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Wettbewerb des Monats: Klimaaktive Kommune 2025

Klimaschutz bewegt Kommunen – und umgekehrt bewegen Kommunen viel im Klimaschutz. Nirgendwo sonst finden sich in vertrautem Umfeld so viele verschiedene Handlungsfelder, um gezielt Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Beim Wettbewerb Klimaaktive Kommune 2025 wurden am 25. November 2025 im Rahmen der Kommunalen Klimakonferenz in Berlin sechs Kommunen für ihre preiswürdigen Projekte ausgezeichnet. Die Städte, Gemeinden und Landkreise können sich über je 40.000 Euro Preisgeld für weitere Klimaschutzaktivitäten freuen.

Der Wettbewerb wird jährlich vom Deutschen Institut für Urbanistik ausgelobt und von der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag sowie der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Die Preisträger sind in drei Kategorien unterteilt: Großstädte, Mittel- und Kleinstädte sowie Landkreise und kleinere Gemeinden. Für jede dieser drei Kategorien wurden aus den Einsendungen zwei Preisträger gekürt.

Kategorie 1: Großstädte

Stuttgart on Ice – jetzt CO₂-neutral

In der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt wurde das städtische Eisstadion Eiswelt umfassend energetisch saniert: Wärmepumpen, Abwärmenutzung und eine PV-Folie auf dem Dach ersetzen eine Gasheizung und ein BHKW.

Im Zentrum der neuen Energieversorgung stehen die Kältemaschinen, die die Eisflächen kühlen und dabei Abwärme erzeugen. Diese Wärme ging bisher ungenutzt an die Außenluft verloren und wird nun über ein System aus drei Wärmenetzen verwertet. Das niedrigst temperierte Netz mit rund 28 Grad Celsius versorgt Anlagen wie die Lüftung oder die Schmelzgruben. Die anderen beiden sind für Abnehmer mit einem höheren Energiebedarf vorgesehen.

Vier Wärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 460 Kilowatt heben die Temperatur der Abwärme an, sodass sie in allen drei Netzen genutzt werden kann. Elektroheizkessel für Spitzenlasten und zur Notversorgung ergänzen das System. Den dafür nötigen Strom liefern extra dünne PV-Folienmodule auf dem Hallendach mit rund 280 Kilowatt Leistung. Zudem ist die Eiswelt in einen Energieverbund mit der benachbarten Sporthalle integriert: Überschüssiger PV-Strom fließt in die Eiswelt, während überschüssige Wärme an die Sporthalle zurückgegeben wird.

Seit der Saison 2024/25 wird die Eiswelt ohne fossile Energieträger betrieben, was rund 1.500 Megawattstunden Erdgas pro Jahr einspart. Dies entspricht einer CO₂-Reduktion von etwa 250 Tonnen pro Jahr. Die PV-Anlagen sichert den klimaneutralen Betrieb. Zudem sinken die Energiekosten um etwa 122.000 Euro jährlich.

In Kiel geht die energetische Sanierung in Serie

Mit der seriellen Kerndämmung einer Kleinwohnungssiedlung mit hundert denkmalgeschützten Reihenhäusern aus dem Jahr 1938 gelang der Landeshauptstadt Kiel eine energetische Optimierung der Gebäude, die Aspekte von Klimaschutz, Denkmalschutz und Sozialverträglichkeit gleichermaßen berücksichtigt.

Aufgrund des schlechten energetischen Zustands der Gebäude mit entsprechend hohen Energiekosten und gesundheitsgefährdenden Schimmelschäden obendrein entschied sich die Stadt als Eigentümerin für eine energetische und zugleich sozialverträgliche Optimierung. Außerdem waren Belange des Denkmalschutzes zu berücksichtigen.

Die Wahl fiel auf eine so durchdachte wie einfache Lösung: eine Kerndämmung im Einblasverfahren. In einem quasi seriellen Verfahren wurde der Dämmstoff durch kleine Bohrlöcher in der Größe einer 2-Cent-Münze in die Luftschicht des zweischaligen Mauerwerks eingeblasen. So konnten alle 100 Häuser binnen 25 Tagen gedämmt werden (siehe auch S. 30). Die Wohnungsgesellschaft der Stadt verzichtete auf eine Mietumlage der Modernisierungskosten. Somit profitieren die Mieter direkt von den niedrigeren Heizkosten, die um rund 20 Prozent gesunken sind. Die minimalinvasive Gebäudehüllendämmung verbesserte den Wärmeschutz der Außenwände um 75 Prozent. Die eingesparte Heizenergie reduziert die CO₂-Emissionen für die Siedlung um etwa 38 Tonnen pro Jahr.

