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Gebäude des Monats:

Feuerwehrhaus in Tübingen-­Lustnau erhält German Design Award 2024

Wenn das mal kein Statement „Pro Holzbau“ ist: Die Feuerwehr baut ein Feuerwehrhaus aus Holz! Wo demselben doch das unauslöschbare Vorurteil anhaftet, es brenne wie Zunder und überhaupt – wer als Kind den Struwwelpeter gelesen hat, weiß: „Ein Häuflein Asche bleibt allein – Miau! Mio!“ Alles Kokolores, und wenn das jemand bestätigen kann, dann wohl die Feuerwehr, und ganz bestimmt die Wache in Tübingen-Lustnau, die sich von Gaus Architekten aus Göppingen ein so ästhetisch wie nachhaltig überzeugendes Feuerwehrgebäude aus regionalen Hölzern hat planen und hinstellen lassen. Bereits die hinterlüftete Fassade aus verschieden breiten und tiefen Holzlatten gibt einen Hinweis auf die Konstruktion aus Holzständer-Tragwerk mit Unterzügen, Trägern und Stützen aus Brettschichtholz und Baubuche. Statt rund 85 Tonnen CO₂ in einem vergleichbaren Betonbau, reduzierte sich bei dem Lustnauer Feuerwehrgebäude das zementär begründete Treibhausgas auf lediglich sechs Tonnen, weil einzig für das Gießen der Bodenplatte und des Aufzugschachts mit Treppenhaus die Betonmischer anrücken mussten. Hingegen bindet das verbaute Holz aus FSC-zertifiziertem Waldanbau aus dem nahen Schwarzwald und Allgäu 380 Tonnen CO₂.

1 Zwei Gebäudefinger schließen sich an den kubischen Hallenbaukörper an: Sie beinhalten zur Nordseite multifunktionale Räume, zur Südseite den Verwaltungstrakt.

Bild: Gaus Architekten

1 Zwei Gebäudefinger schließen sich an den kubischen Hallenbaukörper an: Sie beinhalten zur Nordseite multifunktionale Räume, zur Südseite den Verwaltungstrakt.

Auch Tübingens beliebt-umstrittener Bürgermeister Boris Palmer, engagierter Klimaschützer in persona, ist voll des Lobes. Er bewertet den Neubau als weiteren Baustein nachhaltiger, kommunaler Architektur in der Universitätsstadt und sieht damit seinen Klimaschutzziel-Kurs bestätigt, demzufolge die Holzbauweise bis 2030 in der Stadt – wo immer möglich – bindend sein soll. Sowohl Herr Palmer als auch der Architekt Christian Gaus verstehen den Clou, dass die Feuerwehr künftig aus einem Holzbau zum Einsatz startet, als Beleg dafür, dass der Brandschutz dem nachwachsenden Baustoff eben gerade nicht im Wege steht, um nachhaltige Gebäude zu ­schaffen.

Was bei dem Projekt auch hinsichtlich Energiekonzept zentrales Thema war: Die Räume in dem Feuerwehrhaus müssen nicht gleichmäßig beheizt werden. So sind Fahrzeughalle und Lagerbereich auf eine Grundtemperatur von lediglich 12 °C ausgelegt und können bedarfsgesteuert über Deckenstrahlungsheizkörper beheizt werden. Die Räume im Verwaltungstrakt werden ebenfalls nicht permanent auf Temperatur gehalten, sondern sind flexibel steuerbar temperiert, was viel Energie einsparen kann. Die Wärme für die Beheizung der Räume sowie für Warmwasser erzeugt eine Holzpelletheizung mit Brennstofflager und Pufferspeicher. Auf dem extensiv begrünten Dach erzeugt eine Photovoltaikanlage direkt nutzbaren Strom. Unmittelbar daneben unterstützen Solarthermiekollektoren – gekoppelt über den Pufferspeicher – die Wärmeversorgung. Allen diesen aktiven und passiven Komponenten ist zu verdanken, dass der Verwaltungstrakt nahezu den Passivhausstandard KfW 40 erreicht.

Dass Tübingen mit diesem Feuerwehrhaus ein Leuchtturmprojekt für nachhaltige Architektur erhalten hat, belegen auch die eingeheimsten Preise: Nach dem DMK Award für Nachhaltiges Bauen sowie mit dem Iconic Award Innovative Architecture im vergangenen Jahr freuen sich Bauherr, Architekten und der Herr Bürgermeister noch innerhalb des ersten Jahres nach seiner Einweihung nun mit dem German Design Award 2024 über die dritte renommierte Auszeichnung. So geht das mit dem nachhaltigen Bauen – wenn man nur will! si

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