Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat die Ergebnisse der ersten Biomasseausschreibung des Jahres veröffentlicht. Wie von Branchenvertretern erwartet, war die Ausschreibung erneut deutlich überzeichnet: Auf das ausgeschriebene Volumen von lediglich 187 Megawatt (MW) installierter Leistung wurden Gebote im Umfang von 543 MW eingereicht. Im Einzelnen sah es so aus: In der Ausschreibung für Biomethananlagen zum 1. April 2025 gingen erneut keine Gebote ein.
Bei einer ausgeschriebenen Menge an Biomasseanlagen von 187 Megawatt (MW) wurden dagegen 685 Gebote mit einer Gebotsmenge von 543 MW eingereicht. Dabei entfielen acht Gebote mit 5 MW auf Neuanlagen und 677 Gebote im Umfang von 538 MW auf Bestandsanlagen.
Es konnten 244 Gebote einen Zuschlag erlangen. Davon entfielen zwei Zuschläge mit 0,3 MW auf Neuanlagen und 242 Zuschläge mit 187 MW auf Bestandsanlagen. Die Werte der bezuschlagten Gebote reichen von 12,34 ct/kWh bis 17,19 ct/kWh. Der durchschnittliche mengengewichtete Zuschlagswert liegt in dieser Runde mit 16,53 ct/kWh deutlich unterhalb der Vorrunde (17,33 ct/kWh). Der Trend fallender Zuschlagswerte setzt sich damit fort. 83 Gebote mussten vom Verfahren ausgeschlossen werden. Die größten Zuschlagsvolumina entfielen auf Gebote für Standorte in Bayern (64 MW, 94 Zuschläge) gefolgt von deutlich geringerem Volumen für Standorte in Niedersachen (34 MW, 36 Zuschläge) und Baden-Württemberg (32 MW, 50 Zuschläge). Das Interesse der Betreiber übersteigt damit das zur Verfügung stehende Ausschreibungsvolumen um ein Vielfaches.
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Die aktuelle Ausschreibung fand noch nach den Bedingungen des EEG 2023 statt, da die zu Jahresbeginn beschlossene deutliche Anhebung des Ausschreibungsvolumens und des Flexibilitätszuschlags weiterhin auf die beihilferechtliche Genehmigung der EU-Kommission wartet. Sandra Rostek, Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie (HBB), betont: „Seit Jahren berichten wir über die Tatsache, dass mehr und mehr Biogas- und Holzenergieanlagen das Ende ihrer 20-jährigen Vergütungsperiode erreichen und aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen keinen wirtschaftlich auskömmlichen Weg aufgezeigt bekommen, weiterhin erneuerbaren Strom und Wärme bereitzustellen.“
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Gefahr für die Versorgungssicherheit
Die Branche warnt, dass aufgrund des zu geringen Ausschreibungsvolumens der letzten Jahre dutzende Terawattstunden nachhaltiger Energie aus Holz und Biogas vom Netz zu gehen drohen. Viele Betreiber sehen sich gezwungen, selbst die wirtschaftlich unattraktiven Bedingungen des EEG 2023 in Kauf zu nehmen, um einen Weiterbetrieb zu ermöglichen. Ohne schnelle Anpassungen droht ein massiver Rückgang der erneuerbaren Strom- und Wärmeerzeugung aus Biomasse.
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Um die wirtschaftliche Stabilität der Bioenergiebranche wiederherzustellen und das volle Potenzial auszuschöpfen, fordert die Branche schnelle beihilferechtliche Genehmigung der bereits beschlossenen Anhebung des Ausschreibungsvolumens und des Flexibilitätszuschlags durch die EU-Kommission.
Überarbeitung des Biomassepakets: Die aktuellen Regularien zur Flexibilisierung von Biogas sind laut HBB noch nicht ausgewogen. Zudem fehlen Regelungen für Holz und Biomethan vollständig.
Berücksichtigung kleiner güllebetonter Anlagen: Auch diese Anlagen benötigen angepasste Rahmenbedingungen, um wirtschaftlich betrieben werden zu können.
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Langfristige Planungssicherheit: Nur mit verlässlichen und auskömmlichen Rahmenbedingungen können Betreiber in die Zukunft investieren und einen Beitrag zur Energiewende leisten.
Ausblick
Die Branche drängt auf zügige politische Entscheidungen. „Der Druck in der Branche ist nun derart groß, dass hunderte Anlagenbetreiber selbst die alten, marktwirtschaftlich viel zu schlechten Bedingungen des EEG 2023 in Erwägung ziehen müssen, da sonst das Aus der Anlage droht. Gleichzeitig wäre es eigentlich geboten, die Betriebe wettbewerbsfähig und fit für die Zukunft aufzustellen, damit diese auch langfristig am Markt betrieben werden können“, so Rostek weiter.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Politik und die EU-Kommission die Weichen für eine stabile und zukunftsfähige Bioenergiebranche stellen.