Bild: difu

Kategorie 2: Mittel- und Kleinstädte

Klimagerechte Schulsanierung in Eisenach

Die Mosewald-Grundschule in Eisenach liegt inmitten einer sanierungsbedürftigen Plattenbausiedlung. Mit der umfassenden energetischen Sanierung und Umgestaltung der Schule verfolgt die Stadt das Ziel, Klimaschutz, Klimaanpassung und Umweltbildung systematisch zu verknüpfen. Die Stadt wagte das Experiment, die umfassende Sanierung – unterteilt in drei Bauabschnitte – in den Jahren 2019 bis 2024 bei laufendem Schulbetrieb durchzuführen. „Umfassend“ bedeutete in dem Fall die nachträgliche Dämmung von Fassade und Dach, den Rückbau des alten Dachaufbaus und einen Neuaufbau mit Gefälledämmung. Diese dient als statische Entlastung für die neu installierte PV-Anlage mit einer Leistung von 60 Kilowatt, ergänzt um einen Batteriespeicher.

Im Gebäude runden eine LED-Beleuchtung mit Präsenzsteuerung und eine dezentrale Lüftung mit Wärmerückgewinnung die Sanierung ab. Außerdem entstanden Regenwasserzisternen zur Bewässerung von Schulgarten und Grünflächen; ein Geländeabtrag sorgt zudem für natürliche Belichtung im Untergeschoss. Zusätzlich entwickelte die Stadt ein umweltpädagogisches Konzept für die ­Schule – unter anderem mit einem „grünen“ Klassenzimmer, einem klimaangepassten Schulgarten sowie einer naturnahen Gestaltung der Räume. Durch die energetische Sanierung, den Einbau effizienter Lüftungstechnik und weitere Maßnahmen konnte der Wärmebedarf der Schule um über 50 Prozent reduziert werden.

Greven setzt auf Energieautarkie statt Energieverschwendung

Kläranlagen gehören mit zu den größten Energieverbrauchern in Kommunen – davon weiß die Stadt Greven ein Lied zu singen. Um das kommunale Klimaschutzkonzept umzusetzen, das bis 2040 Klimaneutralität vorsieht, war die Umstellung der Kläranlage in Greven-Reckenfeld von einem hohen Energieverbraucher hin zu einer nahezu energieautarken Einrichtung eines der dringlicheren Anliegen.

Der Prozess begann bereits 2010 mit der energetischen Sanierung des Belebungsbeckens und dem Ausbau der Solarenergie. 2022 folgten zwei Blockheizkraftwerke, die durch Verstromung von Faulgas eine elektrische Leistung von je 99 Kilowatt erreichen. Diese Anlagen erhöhen nicht nur den Anteil der Eigenenergieerzeugung, sondern tragen durch Kraft-Wärme-Kopplung auch dazu bei, die eingesetzten Energieträger möglichst effizient zu nutzen.

Im Jahr 2024 wurde das Energiesystem weiter optimiert: Es folgten neue PV-Anlagen mit 65 Kilowatt, ein Batteriespeicher mit einer Kapazität von 130 Kilowattstunden und ein vollständig elektrifizierter Fuhrpark mit entsprechender Ladeinfrastruktur.

Neben der energetischen Optimierung wird auch die Abwasserbehandlung technologisch weiterentwickelt. Seit 2020 betreibt die Anlage eine vierte Reinigungsstufe auf Basis der Pulveraktivkohle-Adsorption. Sie ermöglicht die gezielte Entfernung von Mikroschadstoffen aus dem Abwasser, insbesondere von Medikamentenrückständen.

Ergebnis: Der Strombezug aus dem öffentlichen Netz sank am Hauptstandort zwischen 2009 und 2024 um rund 90 Prozent. Gleichzeitig erzeugt die Kläranlage heute einen Großteil ihres Stroms selbst und speist Überschüsse in das öffentliche Netz.

