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Verband warnt: Kroatiens Energiewende steht auf der Kippe

Der kroatische Verband der Erneuerbaren Energien (OIE Hrvatksa) fordert die EU-Kommission dazu auf, schnellstmöglich mit der Regierung in Zagreb in Verhandlung zu treten, um die Energiewende vor Ort endlich zu entfesseln. Dazu hat der Verband zusammen mit Solarpower Europe und Wind Europe einen Brandbrief an die EU-Kommission geschrieben, in dem die Situation auf dem kroatischen Markt für erneuerbare Energien beschrieben wird.

Keine klare Energiewendepolitik

So läuft derzeit gegen Kroatien ein Vertragsverletzungsverfahren wegen der Verzögerungen bei der Umsetzung der Erneuerbaren-Richtlinien RED II und RED III. Außerdem zögert die Regierung den Beschluss eines Nationalen Energie- und Klimaplans (NECP) hinaus. Dies spiegle ein Fehlen einer klaren Politik für die Energiewende wider, schreiben die Verbände im Brief. In Brüssel ist dies alles bekannt. Schließlich hat die EU-Kommission schon in ihrem aktuellen Länderbericht zur Energiewende in Kroatien ausdrücklich den Rückstand Kroatiens festgestellt.

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Große Projekte liegen auf Eis

Der stockende Ausbau von Ökostromanlagen in Kroatien hat mehrere Ursachen. So liegen schon seit Längerem viele größere Projekte auf Eis, weil die Energieregulierungsbehörde immer noch keine Gebühr für den Anschluss von Anlagen mit einer Leistung von über zehn Megawatt bestimmt hat. Eigentlich sollte diese Gebühr schon im September 2022 festgelegt werden. Ohne sie können die Anlagen nicht angeschlossen werden. Hierbei sollte aber eine Auslagerung der Ausbaukosten für die Netze nicht auf die Entwickler von Erneuerbare-Energien-Projekten abgeladen werden.

Unternehmen ziehen sich aus dem Markt zurück

Die Verbände warnen davor, dass durch die langen Verzögerungen das Vertrauen der Investoren in die kroatische Energie- und Wirtschaftspolitik heftigen Schaden nehmen könnte. Zudem warnt der Verband vor systemischen Verzerrungen im Ausgleichsmarkt und dem Fehlen eines fairen Wettbewerbs. Schon jetzt hätten sich mehrere europäische Unternehmen aus dem Markt zurückgezogen. Weitere 2,5 Gigawatt an Projekten im Bereich erneuerbare Energien sind in Gefahr.

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Regeln für Speicher fehlen

Doch auch die Regelungen für den Anschluss von Batteriespeichern fehlen noch. So hat der Wirtschaftsminister Ante Šušnjar bereits im März 2025 angekündigt, dass die Anschlussgebühr für Speicher entfällt und den Entwicklern flexible Verträge angeboten werden, um Investitionen in Batteriespeicher zu fördern. Doch bisher ist es bei der Zusage geblieben. Konkrete Schritte in diese Richtung hat der Wirtschaftsminister bisher nicht unternommen.

Von den Ausgleichsmärkten ausgeschlossen

Dazu kommt noch, dass die Erneuerbaren Energien weiterhin von den Regelleistungsmärkten ausgeschlossen sind. Derzeit liegt dieser Markt bei einem Monopolanbieter, der den Marktteilnehmern wie Energieversorgern überhöhte Kosten in Rechnung stellen kann. „Dies ist ein systemisches Versagen der Regulierung. Ohne dringende Maßnahmen wird Kroatien seine Investitionen in erneuerbare Energien verlieren, sein Energiesystem weiter an fossile Brennstoffimporte binden und seinen Beitrag zum Europäischen Grünen Deal gefährden“, warnen die Branchenvertreter.

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Ökostrom statt Gas

Deshalb sollte Brüssel dringend mit Zagreb ins Gespräch kommen, um die Blockade aufzuheben und die Einhaltung des EU-Rechts einzufordern. Dazu gehört neben eines wettbewerblichen Ausgleichsmarktes inklusive Ökostromanlagen auch die Aufnahme von Batteriespeichern in den NECP. Dadurch kann verhindert werden, dass die Investitionen in LNG-Terminals und Gaspipelines den Umstieg auf erneuerbaren Strom verdrängen.