Welche Ziele verfolgt der europäische Branchenverband Solar Power Europe in der Cybersicherheit?
Jan Osenberg: So einfach es klingt: Wir wollen die Photovoltaik sicherer machen. Nur dann wird die Versorgungssicherheit gewährleistet, wenn Solarstrom künftig 20 bis 30 Prozent des Stromverbrauchs in der EU deckt. Manche mögen es seltsam finden, dass wir mehr Regeln für die Branche fordern. Aber der Erfolg der Energiewende hängt von unserer Rolle als verantwortungsbewusster Sektor ab, der aktiv an der Zukunftssicherheit unserer Technologie arbeitet.
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Also geht es darum, europäische Anbieter von Solaranlagen durch höhere Cybersicherheit zu stärken?
Das ist ein positiver Nebeneffekt unserer Arbeit. Effektive Maßnahmen zur Cybersicherheit erfordern ein gewisses Maß an Lokalisierung in Europa, was wiederum die lokalen Hersteller stärkt. Bei Solar Power Europe haben wir zudem einen separaten Arbeitsbereich, der sich der Stärkung der europäischen Industrie widmet, beispielsweise durch die Solar Manufacturing Facility oder den Net Zero Industry Act (NZIA).
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Bedeutet mehr Cybersicherheit, dass chinesische Hersteller aus Europa verdrängt werden?
Es ist verlockend, Cybersicherheit als Vorwand zu nutzen, um die europäische Industrie zu stärken. Das ist nicht unser Ansatz. Industriestrategie erfordert einen eigenen, umfassenden Ansatz. Marktzugang und Cybersicherheit sind verschiedene Dinge. Wenn wir über Cybersicherheit sprechen, müssen wir uns in erster Linie darauf konzentrieren, Photovoltaikanlagen sicherer zu machen. Jeder Anbieter muss bestimmte Anforderungen erfüllen, unabhängig von seiner Herkunft. Nur so können wir die gesamte Branche stärken. Reduziert man Cybersicherheit nur auf die Herkunft des Herstellers, werden unter Umständen wichtige Sicherheitsrisiken übersehen.
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Das Risiko eines Hackerangriffs besteht unabhängig von der Herkunft der Komponenten?
Das größte Cybersicherheitsproblem in der Photovoltaik sind terroristisch motivierte Angriffe. Sie finden heute bereits statt. Täglich greifen russische Hacker das europäische Stromnetz an. Finanziell motivierte Hacker zielen auf Anlagen auf Gewerbedächern ab, um Zugriff auf IT-Systeme zu erhalten.
Sie erwähnten Risiken durch Russland. Spielen geopolitische Risiken durch China eine Rolle für Solar Power Europe?
Das Szenario eines zukünftigen Konflikts zwischen China und der EU ist zwar relevant, aber im Vergleich zu diesen sehr realen und gegenwärtigen Risiken eher spekulativ. Um diese Bedrohungen zu eliminieren, müssen wir das Sicherheitsniveau auf breiter Front erhöhen.
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Können europäische Hersteller durch hohe Standards in der Cybersicherheit punkten?
Hier gibt es zwei Dimensionen. Einerseits meiden Entwickler und Installateure aus genau diesem Grund bereits viele chinesische Produkte. Andererseits wird die EU angesichts der geopolitischen Lage mit ziemlicher Sicherheit strengere gesetzliche Anforderungen einführen, um die Abhängigkeit von China zu verringern und die europäische Widerstandsfähigkeit und Souveränität zu stärken. In diesem Zusammenhang haben europäische Hersteller, die weniger von China abhängig sind, einen Vorteil. Sie können strengere regulatorische Standards leichter erfüllen. (HCN/HS, gekürzt)
Das komplette Interview erschien im Augustheft der photovoltaik. Unsere Abonnenten können es in voller Länge lesen. Sie haben noch kein Abonnement? Dann melden Sie sich umgehend an!
Im Interview: Jan Osenberg leitet das Fachgebiet Systemintegration bei Solar Power Europe, kleines Team für Netze und Flexibilität, Märkte und Investitionen, Elektrifizierung und Wasserstoff, Solardächer und Digitalisierung. Er hat Energietechnik an der TU München studiert.
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