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Noch viel Handlungsbedarf bei der Energiewende

Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring hat ihren jährlichen Bericht an das Wirtschaftsministerium übergeben. Die Kommission sieht drei zentrale Handlungsfelder, die in den kommenden Jahren politisch stärker in den Fokus rücken sollten. Erstens ist das Marktdesign an die Anforderungen eines Stromsystems anzupassen, das bereits zu mehr als 50 Prozent auf erneuerbaren Energien basiert. Hierbei spielen Preissignale, die Anreize für einen effizienten Systembetrieb bieten, eine zentrale Rolle.

Zweitens sind Strategien für die stofflichen Energieträger von zentraler Bedeutung. Für Wasserstoff geht es darum, wie der Hochlauf gestaltet wird, während bei Erdgas und Mineralöl die Nachfrage absehbar zurückgeht. Drittens sollten aus Sicht der Expertenkommission die Maßnahmen zur Förderung der Energiewende konsistent, effizient und aufeinander abgestimmt sein, um die nächste Phase der Energiewende hin zur Klimaneutralität erfolgreich zu gestalten. Unnötige und kontraproduktive Maßnahmen sollten zurückgefahren werden.

„Die Energiewende kommt voran, doch der aktuelle Monitoringbericht zeigt: Insbesondere bei den Themen Versorgungssicherheit, Netzinfrastruktur und Energieeffizienz bestehen weiterhin erhebliche Herausforderungen“, sagt der Kommissionsvorsitzende Professor Andreas Löschel. „Es braucht jetzt Entschlossenheit, damit die Energiewende Kurs hält. Dabei geht es nicht um einzelne Maßnahmen, sondern um einen verlässlichen und langfristig stabilen Rahmen für die Energiewende.“

Energiewende muss bezahlbar sein

Die Expertenkommission betont, dass bezahlbare Energie für deutsche Haushalte und Unternehmen von herausragender Bedeutung sei, um industrielle Abwanderung zu verhindern und eine breite Akzeptanz der Energiewende zu gewährleisten. Aus Sicht der Expertinnen und Experten sollten dabei Maßnahmen, die die Systemkosten senken und dadurch die Effizienz der Energiewende steigern, Vorrang vor Entlastungen aus Staatsmitteln haben.

Den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sieht die Expertenkommission auf einem guten Weg. Gleichzeitig konstatiert sie, dass das Stromsystem aktuell in eine neue Phase eintrete, in der die erneuerbaren Energien bald zwei Drittel der Stromerzeugung abdecken und weitere Teile der Wärmeversorgung, der Mobilität und der industriellen Prozesse elektrifiziert werden müssen.

„Deshalb ist es richtig und notwendig, stärkere Anreize für systemdienliche Investitionen und einen systemdienlichen Betrieb von Erzeugungsanlagen, Speichern und der flexiblen Stromnachfrage zu schaffen, um die Integration der erneuerbaren Energien zu verbessern und die dringend benötigte Elektrifizierung zu fördern“, unterstreicht Professorin Anke Weidlich.

Gas- und Wasserstoffpolitik fehlt die Strategie

Und im Hinblick auf das Thema Gas sagt Felix Matthes: „Vor dem Hintergrund der klimapolitischen Ziele ist es notwendig, den Erdgasverbrauch in Deutschland zu reduzieren und längerfristig auf null zurückzuführen.“ Angesichts der unterschiedlichen möglichen Entwicklungen im Gassektor sei für die künftige Gas- und Wasserstoffpolitik eine integrierte und flexible Strategie notwendig, die derzeit noch nicht zu erkennen sei. Ähnliches gelte für die Mineralölwirtschaft und die Entwicklung des Raffineriesektors in Deutschland.

Die Bundesregierung hatte die Kommission aus vier unabhängigen Energieexpertinnen und Experten im Jahr 2011 für das Monitoring der Energiewende eingesetzt.

  • Die Mitglieder sind:
  • - Professor Andreas Löschel, Inhaber des Lehrstuhls Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit, Ruhr-Universität Bochum
  • - Felix Matthes, Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik, Öko-Institut Consult
  • - Professorin Veronika Grimm, Leitung des Energy Systems and Market Design Lab, Technische Universität Nürnberg
  • - Professorin Anke Weidlich, Inhaberin der Professur für Technologien der Energieverteilung, Universität Freiburg
  • Quelle: Öko-Institut / ms