Eine ungewöhnliche schwimmende Photovoltaikanlage ist auf einem Baggersee im Landkreis Starnberg in Betrieb gegangen. Die Innovation des bayerischen Unternehmens Sinn Power: Die Solarmodule stehen nicht wie üblich waagerecht auf dem Wasser, sondern ragen senkrecht in den Himmel. Mit einer Leistung von 1,87 Megawatt produziert die Anlage jährlich rund zwei Gigawattstunden Strom - genug um den Strombedarf des ansässigen Kieswerks um bis zu 70 Prozent zu reduzieren.
Das Besondere an der sogenannten S-Kipp-Anlage ist ihre minimale Flächennutzung: Nur 4,65 Prozent der Wasseroberfläche werden bedeckt - deutlich weniger als die im Wasserhaushaltsgesetz erlaubten 15 Prozent. Dies wird durch die vertikale Ost-West-Ausrichtung der Module erreicht, zwischen denen mindestens vier Meter breite Wasserkorridore liegen. Eine kielartige Unterkonstruktion verankert die Paneele bis zu 1,60 Meter tief im Wasser und erlaubt kontrollierte Bewegungen bei Wind.
Die ersten Betriebswochen zeigen: Das System funktioniert technisch einwandfrei und bringt sogar ökologische Vorteile mit sich. Die offene Konstruktion ermöglicht Sauerstoffaustausch und Sonneneinstrahlung. Wasservögel nutzen die Schwimmkörper als Brutplatz, Fischschwärme sammeln sich im Bereich der Unterkonstruktion. Messungen belegen zudem eine verbesserte Wasserqualität.
Das Konzept eignet sich für alle künstlichen Gewässer ab 1,60 Meter Tiefe - besonders für kleinere Baggerseen und Kiesgruben, wo klassische schwimmende Solaranlagen bisher nicht wirtschaftlich waren. Am Standort Starnberg ist bereits eine Erweiterung um weitere 1,7 Megawatt geplant. (NW)