Welche persönliche Erfahrung oder berufliche Station hat Ihr Interesse und Engagement für erneuerbare Energien am stärksten geprägt? Warum?
Ursula Heinen-Esser: Die Energiewende insgesamt begleitet meine Arbeit schon seit vielen Jahren. Meine Zeit als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium unter Norbert Röttgen und Peter Altmaier ist eine Zeit, die ich als sehr prägend empfunden habe. Beide waren schon immer progressive Vordenker in der Union, die ihr christliches Weltbild mit ihrem Einsatz für die Energiewende verbunden haben. Diese Haltung teile ich mit beiden.
Welche konkreten Ziele und Prioritäten setzen Sie sich für Ihre Amtszeit als Präsidentin des BEE?
Ursula Heinen-Esser: Wir befinden uns gerade an einer entscheidenden Stelle für die Zukunft der Erneuerbaren. Das EEG, dessen Novellierung zu Ende dieses Jahres ansteht, wird den Rahmen für den weiteren Weg der Energiewende setzen. Wir blicken also mit diesem Gesetz in die Zukunft. Es muss darum gehen, hier beim Ausbau klar Kurs zu halten und die betriebswirtschaftliche Grundlage für die Erneuerbaren zu sichern. Hier den BEE als starke Stimme aller Erneuerbaren deutlich sichtbar zu machen, sehe ich als die aktuell drängendste Aufgabe.
Wie planen Sie, den BEE als starke gemeinsame Stimme der Erneuerbaren-Familie weiter zu etablieren und welche Maßnahmen sind hierfür vorgesehen? Wird das Zusammenwachsen mit den Verbänden BWE und BSW weiter fokussiert?
Ursula Heinen-Esser: Der BEE ist ja heute schon als kompetenter Ansprechpartner fest verankert. Das ist nicht zuletzt auch das Verdienst meiner Vorgängerin, Dr. Simone Peter. Diese Arbeit möchte ich weiterführen und dabei offensiv Vorschläge für die Ausgestaltung der Energiewende unterbreiten. Inhaltlich glaube ich, dass wir die wirtschaftliche und geopolitische Bedeutung der Energiewende stärker in den Fokus rücken müssen. Dabei geht es um Versorgungssicherheit, das Loslösen aus Abhängigkeiten und günstige Energiepreise für Unternehmen und Privathaushalte. Es muss aber auch um die Kosteneffizienz der Energiewende gehen.
Alle Mitgliedsverbände ziehen dabei an einem Strang, weil uns allen der Erfolg der Energiewende am Herzen liegt. Der BEE als Dachverband arbeitet hier seit Jahren sehr erfolgreich und vertrauensvoll mit den Spartenverbänden zusammen. Das wird auch künftig so sein.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für die Energiewende in Deutschland und wie möchten Sie diesen begegnen?
Ursula Heinen-Esser: Es gibt aktuell viele Spekulationen um ganz verschiedene Themen. Mal geht es um die Vergütung, mal um Zubauziele. Diese Spekulationen verunsichern die Leute. Wenn ich mir heute eine Solaranlage auf meinem Dach installieren möchte, brauche ich Klarheit über die finanziellen Bedingungen. Das gilt ebenso im Großen: Wenn sich ein Unternehmen mit einem eigenen Windpark selbst mit günstigem Strom versorgen will, muss es auch da Planungssicherheit geben. Der BEE wird sich dafür einsetzen, dass diese Planbarkeit gegeben bleibt.
Wie bewerten Sie die aktuelle Gesetzgebung im Bereich der erneuerbaren Energien und welche Änderungen halten Sie für notwendig?
Ursula Heinen-Esser: Die Koalition hat sich eindeutig zu den Klimazielen bekannt. Gleiches gilt für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Das ist so auch im Koalitionsvertrag fixiert. Entsprechend blicke ich zuversichtlich auf die kommenden Wochen und Monate. Ganz klar ist, dass wir in vielen Bereichen schneller, effizienter und weniger bürokratisch werden können. Das gilt besonders für Nutzung und Ausbau der Netze.
Welche Chancen sehen Sie für sich als BEE-Kopf in der Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern auf nationaler Ebene?
Ursula Heinen-Esser: Es sind im Moment spannende Zeiten für die Erneuerbaren Energien. Einerseits stellen sie den größten Teil des in Deutschland erzeugten Stroms, andererseits wird jetzt stellenweise der überaus erfolgreiche Ausbau in Frage gestellt. Gerade vor diesem Hintergrund ist es sehr wichtig, die bestehenden Verbindungen zu allen demokratischen Parteien zu erhalten und zu intensivieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier sehr gut zusammenarbeiten werden.
Wie möchten Sie die verschiedenen Akteure innerhalb des BEE – von kleinen Unternehmen bis zu großen Investoren – zusammenbringen und deren Interessen vertreten?
Ursula Heinen-Esser: Ob klein oder groß, alle eint ein übergeordnetes Interesse: Das Engagement für eine sichere, saubere und günstige Energieversorgung. Als Präsidentin sehe ich mich allen Akteuren gleichermaßen verpflichtet – unabhängig von deren Größe. Eine konsequente Energiewende, die alle Technologien und Sektoren gleichermaßen mitdenkt, nützt allen. Nicht nur innerhalb des Verbandes, sondern auch Industrie und Privathaushalten.
Wie planen Sie, die Öffentlichkeit und insbesondere junge Menschen für die Themen der erneuerbaren Energien zu sensibilisieren und zu begeistern?
Ursula Heinen-Esser: Energiewende ist nicht nur Klimaschutz. Es geht dabei auch um klassische Wirtschaftsfragen. Die Erneuerbaren sind ein großer Wachstumssektor, über alle Technologien hinweg sichern sie Hunderttausende Jobs. Sogar noch mehr, wenn wir noch die Zuliefererbranche mitdenken. Damit sichern sie auch die Zukunft in vielfältiger Weise ab: Auf der einen Seite schaffen und sichern die Erneuerbaren Arbeitsplätze, auf der anderen Seite bewahren sie unsere Lebensgrundlagen. Das ist meine Botschaft an junge Menschen: Es geht um eure Welt, um eure Zukunft. Engagiert euch dafür.
Welche persönlichen Werte und Überzeugungen leiten Sie in Ihrer neuen Rolle als Präsidentin des BEE?
Ursula Heinen-Esser: Für mich ist das Leitbild der Bewahrung der Schöpfung ganz zentral. Und von zwei Dingen bin ich fest überzeugt: Zum einen brauchen wir dafür eine erfolgreiche Energiewende, zum anderen schaffen wir das nur gemeinsam. Nicole Weinhold