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Energiewende mit Stecker: In Balzhausen startet Deutschlands erste Einspeisesteckdose

Wenn am 20. Oktober 2025 im bayerisch-schwäbischen Balzhausen der Schalter umgelegt wird, beginnt für die Energiewende in Deutschland ein neues Kapitel. Die LEW Verteilnetz (LVN) nimmt im dortigen Umspannwerk die bundesweit erste Einspeisesteckdose offiziell in Betrieb. Schirmherr der Einweihung ist Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger, der das Projekt seit den ersten Planungsschritten unterstützt hat. 

Was sperrig klingt, ist in Wahrheit ein technisch wie organisatorisch revolutionärer Ansatz: Die Einspeisesteckdose ist ein standardisierter Einspeisepunkt, an dem unterschiedliche Anlagenbetreiber – etwa von Solar- und Windkraftwerken oder Batteriespeichern – gemeinsam ans Netz gehen. Anders als bei herkömmlichen Netzanschlussverfahren steht der Anschlusspunkt, ein leistungsstarker 80-MVA-Transformator im Umspannwerk, von Anfang an fest. Dadurch entfallen langwierige Abstimmungsprozesse, der Ausbau erneuerbarer Energien wird beschleunigt, und die vorhandene Netzkapazität kann gezielter genutzt werden.

Das Besondere: Dank eines intelligent kombinierten Energieträgermix aus Photovoltaik-, Windkraft- und Speichersystemen wird der Transformator in Balzhausen optimal ausgelastet – in Spitzenzeiten sogar um bis zu 60 Prozent überbaut. Während die Einspeiseprofile von Solar- und Windenergie sich gegenseitig ergänzen, halten sich die angeschlossenen Batteriespeicher in Zeiten hoher Netzlast zurück. Diese sogenannte „netzneutrale“ Betriebsweise sorgt dafür, dass das Stromnetz stabil bleibt, ohne überdimensioniert werden zu müssen. Auf diese Weise entsteht ein flexibles, effizientes Energie-Nadelöhr, das mehr grünen Strom in die Netze bringt, als die reine Transformatorleistung vermuten lässt.

Im Wettbewerb um die Anschlusskapazität der Einspeisesteckdose bewarben sich 20 Projektierer mit Vorhaben von insgesamt 445 Megawatt Leistung – mehr als das Fünffache der anschließbaren Kapazität. Den Zuschlag erhielten sieben Projekte mit zusammen 126 Megawatt. Diese starke Resonanz zeigt, wie groß das Interesse an innovativen Netzlösungen ist, die Erneuerbare schneller und planbarer ans Netz bringen.

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Für LEW Verteilnetz und Bayernwerk, die jeweils ein solches Pilotprojekt umsetzen, ist die Einspeisesteckdose ein wegweisendes Modell für die Zukunft. Sie demonstriert, dass die Energieinfrastruktur nicht nur erweitert, sondern vor allem intelligenter genutzt werden kann. So profitieren Projektierer von klaren Anschlussbedingungen, Netzbetreiber von einer optimalen Auslastung ihrer Transformatoren – und nicht zuletzt die gesamte Gesellschaft von einer effizienteren Integration der Erneuerbaren.

Die Inbetriebnahme in Balzhausen markiert damit mehr als nur den Start eines neuen technischen Systems. Sie steht für einen Paradigmenwechsel in der Netzplanung: Von projektbezogener Einzelanbindung hin zu gemeinsamer, vorausschauender Kapazitätssteuerung. Wenn der erste Strom über die Einspeisesteckdose fließt, ist das nicht nur ein Erfolg für die Region – sondern ein Signal für die gesamte Energiewende in Deutschland.