Am Freitag hat das Stadtparlament der Elbestadt das Vorhaben eines 254 Megawatt (MW) starken Batteriespeichers am Standort des im Abbau befindlichen ehemaligen Atomkraftwerks zugestimmt. Demnach könnte das schwedische Energieunternehmen wie geplant auf „den vorhandenen Flächen und dem bereits existierenden Netzanschluss sehr gute Voraussetzungen für den Bau des Batteriespeichers“ nutzen, um ab 2028 bis zu 700 Megawattstunden (MWh) Überschussstrom ein- und auszuspeisen. Bereits 2024 hatte der schwedische Energiekonzern öffentlich laut darüber nachgedacht, in Brunsbüttel mit diesem Batteriespeicher in erster Linie sogenannten Systemdienstleistungen für das Stromnetz zu liefern.
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Ergänzend könnte der Batteriespeicher zudem Stromkapazitäten vorhalten, um Industriekunden Vattenfalls besser mit Stromlieferverträgen eine dauerhaft aus Erneuerbare-Energien-Elektrizität bereit gestellte Versorgung zu garantieren. So könnten die Batteriespeicher immer dann Strom aufnehmen, wenn die Stromhandelspreise aufgrund zu viel vorhandenem Strom aus Wind und Sonne stark fallen und umgekehrt Elektrizität abgeben, wenn Wind und Sonne ausbleiben und es zeitgleich auf den Märkten hohe Preise gibt. Aber insbesondere auch beim Beheben örtlicher Netzengpasssituationen seitens der Stromleitungsbetreiberfirmen könnten die geplanten Batterieeinheiten in Brunsbüttel zum Einsatz kommen – und auf Befehl des Netzbetriebs die Elektrizität regulieren.
Noch hat Vattenfall keine finale Investitionsentscheidung für die Großbatterie getroffen. „Der Satzungsbeschluss der Stadt ist für uns ein wichtiger Meilenstein, damit die Batterie Realität werden kann“, äußerte sich die Leiterin des Batterieprojekts Brunsbüttel bei Vattenfall, Johanne Robke, dennoch bereits hoffnungsvoll.
Der Batteriespeicher würde nicht der einzige Elektrizitätsdosierer an einem ehemaligen Atomkraftwerksstandort sein, um anstelle dessen vorherigen Dauer-Hochlastbetriebs mit einer netzfüllenden Präsenz künftig dessen Einspeisung ergänzend zu Wind- und Sonnenstromerzeugung zu steuern. So plant Eon bereits seit Ende 2023, am AKW-Standort Brokdorf und damit gleichfalls am schleswig-holsteinischen Elbufer einen Speicher mit bis zu 800 MW in Betrieb zu nehmen. Die Inbetriebnahme würde 2026 in einer ersten Ausbaustufe mit einem Batteriespeicher von zunächst 100 MW für 200 MWh erfolgen. Ab 2036 könnte dann die zweite Ausbaustufe der Batterie zur Kapazitätserweiterung um 700 MW und bis zu 1.400 MWh führen.
Im Oktober war außerdem der Baustart durch einen symbolischen Spatenstich am AKW-Standort Grundremmingen in Bayern erfolgt. Hier baut RWE einen Batteriespeicher mit 400 MW für 700 MWh und investiert dafür 230 Millionen Euro. Auch in Grundremmingen ist die kommerzielle Inbetriebnahme wie in Brunsbüttel für 2028 vorgesehen. Unabhängig von den ehemaligen Atomkraftstandorten errichtet in Deutschland derzeit insbesondere der Batteriespezialist Eco Stor ähnlich große netzdienliche Batteriespeicher – unter anderem auch in Ostdeutschland. Baden-Württembergs Energieversorger EnBW arbeitete außerdem bereits mit Eco Stor als Dienstleister an einem Vorschlag für einen 400-MW-Batteriespeicher am Ex-AKW-Standort Philippsburg, der schon Ende 2027 den Betrieb aufnehmen könnte und ab dann 800 MWh aus- und einspeisen. Noch muss die Stadt Philippsburg zustimmen und die finale Investitionsentscheidung durch EnBW erfolgen.