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Energiemonitoring zeigt: Starker Ausbau der Erneuerbaren weiterhin notwendig

Eines der zentralen Ergebnisse des Monitoringberichts zur Energiewende ist: „Der Ausbau der erneuerbaren Energieanlagen ist weiterhin in hohem Umfang notwendig, um die Klimaziele zu erreichen.“ Grundlage ist ein stark ansteigender Strombedarf, den die Autoren vom Energiewirtschaftlichen Institut der Uni Köln und BET ermittelt haben. Sie gehen davon aus, dass der Strombedarf bis 2030 auf Werte zwischen 600 und 700 Terawattstunden pro Jahr ansteigen wird. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 lag der Stromverbrauch in Deutschland bei 511 Terawattstunden.

Sicherlich besteht Unsicherheit bezüglich der Geschwindigkeit des Anstiegs des Strombedarfs. Allerdings geht auch die Bundesnetzagentur beim Netzentwicklungsplan nur von 635 Terawattstunden aus. Sollte der Strombedarf doch schneller steigen, etwa aufgrund des Umstiegs auf elektrische Wärmeerzeuger und Elektroautos, bleibt das Netz weiterhin das Nadelöhr der Energiewende.

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Transportwege nicht berücksichtigt

Die Autoren des Berichts verweisen zudem darauf, dass die Strompreise in Deutschland gesenkt werden sollten. Dies soll aber nicht allein mit preiswerten Erneuerbaren in Kombination mit Speichern und Flexibilitäten geschehen, sondern auch durch teure Gaskraftwerke. Zudem lösen die Autoren den Widerspruch zwischen den fehlenden Netzanschlüssen und der Forderung auf, mehr auf den Ausbau von solaren Freiflächenanlagen statt auf Dachanlagen zu setzen. Überdies muss der Strom von den Solarparks viel weiter transportiert werden, als wenn er dort erzeugt wird, wo die Verbraucher ihn benötigen.

Neue Verbrauchskonzepte ignoriert

Sie verweisen hier auf die Kosteneffizienz der Freiflächenanlagen. Tatsächlich liegen die Kosten für Solarparks 31 bis 47 Prozent niedriger als bei kleinen Aufdachanlagen, wie das Fraunhofer ISE ausgerechnet hat. Doch übersehen die Autoren hier die Potenziale, die eine verbrauchernahe Erzeugung in Kombination mit Konzepten wie dem Energy Sharing bieten. Denn damit werden größere Strommengen direkt innerhalb von kleinen räumlichen Strukturen genutzt, was die Notwendigkeit des überregionalen Netzausbaus verringert.

Energiewende-Monitoring: Der Kampf um die Deutungshoheit

Zumal die Autoren die Chancen anerkennen, die sich mit der kombinierten Nutzung von markt- und netzdienlichen Flexibilitäten auf der Einspeise- und der Nachfrageseite ergeben. Sie sehen, dass diese zur Verringerung des Netzausbaubedarfs sowie zur Steigerung der netzseitigen Versorgungssicherheit, der Systemstabilität und der Reduzierung der Systemkosten beitragen können.

Kapazitätsmechanismus für Gaskraftwerke

Dazu müsse aber der Ausbau von Smart Metern und von Flexibilitäten sowie die Digitalisierung endlich viel schneller gehen. Die Autoren nennen hier auch noch den Ausbau von gesicherter Leistung, womit sie auf den Zubau von Gaskraftwerken anspielen. Da diese sich niemals marktorientiert finanzieren lassen, was wiederum von den Erneuerbaren verlangt wird, sollte ein Kapazitätsmechanismus entwickelt werden. In diesen sollen in Zukunft auch Biogasanlagen einbezogen werden. Sie sollen nicht mehr als Grundlastkraftwerke im System arbeiten, sondern Spitzenlasten abdecken.

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Eigenverbrauch ignoriert

Außerdem seien die kleinen solaren Dachanlagen nicht steuerbar und würden nach Angaben der Autoren des Energiemonitorings den notwendigen Ausbau des Verteilnetzes erhöhen. Auch hier werden die Möglichkeiten des Eigenverbrauchs etwa innerhalb von städtischen Quartieren vollkommen ignoriert. Denn diese sind rechtlich bisher nicht möglich und konnten so auch gar nicht mit in die Berechnungen der notwendigen Redispatchmengen einfließen.

Kleine Anlagen sollen direkt vermarkten

Stattdessen schlagen die Autoren vor, die Fernsteuerung der Anlagen und die Pflicht zur Direktvermarktung auch auf Solargeneratoren auszuweiten. Bisher gilt dies nur für Anlagen mit einer Leistung von mehr als 100 Kilowatt. Dies wird aber derzeit ohnehin nicht gehen. Denn dazu sind wiederum die beschleunigte Einführung von Smart Metern und standardisierte Kommunikationsschnittstellen notwendig. Zudem muss dafür auch der Ausbau der digitalen Netz- und Marktinfrastrukturen notwendig sein, damit die Netzbetreiber überhaupt in der Lage sind, die Preissignale zu übermitteln und die Fernsteuerung der Anlagen umzusetzen.

Systemdienliche Windkraft

Auch für die Windkraft schlagen die Autoren eine bessere Marktintegration vor. So sollten die Marktwerte und die Referenzertragsmodelle differenzierter berechnet werden. In deren Ermittlung sollten in Zukunft auch technologische Spezifikationen wie Rotordurchmesser, Nabenhöhe, Verhältnis zwischen Rotor und Generator und Bedingungen am Standort einfließen. Dadurch erhofft man sich, dass systemdienlichere Anlagen höhere Marktwerte erzielen und wirtschaftlich attraktiver werden.

Speicher mit Ökostromanlagen kombinieren

Die Systemdienlichkeit steht auch bei Speichern im Mittelpunkt. Die Autoren plädieren hier unter anderem für die Co-Location von Speichern in Kombination mit Erzeugungsanlagen, sodass das Zwischenlagern des Ökostroms nicht selbst die Netze belastet. Außerdem sollten sie im Redispatch eingesetzt werden, da sie so konventionelle Kraftwerke einsparen können. Um dies zu steuern, schlagen sie höhere Baukostenzuschüsse vor, wenn die Speicher in Regionen mit einer höheren Netzauslastung gebaut werden. Werden sie in Regionen errichtet, wo noch freie Netzkapazitäten sind, sollten die Baukostenzuschüsse geringer ausfallen.

Auf die Idee, auf Baukostenzuschüsse zu verzichten, wenn die Speicher Netzausbau einsparen, kommen die Autoren genauso wenig wie auf eine Differenzierung bezüglich des Speicherbaus in Regionen mit hoher Netzauslastung. Denn gerade dort können die Speicher für Entlastung sorgen, wenn sie in Kombination mit einer Solar- oder Windkraftanlage gebaut werden.