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Passivhausbau

„Die kriegen nichts anderes“

Zimmermann ist neben Christoph Hartmann Geschäftsführer des Hausbauunternehmens Lebensraum Holz mit Sitz in Bad Aibling bei Rosenheim, das auf hochenergieeffiziente Einfamilienhäuser aus dem nachwachsenden Baustoff spezialisiert ist. Hartmann hatte gemeinsam mit dem heutigen Planer und Projektleiter Adi Brandl vor mehr als 20 Jahren ein Passivhaus aus Holz gebaut, für einen Professor für Verfahrenstechnik an der FH Rosenheim. Zimmermann, gelernter Zimmerer, stieß bald nach der Unternehmensgründung dazu. Mit ihm verfügt die kleine Firma über mittlerweile vier zertifizierte Passivhausplaner:innen.

Vor gut zehn Jahren hat man außerdem ein Bausystem namens FREE entwickelt, mit dessen Hilfe man seitdem standardisiert wärmebrückenfreie Holzkonstruktionen erstellt: „Im Massivbau gab es diese Standardlösungen, im Holzbau noch nicht“, sagt Zimmermann. Die Berechnungen, die FREE zugrunde liegen, wurden vom Passivhaus Institut in Darmstadt durchgeführt.

Geschäftsführung und Mitarbeitende haben gut zu tun, obwohl sie ihren Aktionsradius auf anderthalb Fahrstunden rund um Bad Aibling eingeschränkt haben. Ihre Auftrageber:innen erhalten laut Zimmermann in der Regel Häuser mit null Energiekosten und einem Autarkiegrad um die 75 Prozent. Dass sie das zum großen Teil der Passivhaus-Bauweise zu verdanken haben, anstatt allein der Photovoltaikanlage und der Luft-Wärmepumpe, ist dabei nicht unbedingt allen bewusst.

Das Passivhaus trifft immer noch auf Vorbehalte und Vorurteile, Stichworte wie „Dämmwahn“ oder „Plastiktüte“ halten sich hartnäckig, und dann ist da die Vorstellung, dass man in einem Passivhaus die Fenster nicht öffnen darf. Wie überzeugen Sie Zögerliche und Zweifler?

Indem wir keine Alternativen anbieten. Die kriegen gar nichts anderes. Wir bauen ausschließlich mit Passivhauskomponenten, da wir überzeugt davon sind. Das überzeugt am Ende auch die Kundinnen und Kunden.

Passivhäuser wurden anfangs vorzugsweise ohne Keller gebaut, weil die Anschlüsse beziehungsweise Übergänge nur schwer wärmebrückenfrei auszuführen waren. Wie lösen Sie das Problem im Detail?

Wir bauen die meisten Häuser mit Keller. Meist ist er in der thermischen Hülle und wird umlaufend außen mit 20 Zentimetern XPS oder Ähnlichem gedämmt. Keller außerhalb der thermischen Hülle kommen eher selten vor – da muss man dann die Treppe und alle flankierenden Wände dämmen. Und es verbleiben trotzdem Wärmebrücken.

Mit welchem Material und welchen Verfahren wird ober­irdisch jeweils gedämmt – also Dach und Außenwände?

Unser Hauptdämmstoff ist Zellulose-Einblasdämmung. Hinzu kommt noch Holzfaserdämmung in der Installationsebene und Holzfaserdämmplatten als äußere Schicht bei Wand und Dach.

Betreffs der Lüftung: Setzen Sie Anlagen mit Feuchterückgewinnung ein? Verfügen die Systeme über CO2-Sensoren?

Wir verbauen immer einen zentralen CO2-Sensor. Dieser misst den Kohlendioxidgehalt und passt dementsprechend die Luftmenge an. Wenn also keiner zuhause ist, wird die Lüftung teilweise ausgeschaltet, wenn Gäste da sind, wird die Luftmenge erhöht. Das führt dazu, dass es nicht zu trocken wird. Und das ohne eine hygienisch nicht ganz unbedenkliche Feuchterückgewinnung.

Wie würden Sie die Besonderheiten des Bausystems FREE beschreiben?

Die Stärken liegen in den sehr guten U-Werten, der Wärmebrückenfreiheit und einer baubiologischen Materialwahl. So kommen als Aussteifung bei den Holzrahmenbau-Außenwänden keine verleimten Platten, sondern eine diagonale Massivholzschalung zum Einsatz.

Kommt der Pluspunkt „Holz als CO2-Speicher“ in Diskussionen mit Kundinnen und Kunden in spe zur Sprache?

Eher nicht. Diejenigen, die zu uns kommen, wissen meist schon, dass sie ein Holzhaus wollen.

Fragen: Alexander Borchert

Hat sich immer noch nicht herumgesprochen: Im Passivhaus darf man nicht nur die Fenster, sondern sogar die Fenstertüren öffnen.

Bild: Lebensraum Holz / Michael Voit

Hat sich immer noch nicht herumgesprochen: Im Passivhaus darf man nicht nur die Fenster, sondern sogar die Fenstertüren öffnen.

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