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3,4 Gigawatt, drei Projekte – wie es mit Meereswindkraft vor Polens Küste weiter geht

Am 17. Dezember startete Polen die erste wettbewerbliche Ausschreibung für bis zu vier Gigawatt (GW). Die zuständige Regulierungsbehörde hatte sie im Juni angekündigt und als Wettbewerbsmodus das Bieten für zweiseitige Differenzverträge (international üblich abgekürzt: CFD) bestimmt. Für 3,4 Gigawatt (GW) erteilte diese dann zwei Tage später Vergütungszuschläge an drei Projektgesellschaften. Damit erhalten die Windparkentwicklungsvorhaben Baltic East des staatlich kontrollierten Ölkonzerns Orlen mit 900 Megawatt (MW), Baltica 9 vom ebenfalls zu 60 Prozent staatlichen Energiekonzern PGE mit 975 MW und Bałtyk I als gemeinsames Entwicklungsprojekt des polnischen Erneuerbare-Energien-Unternehmens Polenergia und des norwegischen Ölkonzerns Equinor mit 1.560 MW jeweils 25-jährige Vergütungsverträge. Dagegen ging das ebenfalls von PGE angebotene Vorhaben Baltica 1 mit einer geplanten Erzeugungskapazität von 896 MW leer aus.

Die CFD-Vergütungszuschläge unterscheiden sich kaum und betragen umgerechnet 11,3 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für Baltic East, 11,6 Cent pro kWh für Baltica 9 und 11,7 Cent pro kWh für Bałtyk 1. Die drei Gebiete befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungszonen, für die jeweils eigene Höchstgebotsgrenzen galten. So hätten die Bieter gerundet bis zu 11,5, 11,9 und 12,2 Cent fordern können.

Für alle drei Vorhaben ist der Einspeisestart mit der Produktion der ersten kWh nun fürs Jahr 2032 vorgesehen. Derweil gab der deutsche Energiekonzern RWE bekannt, aus der Fortführung des 350-MW-Projekts FEW Baltic auszusteigen und das Vorhaben an PGE zu verkaufen. Das unmittelbar am PGE-Feld für Baltica 9 angrenzende RWE-Gebiet könnte PGE noch dem jetzt bezuschlagten Windparkgebiet anschließen und damit schließlich ein 1,3-GW-Windfeld entwickeln. PGE werde das heutige FEW-Baltic-Areal „im Zusammenspiel mit ihrem weiteren Portfolio besser realisieren“ können, sagte der CEO der Geschäftseinheit RWE Offshore Wind, Sven Utermöhlen, „als RWE dies mit einem Einzelprojekt tun könnte“.

Die Ausschreibungsrunde war Polens erster vollständig wettbewerblich ausgerichtete Tender für Offshore-Windparks. Die erste Runde zur Vergabe von Meereswindpark-Entwicklungsrechten für zunächst 5,9 GW hatte das Land 2021 beendet und dabei sieben Vorhaben mit CFD-Ausübungspreisen von umgerechnet bis zu 7,6 Cent pro kWh ausgewählt. Die Regulierungsbehörde vereinbarte für diese ersten CFD direkt mit den Investoren der ausgewählten Projekte die CFD gemäß den zu erwartenden Kosten der Vorhaben. Dem CFD-Prinzip entsprechend erhalten die Windparks betreibenden Unternehmen bei niedrigen Stromhandelspreisen zusätzlich zu ihren Einnahmen aus dem kurzfristigen Strombörsengeschäft einen Aufpreis bezahlt, um den Ausübungspreis zu erreichen. Bei Einnahmen darüber müssen die Windparks betreibenden Akteure die überschüssigen Einnahmen an den Staat abgeben. Der erste Offshore-Windpark, Baltic Power aus 76 Vestasanlagen mit jeweils 15 MW, entsteht gerade in der Ostsee. Schon Mitte November meldeten die Unternehmen Orlen und Northland Power die abgeschlossene Errichtung der drei ersten Anlagen.