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Carl Zöllner von Intilion: „In allen Marktsegmenten haben sich attraktive Geschäftsmodelle entwickelt“

Mit welcher Marktentwicklung in Deutschland und in Europa rechnen Sie in den nächsten Monaten?

Carl Zöllner: Wir sehen weiterhin enormes Potenzial für uns in der DACH-Region, insbesondere in Deutschland. Im Bereich der Netzspeicher sind die zunehmende Volatilität und die vermehrt auftretenden Negativpreise die zentralen Markttreiber. Großspeicherprojekte gewinnen als Instrumente zur Frequenzhaltung und Netzstabilisierung weiter an Bedeutung. Gleichzeitig steigt die Relevanz von Grünstromspeichern, insbesondere im Zusammenhang mit Windenergieanlagen, da sie eine effiziente Nutzung bestehender Netzanschlusspunkte ermöglichen und zur Integration erneuerbarer Energien beitragen.

Und wie sind die Aussichten in Industrie und Gewerbe?

Im Industriesegment beobachten wir, dass die geplante Reform der 7.000-Stunden-Regel im Rahmen der Netzentgeltstruktur zusätzliche wirtschaftliche Anreize für flexible Lasten und Speicherlösungen schaffen wird. (Diese Regel besagt, dass energieintensive Betriebe mit einem Verbrauch von mehr als zehn Gigawatt, deren Anlagen mehr als 7.000 Stunden pro Jahr laufen, reduzierte Netzentgelte bezahlen, Anm.d.Red.) Für Industrieunternehmen wird die ganzheitliche Strombeschaffungsoptimierung zunehmend wichtiger. Batteriespeicher sind hier ein zentraler Bestandteil moderner Energiekonzepte, um Lastspitzen zu reduzieren, Energieflüsse zu flexibilisieren und die Versorgung wirtschaftlich wie nachhaltig abzusichern. Die gefallenen Preise von Speichern beschleunigen diese Entwicklung.

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Welche Segmente sind wo sehr stark und in welchen Segmenten gibt es noch Entwicklungspotenzial?

Derzeit sehen wir einen hohen Bedarf an Stand-alone-Speichern, die sowohl als Investitionsobjekte als auch für die Bereitstellung von Primärregelleistung eingesetzt werden. Diese Projekte profitieren von der zunehmenden Marktvolatilität und der gestiegenen Bedeutung netzstabilisierender Maßnahmen. Darüber hinaus erkennen wir großes Potenzial bei Co-Location-Projekten, insbesondere bei Grünstromspeichern für Solarparks. Hier ermöglicht die gemeinsame Nutzung von Netzanschlusspunkten neue Erlösmodelle und eine effizientere Integration erneuerbarer Energien. Im Gewerbe- und Industriesegment bietet die ganzheitliche Strombeschaffungsoptimierung erhebliche Einsparpotenziale und macht Batteriespeicher zu einem wichtigen Bestandteil moderner Energiekonzepte. Wir merken jedoch, dass viele Industrieunternehmen noch zurückhaltend sind und das volle Potenzial der bereits heute verfügbaren, wirtschaftlich attraktiven Multi-Use-Geschäftsmodelle noch nicht ausschöpfen.

Gibt es noch weitere Markttreiber?

Ja. Denn zusätzlich sehen wir zukünftiges Wachstumspotenzial im Bereich der E-Mobilität, insbesondere bei Logistikunternehmen und Speditionen. Durch den steigenden Bedarf an Ladeinfrastruktur entstehen neue Anwendungsfelder für gewerbliche Speicherlösungen für Lastspitzenkappung und Integration in Ladeparks.

Beschleunigte Prozesse durch Standardisierung

Mit welchen Geschäftsmodellen werden denn die Stand-alone-Speicher gebaut?

Der rasante technologische Fortschritt der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass sich in allen Marktsegmenten attraktive Geschäftsmodelle für Batteriespeicher etabliert haben. Im Bereich der Stand-alone-Speicher spielt vor allem die antizyklische Vermarktung eine zentrale Rolle: Strom wird bei niedrigen oder negativen Preisen geladen und bei hohen Preisen wieder eingespeist. Durch die Nutzung bestehender Infrastruktur, beispielsweise am gleichen Umspannwerk oder Netzanschlusspunkt, lassen sich Projekte schnell und effizient realisieren. Darüber hinaus ermöglichen Stand-alone-Speicher die Teilnahme an verschiedenen Märkten, wie dem Spot- und Arbitragehandel, und schaffen so stabile Ertragsstrukturen mit verbessertem Risiko-Rendite-Profil.

Sie sprachen schon die steigende Nachfrage nach der Kombination von Speichern mit Solar- und Windkraftanlagen an. Welche Geschäftsmodelle sind hier wichtig?

Bei Co-Location-Projekten, etwa der Kombination von Windkraftanlagen und Batteriespeichern an einem gemeinsamen Netzanschlusspunkt, ergeben sich im Vergleich zu den Stand-alone-Speichern zusätzliche Synergien. Während die Windkraftanlage geförderte Erlöse erzielt, kann der Speicher flexibel am Markt agieren. Beide Anlagen nutzen dieselbe Infrastruktur, senken Kosten und bleiben rechtlich unabhängig. Je nach Konzept ist eine getrennte oder gemeinsame Vermarktung möglich, was stabile Erträge und eine effizientere Nutzung der Erzeugungsleistung ermöglicht.

BVES veröffentlicht aktualisierten Sicherheitsleitfaden für Großspeicher

Und wie werden die Speicher in Industrie und Gewerbe betrieben?

Auch im Industrie- und Gewerbesegment haben sich durch die ganzheitliche Strombeschaffungsoptimierung und den kombinierten Einsatz von Multi-Use-Anwendungen neue, wirtschaftlich hoch attraktive Modelle etabliert. Batteriespeicher ermöglichen hier die Senkung von Energiekosten, die Reduktion von Lastspitzen, eine bessere Planbarkeit des Energiebezugs und zugleich die Unterstützung der unternehmensinternen Nachhaltigkeitsziele.

Die Fragen stellte Sven Ullrich.

Im zweiten Teil des Interviews, der am Freitag erscheint, erklärt Carl Zöllner, wie sich die aktuellen gesetzlichen Regelungen auf die Nachfrage und den Betrieb von Speichern auswirken. Den kompletten Bericht zur aktuellen Marktentwicklung im Speicherbereich lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von ERNEUERBARE ENERGIEN, die heute erscheint. Abonnenten finden den Beitrag auch online. Sie haben noch kein Abo? Dann können Sie hier reinschnuppern.