Die Wirtschaftlichkeit von grünem Wasserstoff ist bislang einer der größten Hemmnisse für Unternehmen bei der Dekarbonisierung ihrer Energiezufuhr. Wie sich der Preis von Wasserstoff in Zukunft entwickeln wird, untersucht daher eine Studie von DMT Energy Engineers im Auftrag der Emscher Lippe GmbH.
Preisspanne geht weit auseinander
Die Preisanalyse berechnet die aktuelle und zukünftige Preisentwicklung von Wasserstoff in der Emscher-Lippe Region für den Zeitraum 2027 bis 2032. Die Studie prognostiziert für diesen Zeitraum eine Preisspanne von 4,8 bis 13,2 Euro pro Kilogramm Wasserstoff – abhängig von Erzeugungsart, Transportweg und Standortfaktoren. Damit entsteht eine mögliche Preisspanne von 8,4 Euro pro Kilogramm grünen Wasserstoff, abhängig von den Szenarien. Die erwarteten Marktpreise für grünen Wasserstoff liegen laut Umfrage zwischen 4,60 und 9,00 Euro pro Kilogramm.
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Für die sieben verschiedenen Pfade wurden je nach Verfügbarkeit pro Jahr minimale, durchschnittliche und maximale Wasserstoffpreise prognostiziert. Die prognostizierten Preise decken sich weitestgehend mit den über die Umfrage ermittelten Preiserwartungen der Abnehmer für grauen, blauen und grünen Wasserstoff.
Regulatorische Anpassungen könnten Preisgestaltung verändern
Über den betrachteten Zeitraum würden nach Projektplanungen immer mehr Wasserstoffherstellungs- und transportpfade für die Emscher-Lippe Region zugänglich werden. So stehen von ursprünglich im Jahr 2027 drei Pfaden ab dem Jahr 2030 sieben Pfade für die Wasserstoffbelieferung der Emscher-Lippe Region zur Verfügung. Diese Diversifizierung und der Aufbau der verschiedenen Wasserstoffimportrouten sorge für ein größeres Angebot, welches sich positiv auf die Preisentwicklung auswirkt.
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Für die Entwicklung einer Wasserstoffwirtschaft seien nach der Studie verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen und Fördermaßnahmen auf EU-Ebene entscheidend. Bei Änderung der Regulatorik könne sich die Strukturen und somit Preisgestaltung für Wasserstoff in der Emscher-Lippe Region anpassen.
Region erwartet Verbrauch von 200.000 Tonnen
Die nördliche Region des Ruhrgebiets ist von einer Vielzahl kleiner und mittlerer Unternehmen geprägt, die in unterschiedlichen Branchen tätig sind und eine zentrale Rolle für die regionale Wertschöpfung spielen. Diese sind in Zukunft auf eine zuverlässige und kosteneffiziente Energieversorgung angewiesen. Die mangelnde Kostentransparenz für grünen Wasserstoff erschwere nach Aussagen des Wirtschaftsförderer-Netzwerks der Region jedoch, es Unternehmen wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen, und verstärkt die Unsicherheiten.
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Bis 2032 wird für die Emscher-Lippe Region ein Gesamtverbrauch von rund 200.000 Tonnen Wasserstoff erwartet – fast das Fünfeinhalbfache des heutigen Verbrauchs. Um diesen Bedarf vollständig über heimische Elektrolyse decken zu können, wäre eine installierte Elektrolyseleistung von etwa 2.000 MW erforderlich. Eine derartige Kapazität ist für die Region jedoch kaum realistisch, sodass lediglich ein Teil des Bedarfs lokal erzeugt werden kann. Dementsprechend ist auch mittel- bis langfristig mit einem hohen Importanteil zu rechnen. Dennoch sei es wichtig, die heimische Wasserstoffproduktion gezielt weiter voranzutreiben, um regionale Versorgungssouveränität und ein höheres Maß an Autarkie zu ermöglichen sowie die lokale Wertschöpfung nachhaltig zu stärken