Der Gesamtumsatz der Speicherbranche in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 Milliarden Euro gesunken. Das entspricht einem Rückgang von 23 Prozent. So das Ergebnis der aktuellen Branchenanalyse des Bundesverbandes Energiespeicher-Systeme (BVES). Ursache hierfür sei vor allem ein Einbruch im Haushaltssegment um fast 40 Prozent. Dieser Rückgang konnte nicht durch die positive Entwicklung bei Speichern für Industrie und Gewerbe sowie durch Großspeicher ausgeglichen werden.
Der Einsatz von Energiespeichern nimmt jedoch generell in allen Bereichen weiter zu. Der Trend ist klar: „Wir sehen die Entwicklungen im Industrie- und Gewerbesegment sehr positiv, die zeigen, dass die Industriewende endlich an Fahrt aufnimmt“, erklärt Urban Windelen, BVES-Bundesgeschäftsführer. Auch das Haushaltssegment sei letztlich weiter auf einem soliden Wachstumskurs, Einmaleffekte durch die Energiepreiskrise ausgeblendet.
Nachfrage für Heimspeicher bricht ein
Nachdem Speicher in privaten Haushalten in den vergangenen Jahren stark nachgefragt worden waren, brachte das Jahr 2024 eher eine Normalisierung nach Sondereffekten unter anderem durch den Ukrainekrieg in den Jahren 2022 und 2023. Es handelt sich also um einen Nachfragerückgang auf hohem Niveau. Die Kombination aus politischen und wirtschaftlichen Faktoren habe für einen deutlichen Rückgang der Umsätze gesorgt, erklärt Windelen. Sinkende Energiepreise reduzieren danach den wirtschaftlichen Anreiz für Investitionen in Batteriespeicher. Zudem sei die Attraktivität der Sektorenkopplung im Haushalt von der Stromversorgung hin zu Mobilität und Wärme ausgebremst worden, unter anderem durch Unsicherheiten beim Heizungsgesetz.
In Kombination mit einer angespannten wirtschaftlichen Lage und einer schwächelnden Konjunktur führte dies zu niedrigen Verkaufszahlen über die gesamte Versorgungskette von Photovoltaik, Heimspeicher, Wärmepumpe bis hin zur Wallbox. Dennoch erwarten die Experten in der BVES-Umfrage für 2025 eine Verbesserung des Marktes, insbesondere durch mehr E-Mobilität sowie neue Geschäfts- und Vermarktungsmodelle bei Heimspeichern durch aktuelle regulatorische Anpassungen. Dynamische Stromtarife und Optionen im Stromhandel durch Direktvermarktung bringen wieder Schwung in den Vertrieb.
Steigendes Interesse an großen Speichern
Im Gegensatz zu den Heimspeichern verzeichnen Strompuffer in Industrie und Gewerbe einen deutlichen Wachstumsschub. Mit einem Wachstum von 23 Prozent zeigt sich eine deutliche Steigerung des Interesses. In erster Linie wurde dies durch die niedrigen Kosten von erneuerbarem Strom in der Eigenerzeugung forciert, hinzu kamen die sinkenden Kosten für Energiespeicher.
Ein deutlich wachsendes Anwendungsfeld ist die Integration von Speichern als Leistungspuffer in Ladeinfrastrukturen für die betrieblichen E-Flotten. Hohe Kosteneinsparungen und die Erschließung von neuen Geschäftsmodellen machen die Systeme zunehmend attraktiv. Nach der BVES-Branchenumfrage wird erwartet, dass diese Faktoren das Wachstum auch 2025 deutlich weiter vorantreiben werden. Immer mehr Hersteller bieten auch auf der Fachmesse EES sogenannte Netzbooster an.
Netzspeicher noch vor Hürden
Das dritte Segment der Großspeicher verzeichnete 2024 ein Wachstum von 14 Prozent. Besonders Großbatterien sind derzeit ein heißes Thema. Obwohl der Markt mit aktuell zwei Gigawatt noch vergleichsweise klein ist, hat sich das Großspeichersegment etabliert. Es wird in den kommenden Jahren stark wachsen.
Neueste Rechtsänderungen wie das Stromspitzen-Paket eröffnen Speichern in Co-Location mit Solar und Wind neue Einsatzchancen und werden das Großspeichersegment weiter stärken. „Um die Flexibilität und Stabilität des Energiesystems zu gewährleisten, braucht es klare und verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen, Investitionssicherheit sowie einen Abbau bürokratischer Hürden – insbesondere im Genehmigungs- und Baurecht“, resümiert BVES-Chef Windelen. Das wird eine zentrale Aufgabe für die neue Bundesregierung.
Initiative für prognosebasiertes Laden
Ein neues Thema ist die Möglichkeit von Heimspeichern, nicht so schnell wie möglich, sondern über eine intelligente Strategie zu laden. Rund eine Million der über 1,8 Millionen in Eigenheimen installierten Batteriespeicher lädt frühmorgens, sobald Solarstromüberschüsse anfallen. Doch dann sind die Batteriespeicher an wolkenlosen Tagen bereits im Laufe des Vormittags vollständig geladen. Anschließend werden die gesamten Stromüberschüsse ins Netz eingespeist. Damit der Heimspeicher bestmöglich zur Energiewende beiträgt, sollte er die solare Einspeisespitze zur Mittagszeit reduzieren. Die Stromnetzbetreiber könnten so mehr Photovoltaikanlagen in das bestehende Netz integrieren. Doch viele private Betreiber kennen die Vorteile dieser intelligenten Batterieladung ihrer Heimspeicher nicht – und haben sie daher nicht aktiviert.
Smartes Laden verlängert Lebensdauer
Intelligente Energiemanagementstrategien verzögern die Batterieladung mithilfe von Solarstromprognosen. Das reduziert die Standzeiten bei hohen Ladezuständen, was die Lebensdauer von Lithiumbatterien um durchschnittlich zwei Jahre verlängert. Bei einem Heimspeicher mit zehn Kilowattstunden erhöht die zusätzliche Betriebszeit die Kosteneinsparung um mindestens 800 Euro. Das hat die Forschungsgruppe Solarspeichersysteme der HTW Berlin nun ermittelt.
Durch den verzögerten Beginn der Batterieladung speisen Photovoltaik-Batteriesysteme mit prognosebasiertem Energiemanagement vermehrt in den Vormittagsstunden Strom in das Netz ein. Genau dann, wenn die Stromnachfrage und damit die Erlöse an der Strombörse höher sind als zur Mittagszeit. Simulationsanalysen der HTW Berlin zeigen, dass die intelligente Ladung zur Mittagszeit den mittleren Marktwert des eingespeisten Solarstroms im Jahr 2024 um 28 Prozent steigerte. Je höher der Marktwert einer Kilowattstunde Solarstrom ist, desto weniger wird das EEG-Konto und damit der Steuerzahler belastet.
HTW: prognosebasiertes Laden aktivieren
Lädt der Batteriespeicher bislang noch nicht prognosebasiert, lässt sich das in den Einstellungen schnell ändern. Mit maximal sechs Klicks könnten Betreiber die Vorteile eines prognosebasierten Energiemanagements nutzen, erklärt Johannes Weniger, Initiator der neuen Kampagne. Der Kern der Initiative besteht darin, den Betreibern eine Anleitung zu geben, wie sie das prognosebasierte Laden aktivieren können.
Insgesamt sieben Hersteller unterstützen die Initiative: E3/DC, Fenecon, Kostal, RCT Power, SMA, Sonnen und Tesvolt. Alle sieben Hersteller konnten anhand von Betriebsdaten realer Anlagen nachweisen, dass sie nicht nur mit prognosebasierten Ladestrategien werben, sondern diese ihren Kunden bereits heute anbieten können. Die Unternehmen Fenecon und RCT Power liefern ihre Heimspeichersysteme schon seit mehreren Jahren mit einem prognosebasierten Ladeverfahren aus. Es ist standardmäßig aktiviert – und das hilft der Energiewende insgesamt.

