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Fünf Tipps: Fakten vs. Fakes

Ein gesellschaftlicher Aushandlungsprozess, das ist die Energiewende. Doch gezielte Desinformation stört ihn zunehmend: Falschbehauptungen zu Infraschall, manipulierten Naturbildern oder Verschwörungserzählungen über „Zwangsmaßnahmen“ begegnet man immer häufiger – in Versammlungen, Leserbriefen oder am Gartenzaun.

Längst erstreckt es sich von Windkraft bis zu Wasserstoffprojekten. Das Ergebnis: Verunsicherung und Widerstand.

Doch dem lässt sich begegnen: nicht nur mit Reaktion, sondern mit Prävention, Beteiligung und Vertrauen. Fünf konkrete Ansätze zeigen, wie man seine Kommunikation stärken, Resilienz aufbauen und Desinformation wirksam entkräften kann.

1. Kommunizieren Sie frühzeitig

Viele von Ihnen kennen das Dilemma: Geht man zu früh an die Öffentlichkeit, drohen Missverständnisse, unnötige Aufregung oder organisierter Widerstand. Diese Sorge ist berechtigt – Genehmigungen sind komplex, Zeitpläne ändern sich, politische Vorgaben können kippen.

Aber frühzeitige, offene Kommunikation lohnt sich: Wer früh erklärt, schafft Vertrauen, bevor Gerüchte entstehen. Transparenz entschärft Konflikte und erleichtert Mitgestaltung.

Praktisch heißt das: Schon in der Vorplanung sollten erste Gespräche geführt werden – nicht nur hinter verschlossenen Türen mit Gemeinderat oder Verwaltung, sondern mit allen Interessierten. Ob moderierte Bürgerdialoge, Infoabende oder informelle Runden: Entscheidend ist, ehrlich zu sagen, was bekannt ist – und was noch nicht. So wird Vertrauen zum Fundament.

2. Setzen Sie auf Fakten – und erzählen Sie starke Geschichten

Viele Menschen sind verunsichert – nicht wegen fehlender Infos, sondern weil verständliche, vertrauenswürdige Quellen fehlen. So entsteht Raum für Desinformation, die emotionale Geschichten liefert und bestehende Weltbilder bedient.

Gute Kommunikation braucht beides: belastbare Fakten und nachvollziehbare Erzählungen. Korrekte Zahlen allein reichen nicht – es geht darum, Orientierung zu geben und Sorgen ernst zu nehmen. Informationen müssen stimmen, leicht zugänglich sein und verständlich erklärt werden. Ein externer Blick hilft, unklare Formulierungen oder Lücken zu erkennen.

Wichtig ist auch die Identifikation: Welche Vision steckt hinter dem Projekt? Wem nützt es? Wer gestaltet es mit? Wer diese Fragen klar beantwortet, verankert das Projekt im Alltag. Am Ende überzeugt die nachvollziehbare Bedeutung dahinter. Wer Fakten mit Kontext verknüpft, entzieht Desinformation den Boden.

3. Bauen Sie ein Frühwarnsystem auf

In Zeiten von KI-generierten Inhalten wird es immer schwieriger, echte von manipulierten Informationen zu unterscheiden. Desinformation verbreitet sich oft früh, gezielt und unterschwellig – über soziale Medien, geschlossene Gruppen oder lokale Netzwerke, lange bevor sie öffentlich sichtbar wird. Wer darauf nur reagiert, kommt oft zu spät.

Ein verlässliches Frühwarnsystem ist unverzichtbar. Im digitalen Raum helfen Social-Listening-Tools, Diskussionen, Schlagwörter und Trends im Blick zu behalten. Ebenso wichtig ist der direkte Draht vor Ort: Regelmäßiger Austausch mit Bürgern, Engagement in lokalen Onlinegruppen oder der Kontakt zur Lokalredaktion liefern wertvolle Hinweise auf entstehende Gerüchte.

Wer aufmerksam zuhört und beobachtet, erkennt erste Anzeichen – und kann reagieren, bevor sich Falschbehauptungen festsetzen oder größere Wellen schlagen. So wird Monitoring zum aktiven Schutzschild gegen Desinformation.

4. Bauen Sie eine Community auf

In vielen Projekten liegt der Fokus vor allem auf potenziellen Konflikten und Widerstand. Das ist verständlich, aber oft einseitig: Wer nur auf Ablehnung schaut, übersieht eine ebenso wertvolle Ressource: die Unterstützer vor Ort. Es gibt überall viele Menschen, die der Energiewende positiv gegenüberstehen.

Diese zu erkennen, einzubinden und zu ermutigen, kann entscheidend sein: Sie stärken die Akzeptanz und wirken Desinformation entgegen. Denn wer sich einbezogen fühlt, informiert andere, klärt Missverständnisse und widerspricht Falschbehauptungen.

Der Schlüssel ist eine gezielte Analyse: Wer genießt Vertrauen in der Gemeinde? Wer ist Vereinsvorsitzender, Lehrerin, Pfarrer, Unternehmerin? Wer solche Menschen anspricht, einbindet und ihnen eine Rolle gibt, baut ein starkes Unterstützernetzwerk auf. Niemand überzeugt dabei authentischer als Menschen, die vor Ort leben. Sie sind nahe dran, verstehen lokale Stimmungen und können wirksamer auf Gerüchte reagieren als ein offizielles Statement von außen.

5. Bereiten Sie sich auf Angriffe vor

Wenn eine Desinformationskampagne an Fahrt gewinnt, zählt jede Stunde. Schnelle, sichere Reaktionen gelingen nur, wenn sie gut vorbereitet sind. Der erste Schritt ist eine Szenarienplanung: Welche Falschbehauptungen sind wahrscheinlich? Wo liegen typische Angriffspunkte – basierend auf Erfahrungen aus ähnlichen Projekten.

Es braucht einen klaren Krisenleitfaden: Wer ist wofür zuständig? Welche Kanäle werden genutzt? Welche Botschaften dürfen sofort raus? Textbausteine für häufige Gerüchte, eine Entscheidungsmatrix und ein Netzwerk vertrauenswürdiger Stimmen, die im Ernstfall öffentlich Position beziehen, gehören ebenfalls dazu.

All das bildet einen „Notfallkoffer“, der Sicherheit gibt und schnelles, glaubwürdiges Handeln ermöglicht. Wichtig: Ein Krisenplan ist kein statisches Papier. Er muss regelmäßig getestet, geschärft und an neue Entwicklungen angepasst werden. So entsteht echte kommunikative Resilienz.

Fazit: Kommunikation ist Teil der ­Projektentwicklung

Desinformation ist keine Randerscheinung mehr – sie ist eine strategische Herausforderung. Doch wer frühzeitig kommuniziert, Fakten verständlich vermittelt, ein Frühwarnsystem nutzt, lokale Unterstützer einbindet und vorbereitet reagiert, kann ihr wirksam begegnen. Dabei geht es um Vertrauen, Dialog auf Augenhöhe und den Mut zur Transparenz – auch ohne fertige Antworten. Projektkommunikation ist kein Nebenschauplatz, sondern Schlüssel für Akzeptanz, Resilienz und nachhaltigen Erfolg – und sie ist gestaltbar.

Linus Siebert
CEO und Co-Founder, ­Fortitude

Fotos: Fortitude

Michael Krieger
Gründer von Dialoge.digital

Fotos: www.dialoge.digital

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