten umtreibt“, weiß Lina Dubina. Denn in vielen Staaten haben die Landwirte keinen Zugang mehr zu den Zahlungen, wenn sie Agri-PV bauen.

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Agri-PV als nachhaltig anerkennen

Außerdem schlägt SPE vor, dass die Mitgliedsstaaten im Rahmen der GAP eigene Öko-Regelungen speziell für die Agri-PV entwickeln. Für diese können die Landwirte als zusätzliche Förderung bekommen. Bisher werden unter anderem die Biodiversität, die Vielfalt im Ackerbau oder der Verzicht auf chemische und synthetische Pflanzenschutzmittel als solche Öko-Regelungen gefördert. Mit der Einbeziehung der Agri-PV würde dies auch für Landwirte gelten, die ihre Flächen doppelt nutzen.

CO2-Emissionen in der Landwirtschaft senken

Zudem sollten die Agri-PV-Anlagen auch als Ansatz anerkannt werden, den Ausstoß von Treibhausgasen in der Landwirtschaft zu minimieren. „Dabei geht es nicht nur um die Wiederherstellung der zerstörten Natur, sondern auch um die Integration in den Carbon Farming Markt“, erklärt Lina Dubina. Beim Carbon Farming geht es darum, den Kohlenstoff, der in den Pflanzen gespeichert ist, in den Boden zu bringen, indem etwa die nicht genutzten Pflanzenteile auf dem Acker belassen werden. „Wir gehen davon aus, dass die Photovoltaik ebenfalls eine Lösung für solche Konzepte sein kann“, erklärt Lina Dubina. Schließlich verhindert der Solarstrom ebenfalls Kohlendioxidausstoß im gesamten Energiesystem, sodass dies in Verbindung mit der Landwirtschaft auch als Carbon Farming anerkannt werden könnte.

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Risiken für die Landwirte abfedern

Außerdem schlägt SPE vor, dass über die Europäische Zentralbank die Risiken für die Landwirte abgefedert werden, wenn sie in die Agri-PV investieren. Dadurch können sie einfacheren Zugang zur Finanzierung solcher Projekte bekommen und vor allem sinken in diesem Fall auch die Finanzierungskosten.

Ein Prozent der Ackerfläche reicht aus

Durch solche Ansätze kann der Markt für Agri-PV wachsen. Schließlich hat die EU-Kommission große Ziele. Bis 2030 sollen 720 Gigawatt Photovoltaikleistung installiert sein. „Dies bedeutet einen Zubau von durchschnittlich 70 Gigawatt pro Jahr“, rechnet Lina Dubina vor. Sie verweist auf eine Studie zum technischen Potenzial von Agri-PV, die die EU-Kommission selbst erstellen ließ.

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Demnach liegt dieses Potenzial in Europa bei 944 Gigawatt, wenn nur ein Prozent der landwirtschaftlichen Fläche mit Agri-PV-Anlagen bebaut wird. „Das ist viel mehr, als sich die EU als Ziel vorgenommen hat“, betont Dubina. „Dieser Bericht zeigt auch, dass sogar mehr als ein Terawatt Solarleistung in Kombination mit der Landwirtschaft errichtet werden könnten.“
Die SPE-Expertin verweist hier auf die vielen Vorteile, die die Doppelnutzung der Flächen hat – nicht nur mit Blick auf die Flächeneffizienz, sondern auch mit Blick auf die Gewinne für die Landwirtschaft. Dazu gehören auch der Schutz der Pflanzen und Tiere vor den Folgen des Klimawandels.

Die Zeit drängt

Lina Dubina weist darauf hin, dass die Zeit drängt. So hat die EU-Kommission jüngst eine Leitlinie zur Entwicklung der erneuerbaren Energien verabschiedet, in der auch die Agri-PV berücksichtigt wird. Für die zweite Juli-Woche hat die Kommission zudem die Veröffentlichung einer Studie über die innovativen Formen der Photovoltaik angekündigt. Auch hier spielt die Agri-PV eine große Rolle.

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In diese sind auch die Ergebnisse einer Veranstaltung im Parlament eingeflossen, die SPE Mitte April 2025 organisiert hat. Diese beruht wiederum auf einem Handbuch, das der europäische Solarverband im vergangenen Jahr schon veröffentlicht hat. Bei der Erstellung hat SPE mit verschiedenen Beteiligten aus der Landwirtschaft zusammengearbeitet.

Mit Landwirten kooperieren

Dazu gehören neben Copa Cogeca, den beiden großen Landwirtschaftsorganisationen Europas, auch die Landeigentümerorganisation (European Landowners Organization – ELO) und Farm Europe. „Wir wollen die Kooperation mit den Landwirten stärken und ihnen eine Leitlinie liefern, wie sie die Photovoltaikanlagen an die jeweilige landwirtschaftliche Produktion anpassen können“, betont Lina Dubina. Wir haben uns aber auch verschiedene Geschäftsmodelle zur Agri-PV sowie unterschiedliche Eigentümerstrukturen angeschaut, um auch die sozioökonomische Seite mit zu berücksichtigen.“

Zudem hat der Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments einen Bericht über die weitere GAP nach 2027 angekündigt. Dieser wird derzeit verhandelt. Die Verabschiedung im Parlament ist für September 2025 vorgesehen. (su)