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Modulpreise erreichen neuen historischen Tiefstand

Geringe Nachfrage, hohe Produktionsvolumina und volle Lager sorgen für einen weiteren Preisverfall von Solarmodulen. So werden die Standardmodule nach Angaben des Onlinehändlers für Solarkomponenten PV Xchange jetzt nur noch für durchschnittlich zehn Cent pro Watt gehandelt. Sie sind damit noch einmal ein halbes Cent billiger als vor vier Wochen. Damit hat sich der Preis wieder auf den bisher niedrigsten Stand von November 2024 eingepegelt.

Preissenkungen gab es auch in den anderen Kategorien. So liegen die Kosten für komplett schwarze Module mit 13 Cent pro Watt wieder auf dem Stand vom Anfang dieses Jahres, als PV Xchange diese Kategorie in seinem Preisbarometer eingeführt hatte. Einen neuen Tiefstand erreichen die hocheffizienten Module mit modernen Zelltechnologien und einem Wirkungsgrad von mindestens 23 Prozent. Diese werden derzeit nur noch für durchschnittlich zwölf Cent pro Watt gehandelt – so preiswert waren sie bisher noch nie.

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China müht sich um höhere Preise

Was eher schlecht für die Händler ist, wird für Planer und Installateure zum Vorteil. Denn sie können jetzt ihre Lager mit preiswertem Material füllen. Martin Schachinger, Geschäftsführer von PV Xchange, rät zumindest dazu. Er verweist darauf, dass selbst chinesische Hersteller massiv unter Druck geraten und den ruinösen Preiskampf beenden wollen. „Auch die chinesische Regierung mischt in der aktuellen Marktsituation mit und streicht ihre Vergünstigungen und damit den subventionierten Export von Solarmodulen schrittweise“, weiß Schachinger. „Der Versuch, dadurch eine Marktbereinigung zu erreichen und zu einem gesunderen Preisniveau zu kommen, hat bisher zwar nicht geklappt, aber die Bemühungen werden verschärft und sind somit ernst zu nehmen.“

Silizium wird teurer

Außerdem steigen nach Angaben von PV Xchange derzeit die Siliziumpreise. Denn die Hersteller haben die Produktion heruntergefahren, um die Preise zu stabilisieren. Dies zeige sich darin, dass in Europa inzwischen Module, die bei den Herstellern jetzt speziell geordert werden, die sogenannte Bestellware, teurer sind als Module, die schon in europäischen Lagern liegen oder bereits auf dem Schiff nach Europa sind. „Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass hocheffiziente Solarmodule zumindest im Spotmarkt momentan so preiswert sind, wie noch nie zuvor in der Vergangenheit und möglicherweise auch nicht so bald wieder in der nahen Zukunft“, prognostiziert Martin Schachinger.

Politik verunsichert Investoren

Dazu kommt noch die Verunsicherung bei den potenziellen Investoren in Solaranlagen durch industriepolitische Querschläge in Gigawattmärkten wie Deutschland und Österreich. Auch auf EU-Ebene werden die Vorstöße für die Energiewende der letzten Legislaturperiode auf rechtskonservativem Druck hin sukzessive wieder einkassiert. Verweigerung der Unterstützung bei gleichzeitig angedrohten Strafen für die Netzeinspeisung lassen Privathaushalte und Unternehmen abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Das Ergebnis ist jetzt schon – noch bevor in Deutschland überhaupt etwas entschieden wurde – der Rückgang der Nachfrage. Zwar hat sich diese im Juli im Vergleich zu den Frühjahrsmonaten etwas erholt.

DGS unterzieht Behauptungen von Wirtschaftsministerin Reiche einem Faktencheck

Geplante Projekte jetzt bauen

Deshalb rät Martin Schachinger, geplante Projekte jetzt umzusetzen. Immerhin galt bisher immer Bestandsschutz bei Verschärfungen der Regeln. Versuche, Änderungen rückwirkend umzusetzen, wurden bisher auch immer vom Europäischen Gerichtshof wieder einkassiert. „Denn die politischen Zeichen in Europa stehen auf Sturm, also heftigstem Gegenwind gegenüber dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien“, betont er. „Wenn sich diese Politik in Deutschland und Europa durchsetzt, kann sich die Photovoltaikbranche in den kommenden Jahren warm anziehen“, warnt er mit Blick auf den fossilen Rollback.

Geister aus dem letzten Jahrzehnt

Schachinger erinnert an die 2010er Jahre, als beinahe die komplette europäische Solarindustrie und damit hunderttausende Arbeitsplätze innerhalb der Branche hauptsächlich von konservativen Wirtschaftspolitikern vernichtet und die Energiewende um ein komplettes Jahrzehnt zurückgeworfen wurden. „Bereits damals waren es vornehmlich CDU-Politiker wie Norbert Röttgen und später Peter Altmaier als Bundesumweltminister, sowie Wirtschaftsminister Philipp Rösler von der FDP, die den Kahlschlag zu verantworten hatten“, sagt der PV-Xchange-Chef.

Europäischer Solarmarkt geht zurück – erstmals seit zehn Jahren

Jetzt handeln

Er fordert die Branche auf, dringend zu handeln, bevor Ministerin Reiche von der CDU erneut die Axt an den Zubau anlegt. „Erst einmal sollten noch schnell so viele Photovoltaikanlagen und Energiespeicher wie möglich gebaut werden“, sagt er. „Dann sollten wir zeigen, dass die von uns eingesetzten Technologien nicht unsicher sind und unvermeidlich den Blackout provozieren, sondern netzdienlich oder sogar netzbildend eingesetzt werden können. Und wenn das alles noch nicht hilft, müssen wir maximalen Druck aus der Gesellschaft und der Wirtschaft ausüben, damit die alten Fehler nicht schon wieder gemacht werden. Allzu viele Anläufe, den Klimawandel zu bremsen oder gar umzukehren, bleiben uns vermutlich nicht mehr“, warnt Martin Schachinger.