Foto: HTW Berlin

Grafik: 3EC
Accupower
Natrium-Ionen-Akkus erreichen Serienreife
Dem österreichischen Unternehmen Accupower aus Graz ist mit Natec nach eigenen Aussagen ein technologischer Durchbruch gelungen: Erstmals wurden demnach Natrium-Ionen-Akkus für industrielle Anwendungen in Serie produziert. Die entscheidende Innovation von Accupower besteht demnach maßgeblich im sogenannten Batteriemanagementsystem (BMS), das zur dauerhaften Überwachung, Regelung und zum Schutz von Akkus dient. Dabei handelt es sich um Ladezustandserkennung, Tiefentladeschutz, Überladeschutz oder auch um komplexe Systeme mit Datenschnittstellen.
Die Marke Natec steht für Natrium Technologies. Weltweit arbeiten Wissenschaftler an Natrium-Ionen-Akkus als Energiespeichern mit viel Potenzial. Die Akkus sind bis zu 90 Prozent nachhaltiger als Lithiumakkus. Im Gegensatz zu Letzteren kommen Natriumbatterien ohne kritische Rohstoffe aus, gelten als brandsicherer und haben eine bis zu vier Mal höhere Lebensdauer. Zudem können sie auch schneller aufgeladen werden.
Accupower bearbeitet bereits erste Aufträge für die serienreife Nutzung der nachhaltigen Natec-Akkus beispielsweise für die Automobilbranche, bestätigt Moritz Minarik, CEO von Accupower. Der sogenannte Accumotion Extender (Amex) ist eine Speziallösung, die sehr leistungsstark ist und zudem eine unterbrechungsfreie Abgasmessung garantiert.

Foto: Accupower
Webasto/Cylib
Recycling gewinnt wertvolle Materialien zurück
Der Automobilzulieferer Webasto und die Recyclingfirma Cylib haben eine Kooperation vereinbart, um Altbatterien und Abfälle aus der Batteriefertigung aus den europäischen Werken abzuholen und zu verwerten. Webasto fertigt seit 2019 unter anderem Batterien für Pkw und Nutzfahrzeuge.
Cylib gewinnt alle Materialien, einschließlich Lithium und Grafit, vollständig zurück. „Unsere Technologie gewinnt alle wertvollen Materialien aus ausgedienten Lithium-Ionen-Batterien zurück“, sagt Gideon Schwich, COO von Cylib.
Die Partnerschaft mit Webasto sei daher ein wichtiger Schritt, um das Batterierecycling zu skalieren. „Gemeinsam treiben wir die Kreislaufwirtschaft in Europa weiter voran“, erklärt Schwich. Die derzeit gültige Batterieverordnung der Europäischen Union stellt strenge Anforderungen an die Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit von Batterien. Sie schreibt vor, dass bis 2030 mindestens 70 Prozent des Lithiums und 95 Prozent des Kobalts, Nickels und Kupfers aus Altbatterien zurückgewonnen werden müssen. Der Recyclingprozess von Cylib übertrifft diese Anforderungen bereits heute und stellt sicher, dass Webasto diese Vorgaben erfüllt.

Foto: Webasto