Bild: difu

Bild: difu

Kategorie 3: Landkreise und kleinere Gemeinden

Landkreis Neumarkt spart mehr als 650 Tonnen Treibhausgase ein

Der Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz ist bei der Wärmeleitplanung gut unterwegs: In den Kommunen sollen Wärmenetze für Wohn- und Gewerbegebiete fossile Energien ersetzen, CO₂-Emissionen reduzieren und eine klimafreundliche Wärmeversorgung im ländlichen Raum ermöglichen. Der Prozess beginnt mit der Kontaktaufnahme der Bürgermeister, Informationen für Gemeindegremien und einer Bürgerumfrage. Auf Basis der Rückmeldungen werden Fokusgebiete definiert.

Es folgen Abfragen, die Suche nach Betreibern und Wirtschaftlichkeitsprüfungen. In einer zweiten Informationsrunde erhalten Interessierte konkrete Preisangaben. Anschließend werden verbindliche Anschlusszusagen gesammelt, eine erneute Berechnung erstellt und das finale Netzgebiet festgelegt. Parallel erfolgen technische Vorbereitungen wie Hausbegehungen, GPS-Vermessungen, Abstimmungen mit Energieberatungs- und Heizungsfirmen sowie die Beantragung von Fördermitteln. Die Projektkoordination liegt beim Klimaschutzmanagement des Landkreises. Es begleitet die Prozesse und unterstützt Betreiber und Bürger. Aktuell beteiligen sich fünf Kommunen mit acht Projekten, erste Veranstaltungen, Berechnungen und Antragstellungen sind erfolgt, die Umsetzung einzelner Netze steht bevor.

Schon mit den bereits geplanten Netzen lassen sich jährlich mindestens 650 Tonnen Treibhausgasemissionen vermeiden. Langfristig stärkt das Projekt die regionale Energieunabhängigkeit und die Akzeptanz für gemeinschaftliche und klimafreundliche Lösungen.

Gudensberg verwandelt Supermarkt in Begegnungszentrum

Mit ihrem sozial-integrativen Kommunikations- und Begegnungszentrum zeigt die Stadt Gudensberg, wie der klimaeffiziente Umbau und die multifunktionale Umnutzung eines aufgelassenen Supermarktes unter Einbeziehung völlig unterschiedlicher Nutzergruppen gelingen kann.

Um der Nachfrage nach einem zentralen Gemeinbedarfszentrum für Integrations-, Vereins-, Flüchtlings-, Jugend- und Generationenarbeit nachzukommen, wurde der Funktionsbau aus den 1980er Jahren nachhaltig saniert und umgebaut. Fundament und Keller aus Beton, Teile der Bodenplatte sowie gemauerte Außenwände werden weitergenutzt. Außerdem wurde nachwachsende Rohstoffe mit Zertifizierungen eingesetzt, unter anderem eine Holz-Ständerbauweise mit Holzfaserplattendämmung für die Dachgaube, hölzerne Dachwerkbinder, recyclebare Glaswollplatten zur Dämmung der Gebäudehülle, ein Kautschuk-Bodenbelag und recyclebare Dachdämmplatten. Darüber hinaus wurden Kraftwärmepumpen (Kombination aus BHKW und Wärmepumpe) sowie eine PV-Anlage installiert und das Dach begrünt.

Der Umbau und die Sanierung sparen jährlich 21 Tonnen CO₂ ein, die PV-Anlage erzeugt 70 Prozent der benötigten Energie für die Kraftwärmepumpen.

Bild: difu

Nach der Preisverleihung ist vor dem Wettbewerb

Von Januar bis 31. März 2026 heißt es wieder: Klimaaktive Kommunen gesucht! Bewerben können sich deutschlandweit Städte, Landkreise und Gemeinden mit wirkungsvollen und durchdachten Klimaschutzprojekten, welche dazu beitragen, in Kommunen und Regionen die Treibhausgasemissionen zu reduzieren oder gar zu vermeiden. Beispiele sind ressourcen- und energieeffiziente Neubauten oder Sanierungsprojekte, Lösungen für die Verkehrs- oder Wärmewende, Vorhaben zum Ausbau erneuerbarer Energien, Projekte, die Klimaschutz im sozialen Kontext umsetzen. Wichtig ist, dass sie entweder abgeschlossen oder soweit realisiert sind, dass bereits Ergebnisse der Vermeidung beziehungsweise Reduktion von Treibhausgasemissionen vorliegen. Projekte, die zu einem Großteil aus Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative beziehungsweise des Bundesumweltministeriums finanziert werden, können indes nicht ausgezeichnet werden. Weiterentwicklungen und Maßnahmen, die sich aus Förderprojekten ergeben haben, sind dagegen willkommen. si

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